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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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einem drehbaren Wäschegestell lag. Wer immer es sein mochte, anscheinend war das Letzte, was die Person getan hatte, bevor ihr Leben brutal beendet wurde, das Aufhängen der Wäsche gewesen. Ein paar Kleidungsstücke hatte sie geschafft, die seit mittlerweile Monaten dort hingen – Handtücher, ein Sommerkleid mit Blumenmuster, Kinderunterwäsche ... Inzwischen glichen die Kleider nur noch Fetzen, von der Witterung angegriffen und ausgebleicht. Unwillkürlich ertappte sich Harte bei dem Versuch, die Teile der Familie zusammenzusetzen, die hier gelebt hatte. Ein kleines Mädchen, sieben oder acht Jahre alt, das bei seiner Mutter gewohnt hatte, die zweifellos die Tote im Garten war. Auf einer Arbeitsfläche in der Küche fand er einen geöffneten, an Mr. John Prentice adressierten Brief. Er fragte sich, womit sich John den Lebensunterhalt verdient hatte, und versuchte, sich vorzustellen, wo der Mann gewesen sein mochte, als er starb. War er einer der Zehntausenden Leichen vor der Burg gewesen? Als noch beklemmender empfand Harte die Frage, was aus dem kleinen Mädchen geworden war. Der Gedanke, er könnte um eine Ecke biegen und mit der hüfthohen, seit drei Monaten toten Kinderleiche zusammenstoßen, beunruhigte ihn mehr, als er sollte.
    Es lag lange zurück, dass er zuletzt Zeit in einem solchen Haus verbracht hatte. Beim Letzten hatte es sich um die Doppelhaushälfte gehandelt, die Jas und er in Brand gesteckt hatten, um eine Ablenkung zu schaffen, damit Webb, Hollis und einige andere ein paar Kadaver der endlosen Horden erledigen konnten, die sich um die Wohnungen eingefunden hatten. Und geholfen hatte es gar nichts. Herrgott, all das schien schon so lange her zu sein. Fast so lange wie die Tage, als er noch in einer Schule unterrichtet und in einem Heim gelebt hatte, das diesem hier gar nicht unähnlich war ...
    Er passierte Kieran, der in einem kleinen Arbeitszimmer vor einem Computer saß und mit der Taschenlampe umherleuchtete. Wie selbstverständlich hielt er die Maus in der Hand und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, als wolle er im Internet surfen oder eine E-Mail senden. Dann schaute er auf und sah, dass Harte ihn beobachtete.
    »Schon komisch, wie sich alles entwickelt hat, oder?«
    »Wie meinst du das?«
    »Früher hat sich mein Leben um diese Dinger gedreht, heute gibt es nicht mal mehr Strom, um sie einzuschalten.«
    Er stieß die Maus und die Tastatur von sich, stand auf und ging hinaus.
    Caron hatte ihre schmutzigen Kleider ausgezogen und hinausgeworfen. Sie saß auf einem Sofa an einem Ende eines langen, schmalen Wintergartens, der sich fast über die gesamte Breite der Rückseite des Hauses erstreckte. Es war kalt, aber ihr gefiel die Aussicht durch die Glaswände und die Glasdecke. So fühlte sie sich beinah wie draußen, trotzdem war sie sicher und geschützt. Rings um sie standen Topfpflanzen, mittlerweile verdorrt und schrumplig in staubtrockener Erde. Caron trug einen Morgenrock und einen Pyjama, die wahrscheinlich früher der Frau gehört hatten, die tot mitten auf dem hinteren Rasen lag, aber selbst das schien keine Rolle mehr zu spielen.
    »Wie lange haben wir Zeit?«, brüllte Caron, ohne ihre Frage an jemand Bestimmten zu richten.
    »Lang genug, um zu verschnaufen und uns sauber zu machen«, brüllte Lorna zurück.
    »Ich sage, wir sollten bleiben, bis es heller ist, bevor wir weiterziehen«, schlug Harte vor. »Gönnen wir uns ein paar Stunden, um uns zu beruhigen.«
    »Scheint mir auch keinen Sinn zu haben, uns irgendwohin zu beeilen«, meinte Michael, der beklemmend deprimiert klang.
    »Ich dachte, du könntest es kaum erwarten, zurück auf deine Insel zu kommen.«
    »Tu ich auch.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Es ist kein Problem, zurück nach Chadwick zu gelangen«, erwiderte er. »Nur werden wir es wahrscheinlich nicht weiter als dorthin schaffen. Es sei denn, einer von uns kann segeln.«
    »Harry wird doch gewartet haben, oder?«
    »So lange er konnte, aber ich gehe davon aus, dass er inzwischen längst weg ist.«
    »Und was willst du damit sagen?«
    »Dass ich nicht weiß, wie man ein Boot steuert«, gestand er und zuckte niedergeschlagen mit den Schultern. »Also weiß ich nicht, wie ich nach Hause kommen soll.«
    »So schwierig kann das nicht sein«, meldete sich Howard zu Wort.
    »Damit könntest du recht haben. Gut möglich, dass Segeln ein Kinderspiel ist. Aber kann jemand von uns navigieren? Oder eine verfluchte Karte lesen?«
    »Wird der Helikopter nicht

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