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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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anderes können wir uns gar nicht leisten. Ihr wisst so gut wie ich, dass inzwischen jeder Mensch zählt.«
    »Also, ich halte das für ein zu großes Risiko«, brummte Bob.
    »Bob Hawkins«, meldete sich Sue Preston seufzend zu Wort. »Manchmal hältst du es schon für ein zu großes Risiko, morgens aus dem Bett zu steigen.«
    Vereinzeltes Gelächter lockerte die Stille auf. Driver gefiel die unbeschwerte Atmosphäre. Es war lange her, seit er zuletzt gesehen hatte, dass Menschen so gut miteinander auskamen. Er beobachtete, wie sich Sue ans Fenster lehnte und einen Schluck trank.
    »Also ich für meinen Teil«, sagte sie zu Driver, »finde, dass Jackson recht hat. Wir sollten versuchen, deinen Freunden zu helfen. Einen besseren Ort als diesen wirst du nicht finden, Schätzchen. Wir haben Lebensmittel, wir sind in Sicherheit, es ist genug Platz für jeden ...«
    »Schon überzeugt«, warf Driver ein, »aber ich will trotzdem zurückfahren. Was ich gesagt habe, war durchaus ernst gemeint. Ich wollte sie nicht im Stich lassen. Ich hab bloß keine andere Chance gesehen.«
    »Verstehen wir«, beteuerte Jackson. »Und wie schon gesagt, je mehr Menschen wir hier haben, desto besser. Mit weiteren zwölf wären wir bei fast 30 Personen. Sobald der Zeitpunkt günstig ist, brechen wir nach Bromwell auf und sehen nach, was wir dort vorfinden.«

76 Tage seit der Infektion

9
    Driver hatte sich rasch in die spärliche Routine des Lebens innerhalb der bröckligen Mauern von Cheetham Castle eingefunden. Im Vergleich zu allen anderen Orten, an denen er gewesen war, empfand er es hier als himmlisch. Zwar musste er härter arbeiten, als er es gewöhnt war, und manchmal fühlte sich Jacksons Ethos ›Alles zum Wohl der Gemeinschaft‹ ein wenig gezwungen und schwer verdaulich an, aber er war in Sicherheit, und seine Gedanken wurden abgelenkt. Dafür bezahlte er gern einen geringen Preis. In der Regel beschäftigte er sich mit den Fahrzeugen der Gruppe. Seine Aufgabe bestand darin, sie alle in Schuss zu halten, doch da sich in all der Zeit, die er schon hier war, niemand hinausgewagt hatte, ging damit nicht viel Mühe einher. Aber da Driver nun mal Driver war, hatte er sich bemüht, die wenige Arbeit so lang wie möglich hinzuziehen. Es gelang ihm immer, so zu wirken, als wäre er beschäftigt, obwohl sie alle in Wirklichkeit kaum etwas zu tun hatten.
    Er wohnte im Bus, wo es genauso gut wie überall sonst war, tatsächlich sogar besser als in den meisten Teilen der Burg selbst – windgeschützt und vergleichsweise warm –, und mindestens genauso geräumig wie die meisten Wohnwagen, die von den anderen benutzt wurden. Außerdem hatte er den Bus für sich allein. Dieser Morgen jedoch erwies sich als besonders kalt. Driver öffnete ein Auge und schloss es rasch wieder. Draußen herrschte noch Dunkelheit, und er fühlte sich nicht annähernd bereit, sich einem weiteren Tag zu stellen. Also kuschelte er sich tiefer in den Schlafsack und schlang die Arme in dem Versuch um sich, so viel Wärme wie möglich zu halten. Er war gerade dabei, wieder einzuschlafen, als etwas nah der Stelle, wo er lag, gegen das Heck des Busses krachte. Schlagartig setzte er sich mit hämmerndem Herzen auf und rechnete damit, rings um sich Leichen zu sehen. Driver entspannte sich, als er feststellte, dass es sich nur um Jackson handelte, vermummt wie ein Arktikforscher. Er bedeutete Driver, ihn reinzulassen. Widerwillig schälte sich Driver aus seinem Schlafsack, sprang auf und ging durch den Bus, um die Tür zu öffnen.
    »Verdammt«, sagte er. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
    »Seh’ ich etwa so aus, als ob mich das interessiert?«, gab Jackson gereizt zurück. »Mach dich fertig, Driver, wir gehen raus.«
    »Raus? Wohin?«
    »Nach Bromwell.«
    Noch zur selben Stunde stand Driver mit einer kleinen Gruppe von Freiwilligen in dem Museum aus Fertigbauteilen. Er sah sich um. Die meisten – ihn eingeschlossen, wenn er ehrlich sein wollte – taten generell so wenig wie möglich und begnügten sich damit, den Großteil der Arbeit einer Minderheit der Leute zu überlassen. Und es waren die üblichen Verdächtigen – dieselben Gesichter, die immer auftauchten, wenn etwas Wichtiges erledigt werden musste. Bob Wilkins war da, ungeachtet seiner ständigen Proteste dagegen, die Burg zu verlassen und ein Risiko einzugehen. Neben ihm stand in einem verdreckten Schutzanzug Steve Morecombe, ein weiterer Mann, der unheimlich viel zu reden, aber wenig zu sagen

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