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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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unterdrückte. Er konnte nur an Lorna und daran denken, wie leer und dumm er sich vorkam, seit er sich so von ihr hatte austricksen lassen.
    Aber das Schlimmste ist , dachte er traurig, dass ich es sofort wieder zulassen würde. Ich würde alles dafür tun, ihr noch einmal so nah zu sein. All die Schmerzen und all der Ärger, den mir Jas seither macht, waren diesen einen Kuss wert ...
    Melanie kam angelaufen.
    »Ich kann niemanden finden«, sagte sie. »Sind alle weg. Anscheinend ist Kieran auch verschwunden.«
    »Hurensohn!«, brüllte Jas und trat frustriert in den Boden. »Dieser kleine Wichser hat mich hintergangen.«
    »Aber wenn sie nicht über die Mauer sind«, warf Bayliss ein, »und wenn wir wissen, dass nicht alle mit dem Laster entkommen sind, dann müssen sie noch irgendwo sein.«
    »Überprüft noch mal die Wohnwagen«, befahl Jas.
    »Wozu? Die haben wir schon überprüft.«
    »Tut es einfach, verdammt noch mal!«
    Mürrisch steuerten sie auf die Wohnwagen zu und teilten sich auf, froh darüber, Abstand zwischen sich und Jas zu bringen. Ainsworth widmete sich erneut dem Wohnwagen, den er bewacht hatte, starrte auf das Bett, auf dem Lorna gelegen hatte, und wünschte er könnte die Uhr zurückdrehen, damit nichts von all dem geschehen würde. Und damit meinte er nicht nur diese Nacht. Er wollte noch weiter zurückgehen ... an die Stelle, als er hier eingetroffen war. Vielleicht würde er seine Freunde anders auswählen, wenn er noch einmal Gelegenheit dazu bekäme.
    »Und?«, fragte Jas, der hinter ihm am Eingang stand.
    »Nichts«, antwortete Ainsworth niedergeschlagen und wollte zurück hinaus. Jas versperrte den Weg durch die Tür, und Ainsworth war erleichtert, als er zum nächsten Wohnwagen weiterging. Er setzte sich auf die Stufen, stützte den Kopf auf die Hände und lauschte, wie Jas die anderen anbrüllte, als auch sie meldeten, dass sie nichts gefunden hatten.

44
    Michael führte die anderen tiefer in die höhlenartigen Räume unter der Erde. Nach mehreren Minuten träger, schlurfender Bewegungen waren all jene Leichen, die sich noch ausreichend bewegen konnten, in die Richtung gescheucht worden, aus der die Lebenden gekommen waren – zum Andenkenladen und ins Innere der Burg. Zurück blieben nur diejenigen, die sich nicht mehr rühren konnten.
    Michael und der Rest der kleinen Gruppe kamen qualvoll langsam voran, weil das Ausmaß der Verwesung rings um sie drastisch zu steigen begann. Je weiter sie sich von der Mitte der Burg entfernten, desto weniger vollständige Leichen trafen sie an. Mit jedem Schritt schien sich der Zustand der Toten ringsum drastisch zu verschlechtern. Mittlerweile kam sich Michael wie in dem Meer von Kadavern vor, durch das er sich zuvor mit Harry und Harte kämpfen musste, nur fand er es hier aufgrund der Enge und des völligen Fehlens frischer Luft noch schlimmer. Caron hatte sich wegen des unsäglichen Gestanks bereits übergeben. Im Verlauf der letzten Monate hatte sie mehr als genug Blut und Verderben gesehen, doch dies hier hatte sich als zu viel für sie erwiesen. Mittlerweile stützten sie Howard und Kieran zwischen sich, entweder einer auf jeder Seite oder einer vorn und einer hinten, wenn der Weg zu schmal wurde. Die Luft war erfüllt vom Gestank der Gase, die durch die Verwesung der Toten entstanden. Zündet bloß niemand ein Streichholz an , dachte Michael. Sonst fliegt uns hier alles um die Ohren .
    »Sackgasse«, verkündete er, als seine ausgestreckten Hände auf eine weitere kalte, aus dem Fels gehauene Wand stießen.
    »Vielleicht sollten wir einfach umkehren«, schlug Howard zum wohl hundertsten Mal vor.
    »Dafür ist es jetzt ein wenig spät«, gab Michael zurück. »Und außerdem: Wenn Jackson auf diesem Weg reingekommen ist, müssen wir auch rauskönnen.«
    Er sah sich um. Seine Füße rutschten durch Verwesungsmatsch. Er fühlte sich orientierungslos. Alles sah hier unten gleich aus, erst recht im spärlichen Licht der wenigen verbliebenen Taschenlampen. Ihm fiel auf, dass Kieran seine Lampe ausgeschaltet hatte. Vielleicht weil er dachte, dann selbst noch eine Chance zu haben, falls sie noch immer nicht entkommen wären, wenn bei allen anderen die Batterien den Geist aufgaben. Michael wollte nicht hier unten ohne Licht festsitzen. Er wollte überhaupt nicht hier unten festsitzen. Es musste einen Weg nach draußen geben.
    Er bewegte sich zurück zu den anderen. Seine Füße schlurften über den Boden, als er sich Zentimeter für Zentimeter durch

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