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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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waten.«
    »Interessiert mich nicht«, sagte Jas und brachte damit unmissverständlich zum Ausdruck, dass die Diskussion für ihn beendet war. »Er hält sich künftig von Maschinen fern, klar?«
    »Wer bist du, dass du bestimmen willst, wer was tut? Wenn er ...«
    Ihre Stimmen wurden lauter. Zoe schaute missbilligend auf, während Sue sich bemühte, Steves Arm zu verarzten. Harte, der mit einigen anderen herbeigekommen war, um nachzusehen, worum es bei dem Tumult ging, stellte sich zwischen Jas und Howard, um die Spannung abzufedern. Jas drehte sich einfach um.
    »Haltet ihn von Maschinen fern«, forderte er und zeigte bedrohlich mit dem Finger auf Hollis. »Sonst tu ich es. Verstanden?«

98 Tage seit der Infektion

17
    Es folgte fast eine gesamte Woche mit bitterem Frost – ein ungewöhnlich früher Kälteeinbruch. Jenseits der Mauern von Cheetham Castle setzten die Toten ihren unerbittlichen, trägen Vormarsch fort, gebremst allein durch das extreme Wetter. An den meisten Morgen blieben sie steifgefroren und tauten nur langsam auf, wenn die Temperaturen stiegen. Bis zum Nachmittag erlangten täglich einige die Bewegungsfähigkeit wieder, erstarrten jedoch wenige Stunden später, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwand, erneut zu Eis.
    Der Leichnam eines 18-jährigen Jungen erzielte dank seiner Position im Vergleich zum Rest der toten Horden mehr Fortschritte als die meisten. Vor einigen Monaten hatte er am Beginn eines neuen Kapitels seines Lebens gestanden, als es abrupt endete. Er hatte gerade die Schule abgeschlossen und sollte in weniger als einer Woche seine erste richtige Arbeit als Büroangestellter in einer Anwaltskanzlei beginnen. Mittlerweile war er kaum noch als menschlich erkennbar. Nachdem er sich wochenlang unermüdlich durch die tote Welt geschleppt hatte, war von seinen Kleidern so gut wie nichts mehr übrig. Was er noch an Eingeweiden besaß, hatte sich langsam gesetzt, war verfault und trat durch die verschiedenen Löcher aus, die die Verwesung in sein Fleisch gefressen hatte. Jede Nacht gefror die Masse – winzige braune Eiswürfel des Verfalls.
    Und dennoch, trotz des erschreckenden Zustands des toten Jungens – wann immer es im gelang, sich aus der Umklammerung des Frosts zu befreien, bewegte er sich weiter auf die Burg zu, ohne sich seines allmählichen Schwindens bewusst zu sein. Wie viel er von dem verstand, was vor sich ging, ließ sich unmöglich sagen, doch seine unablässige Faszination von dem schwachen Licht und dem Lärm, der von den Überlebenden ausging, blieb unvermindert.
    Die allgemeine Stimmung in der Burg besserte sich unverhofft, als die ersten schweren Schneefälle einsetzten. Am Morgen danach bedeckte eine mehrere Zentimeter hohe Schicht den Boden, und als die Menschen, die an dem Ort Zuflucht gesucht hatten, über die Mauern hinausschauten, wirkte alles zum ersten Mal seit Monaten relativ normal. Wo sich am Vortag Heerscharen teilweise erstarrter, teilweise belebter Kadaver befunden hatten, herrschte nun nur noch Weiß vor. Rein, sauber, unverdorben.
    Vom Torhaus hatte Lorna das Gefühl, ein Grußkartenbild aus längst vergangener Zeit zu betrachten. Der Anblick ließ sie an Weichnachten denken. Ihr Kopf füllte sich mit Weihnachtsliedern, bis es ihr gelang, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, sie zu verdrängen und den Schmerz auszusperren. Es fühlte sich falsch an, sich an Weihnachten zu erinnern – ein unausgesprochenes Tabu. Ende Dezember war nur noch wenige Wochen entfernt, und dieses Jahr würde es keine Feierlichkeiten, keine Geschenke, kein Festmahl geben. Nur eine Menge stiller Grübelei und zweifellos gewaltige Mengen persönlicher Seelenqualen, mit denen sie alle zurechtkommen mussten.
    Als Lorna zurück nach unten ging, hatten sich fast alle in das Klassenzimmer gedrängt, um der Kälte zu entfliehen. Jackson unterhielt sich mit Jas und einigen anderen. Im Verlauf der letzten Woche hatte er sich bewusst bemüht, die Zukunftspläne und seine Predigten beiseitezulassen. Stattdessen schien er das Augenmerk darauf gerichtet zu haben, sie alle in eine Zeit zu führen, in der solche Themen vielleicht wieder unvoreingenommen besprochen werden könnten.
    Die Ankunft der aus dem Hotel geretteten Gruppe hatte eine unvorhergesehene Belastung für die Ressourcen der Bewohner der Burg dargestellt. Jackson, der vorausdachte und gleichzeitig versuchte, Frieden mit Jas aufrechtzuerhalten, plante seit einigen Tagen eine Besorgungstour. Der Schnee dieses Morgens

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