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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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den Matsch vortastete. Dann kam ihm plötzlich der Gedanke, dass er die Tiefe des Schlicks als eine Art primitives Messgerät nutzen konnte.
    »Was denkst du gerade?«, fragte Lorna, die besorgt darüber wirkte, dass er angehalten hatte.
    »Ich versuche nur, dahinterzukommen, wie die Toten hier durchkonnten.«
    »Ich auch«, sagte sie. »Die Leichen dort hinten ...«
    »... müssen zu den Ersten gezählt haben, die reingekommen sind. Sie müssen Jackson gefolgt sein. Vermutlich war eine ziemliche Meute hinter ihm her.«
    »Wenn es genug waren«, meldete sich Harte zu Wort, »besteht die Chance, dass einige von ihnen zertrampelt wurden, wie wir es von draußen kennen.«
    »Das dachte ich auch gerade«, pflichtete Michael ihm bei.
    »Also ... je tiefer der Matsch, desto besser?«, fragte Lorna.
    »Genau.«
    Caron war immer noch blass. Beim Gedanken an noch mehr totes Fleisch drehte sich ihr der Magen um. »Ihr wollt euch noch tiefer vorwagen?«
    Michael erwiderte nichts. Stattdessen leuchtete er mit seiner Taschenlampe auf den Boden und begann, mit seinen Schuhen umherzutasten. Er versuchte, sich Jacksons Ankunft vorzustellen. Damals musste ihm unweigerlich eine riesige Masse der Toten gefolgt sein. Michael arbeitete sich am Rand des Raums entlang, hielt mit einer Hand die Taschenlampe und tastete mit der anderen über die Wand. Der Rest der Gruppe blieb stehen und beobachtete, wie er vorsichtig einen Schritt nach dem anderen machte. Er wusste, dass er auf der richtigen Spur war, denn der Matsch wurde tiefer. Anfangs hatte er kaum aufgespritzt, inzwischen reichte er über die Sohle seiner Schuhe hoch. Bald befand er sich knöcheltief darin, dann bis zu den Schienbeinen.
    Plötzlich verschwand die harte Wand, an der sich Michael entlangtastete. Er blieb stehen und konnte die Ränder eines Eingangs zu einem weiteren Gang fühlen, den er zuvor aufgrund von Schatten nicht bemerkt hatte. Er watete näher hin und spürte, wie der unvorstellbar eklige Schlick mit jedem Schritt höher stieg.
    »Das ist es«, sagte er. »Muss so sein.«
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte Lorna von hinten. Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Gang.
    »Nicht das Geringste, aber inzwischen müssen wir sehr nah sein.«
    »Ich kann nicht weiter«, jammerte Caron.
    »Sorgt dafür, dass sie die Klappe hält, ja?«, gab Michael erschöpft zurück. »Die geht mir gehörig auf die Nerven.«
    »Lass es gut sein, Caron«, rief Lorna ihr zu, bevor sie die Stimme senkte und hinzufügte: »Du hast keine andere Wahl.«
    »Alle bereit?«, fragte Michael. Absolute Stille.
    »Tu’s einfach«, sagte Kieran zögerlich.
    »Gänsemarsch. Haltet euch an der Person vor euch fest, in Ordnung?«
    Michael wartete nicht darauf, dass jemand antwortete. Kaum hatte Harte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt, bewegte er sich den von ihm entdeckten Gang entlang. Seine Schuhe schmatzten und rutschten durch den rasch tiefer werdenden Matsch. Er verlor regelmäßig den Halt, wenn er auf verborgene Knochen trat, und bemühte sich, sie zur Seite zu schieben. Knirschend trat er durch Brustkörbe und trat Schädel weg wie Fußbälle.
    »Scheiße«, fluchte Howard, als er stolperte und beinah die halbe Gruppe zu Fall brachte. Seine verängstigte Stimme wurde von der Enge des Gangs verstärkt, dem sie folgten. »Das ist Wahnsinn. Wir sollten umkehren.«
    »Kannst du ja, wenn du willst«, erwiderte Michael, dem es zunehmend schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Mittlerweile musste er geradezu durch den Verwesungsmatsch waten. »Aber ich verschwinde von hier.«
    Lorna brachte der eiskalte Brei, der ihr inzwischen fast bis zur Hüfte reichte, zum Würgen. Der Gestank war überwältigend. Es fühlte sich an, als bedecke er die Innenseiten ihrer Nase und Kehle.
    »Wir wissen nicht mal, ob das der Weg ist, auf dem Jackson reinkam«, beklagte sich Howard weiter. »Vielleicht gibt es noch einen. Wir könnten eine Abzweigung übersehen haben ...«
    »Er hat recht«, räumte Harte widerwillig ein und verlor um ein Haar wieder das Gleichgewicht. »Vielleicht sollten wir wirklich überlegen, umzukehren. Die Leichen werden oben für Ablenkung sorgen, und wir können ...«
    »Solange ich weitergehen kann«, presste Michael zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »besteht immer noch die Möglichkeit, dass wir auf dem richtigen Weg sind.«
    Michael, der sich immer noch mit ausgestreckten Händen den Weg ertastete, blieb plötzlich stehen. Der Rest der Gruppe rückte hinter ihm

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