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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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den vertrauten Geräuschen rings um sie. Unten redete jemand. Das Haus ächzte, als sich die Temperatur änderte und sich Rohre weiteten und zusammenzogen. Bodenbretter knarrten, als jemand anderer nach einem Platz zum Schlafen suchte. Sie konnte sogar ein Schnarchen aus dem Zimmer nebenan hören.
    Es war genauso, wie es früher gewesen war.

51
    »Was soll das heißen, er ist nicht hier?«, verlangte Emma zu erfahren und legte schützend die Hände auf ihren Bauch. Sie stand im Gästeraum des Fox – des einzigen Pubs der Insel. Rings um sie befanden sich mehrere andere, die über Nacht bei ihr geblieben waren. Die Stunden zwischen der Ankunft des ersten Boots mit Donna und Cooper und des zweiten, das Harry gesteuert hatte, waren schier endlos gewesen. Die Rückkehr des Helikopters hatte das zweite Boot angekündigt. Harry, der erschöpft wirkte und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, wusste sich nicht recht zu verteidigen, als sie ihn bestürmte.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Es war chaotisch und stockfinster, und überall sind Leute rumgerannt. Ein paar haben auf uns geschossen, Herrgott. Wir mussten weg.«
    Donna versuchte, Emma von ihm wegzuziehen, doch Emma ließ es nicht zu.
    »Du hast ihn einfach im Stich gelassen ?«
    »Sag mir, was ich sonst hätte tun sollen, Emma. Michael hätte dasselbe getan. Darauf hatten wir uns geeinigt, bevor wir dorthin aufgebrochen sind. So viele Menschen wie möglich rauszuholen und auf die Insel zu bringen, war am wichtigsten.«
    »Das glaube ich einfach nicht«, stieß Emma schluchzend hervor, wurde letztlich weich und setzte sich. Sie ließ den Blick durch den düsteren Raum wandern, den einige Öllampen und auf Stumpen niedergebrannte Kerzen erhellten. Verzweifelt starrte sie in jedes der neuen Gesichter und hoffte, ihr sei nur ein Fehler unterlaufen und sie hätte ihn übersehen. Aber das hatte sie nicht. Er war nicht hier. Die Neuankömmlinge beobachteten sie, wahrten Abstand und sahen sie an, als wäre sie mit ihrem aufgeblähten Bauch und ihren geschwollenen Fußgelenken ein Freak. Donna kauerte sich neben sie und ergriff ihre Hand.
    Richard Lawrence wartete an der Tür, unsicher, ob er sich näher hinwagen sollte. Er räusperte sich, weil er sich verpflichtet fühlte, etwas zu sagen. Emma ergriff jedoch vor ihm das Wort.
    »Fliegst du zurück, Richard?«
    »Am Vormittag.«
    »Warum nicht sofort?«
    »Weil ich hundemüde bin, deshalb. Ich muss mich eine Weile ausruhen, sonst stürze ich noch ins Meer. Ich fliege am Vormittag zurück.«
    »Bitte, Richard, flieg jetzt gleich.«
    Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab, weil er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte.
    »Ich kann nicht. Außerdem hätte es keinen Sinn. Ich würde ihn in der Dunkelheit nicht sehen. Wir müssen auf Tageslicht warten. Alles andere wäre dumm.«

52
    Lorna erwachte als Erste. Sie wecke die anderen, zerrte sie aus den Betten und rollte sie von den Sofas, wo sie geschlafen hatten. Anfangs herrschte die übliche Trägheit der ersten Schritte des Morgens, dann jedoch setzte rasch die Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht ein, wirkten wie Riechsalz und ließen alle ihre Müdigkeit abschütteln. Michael bewegte sich entschlossener als der Rest. Die Umstände waren für ihn dieselben, seine Beweggründe jedoch völlig anders. Für die anderen glich es einem unerwarteten Bonus, auf die Insel zu gelangen. Für ihn war es alles, was zählte.
    Noch bevor jemand einen Schritt nach draußen getan hatte, hörten sie den Wind und den Regen. Die relative Ruhe des Wetters vom Vortag war verschwunden. Draußen herrschten grässliche Bedingungen. Dichte graue Wolken bedeckten den Himmel und hingen so tief, dass sie die Wipfel von Bäumen und den Burgturm in der Ferne verhüllten.
    Nachdem sie alles Nützliche aus dem Haus mitgenommen hatten – vorwiegend saubere Kleidung und Mäntel, denn praktisch alles andere hatte Hollis bereits benutzt –, traten sie hinaus auf die Straße. Der Wind wehte so heftig, er schien sie regelrecht zurück ins Haus zwingen zu wollen. Michael übernahm die Führung, ging zum Rand des kleinen Vorgartens und blieb stehen. Rings um das Haus befanden sich die Überreste weiterer Toter. Bei ihrem Eintreffen waren es nicht so viele gewesen. Einige konnten sich gerade noch auf den Beinen halten, andere waren nicht einmal mehr vollständig.
    Lorna drehte sich um und sah, dass Hollis zurückgewichen war. Sie ging zu ihm.
    »Sie
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