Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
sind immer hier«, sagte er. »Aber so viele waren es noch nie. Es ist, als wüssten sie, wo ich bin.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, erwiderte sie. »Die sind keine Bedrohung mehr. Sie werden uns nicht angreifen – schau.«
    Sie führte ihn vorwärts, und zusammen beobachteten sie, wie sich Kieran den nächsten Toten näherte. Auf dem Boden in der Nähe seiner Füße lagen ein Kopf und ein Rumpf. Der Kadaver streckte wiederholt die Arme, wollte sich vorwärtsziehen, schaffte aber bei jedem Versuch nur wenige Zentimeter. Auf der anderen Straßenseite kroch eine vom Regen durchnässte Kreatur auf allen vieren. Ihre Glieder knickten immer wieder unter dem vernachlässigbaren Gewicht ein.
    »Aber sie kommen immer noch «, sagte Hollis.
    Kieran beobachtete sie mit schwerem Herzen. Er hatte kaum geschlafen und die Zeit stattdessen damit verbracht, über die Leichen nachzudenken, die sie unter der Burg entdeckt hatten. Mittlerweile wusste er, weshalb sie hier waren, wahrscheinlich besser, als sie es selbst wussten. Sie wollten Hilfe. Sie wollten Erlösung von der endlosen Qual, die es verhieß, zu spüren, wie sie verwesten, ohne etwas dagegen tun zu können. Er fand, das Mitfühlendste wäre, sie aus ihrem Elend zu befreien. Kieran kauerte sich neben die Leiche zu seinen Füßen, betrachtete sie und dachte an die Hunderten zurück, die er schon getötet hatte, rief sich all die wilden Kämpfe in Erinnerung, an denen er mitgewirkt hatte. Konnte es wirklich sein, dass sie sich in den Toten von Anfang an geirrt hatten? Hatten sie schon immer Hilfe gewollt und es nur nicht zeigen können?
    Mit einem Brecheisen, das er aus der Garage des Hauses mitgenommen hatte, arbeitete er sich durch die kleine Gruppe der Kadaver vor, erledigte sie nacheinander. Es fühlte sich nicht so an wie bei früheren Gelegenheiten, bei denen er getötet hatte ... diesmal verspürte er keine Befriedigung, keine Erleichterung, nur eine eigenartige Traurigkeit, wenn die einzelnen Leichen zusammensacken und endgültig stilllagen. Der letzte Tote schien den Kopf zu drehen und ihn zu beobachten, als er sich näherte. Den Bruchteil einer Sekunde lang fühlte es sich beinah so an, als suche er Blickkontakt. Der Kadaver stand unmittelbar vor ihm; Regenwasser lief ihm über die aufgerissene, unebenmäßige Haut hinab und troff von den letzten Haarbüscheln, die noch am Kopf hingen. Als Kieran das Brecheisen anhob, reagierte die Kreatur nicht. Kieran legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu stützen, dann stieß er seine Waffe tief in ihre linke Schläfe. Instinktiv fing er den fallenden Körper auf.
    Howard hatte im Haus eine Karte gefunden. Er faltete sie auseinander und wieder zusammen, hatte mit dem böigen Wind zu kämpfen, der die Karte erfasste und aufblähte, wann immer Howard kurz davor stand, sie auf handliche Größe zu bringen. Dadurch abgelenkt stolperte er über einen Randstein und knurrte vor Verärgerung. Von hinten schloss Kieran zu ihm auf und blickte über seine Schulter.
    »Da ist Norden«, sagte er und zeigte nach links. »Also sind wir westlich von Chadwick, glaube ich.«
    »Südwestlich«, berichtigte ihn Howard, dem es endlich gelang, sich auf der Karte zurechtzufinden. »Wir können entweder dieser Straße folgen oder es querfeldein versuchen.«
    »Was immer kürzer ist«, meldete sich Michael zu Wort. »Nur müssen wir versuchen, möglichst sichtbar für den Fall zu bleiben, dass Richard zurückkommt.«
    »Glaubst du, das tut er?«, brüllte Lorna, um sich gegen den Wind Gehör zu verschaffen.
    »Wenn sich das Wetter bessert vielleicht schon.«
    Kieran und Howard waren stehen geblieben und sahen erneut auf der Karte nach. »Eine Abkürzung«, sagte Howard und deutete in Richtung eines kleinen Parks auf der anderen Straßenseite, bevor er mit geducktem Kopf durch den Regen losmarschierte. Die anderen folgten ihm an einen traurigen, leblosen Ort. Der einst gepflegte Rasen wucherte wild, Unkraut erstickte die Blumenbeete. Der Winter schien aus allem die Farben gebleicht zu haben – wo man mit Grün gerechnet hätte, gab es nur hässliche Gelb- und Brauntöne zu sehen.
    Schweigend und im Gänsemarsch ging die Siebenergruppe einen Spielplatz vor einer kleinen Schule auf der anderen Seite des Parks entlang. Alle bemühten sich, nicht zu genau hinzusehen, doch es fiel ihnen schwer. Immer noch lagen die Überreste kleiner Körper überall verstreut wie Küken, die aus einem Nest gefallen waren. Weiter vorn am Rand eines Felds

Weitere Kostenlose Bücher