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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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bizarre Unmöglichkeit dar, aber es überstieg beinah die Vorstellungskraft, dass sich diese Kreatur noch bewegen konnte. Die Kleidung war von der unteren Körperhälfte abgefallen, sodass spindeldürre, an brüchige Baumzweige erinnernde Beine sowie ein verschrumpelter Penis samt Hoden freilagen. Die Haut des Toten hatte sich, abgesehen von einigen helleren Flecken fast einheitlich zu dunklen Braun- und Grüntönen verfärbt. An den Fußsohlen besaß er keine Haut mehr, denn er hob sie nicht mehr an, sondern schleifte sie nur noch über den Boden. Harry konnte sehen, dass bei der abscheulichen Kreatur Knochen durch die Hautreste ragten wie Zehen durch ein Loch in einer Socke. Er wünschte, der Tote würde stehen bleiben, denn je näher er kam, desto mehr Übelkeit erregende Einzelheiten offenbarten sich. Das Gesicht bot einen grauenhaften Anblick. Die Nase war weggefressen worden, und durch Verwesung und Insektenbefall hatte sich die Form des sabbernden Munds zu einem unebenmäßigen Riss verzerrt, zur schauerlichen Karikatur eines längst verschwundenen Lächelns. Ein Auge fehlte vollständig. Nur eine Spur von Fasern und Blut auf der verfärbten Wange wies darauf hin, dass es überhaupt je vorhanden gewesen war. Das andere Auge bewegte sich leicht, blickte umher, schien sich jedoch nie auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren, dennoch ließ es bei Harry keinen Zweifel daran entstehen, dass die Leiche von seiner Gegenwart wusste. Kahle Stellen überzogen den Schädel des Mannes, von dem ein Großteil der Haare in Büscheln abgefallen zu sein schien. Die wenigen verbliebenen, fettigen Strähnen klebten an der zernarbten Kopfhaut.
    Harry trat einen Schritt vor, dann jedoch hielt er abermals nervös inne. Mittlerweile konnte er in der Ferne mehrere weitere Kreaturen ausmachen. Obwohl ihn ihr Erscheinen beunruhigte, zwang er sich, daran zu denken, dass sie zwar abstoßend aussehen mochten, aber nur noch Schatten der gefährlichen Feinde glichen, mit denen er und die anderen zuvor konfrontiert gewesen waren.
    Ohne Vorwarnung beschleunigte der Tote auf Harry zu, der ihn mit einer behandschuhten Hand zurückstieß, überrascht von der geringen Kraft und vom spärlichen Gewicht seines Gegners. Der Leichnam taumelte zurück, dann kam er langsam wieder näher. Jede Bewegung dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Harry rührte sich nicht von der Stelle und zählte die Sekunden, bis sich die Kreatur nah genug befand, um sie erneut anzugreifen. Mann , dachte er. Wir brauchen vor diesen Dingern nicht mal mehr wegzulaufen. Selbst, wenn wir einfach nur gehen, entkommen wir ihnen .
    »Was ist denn da los?«, rief Cooper.
    »Die sind völlig im Arsch«, brüllte Harry zurück. Als der Tote seine Stimme hörte, wurde er reger und bemühte sich verzweifelt darum, sich schneller zu bewegen. Harry hatte genug. Er hob das Schwert an und ließ es auf Halshöhe in Richtung des Leichnams sausen. Dessen Kopf fiel von den Schultern und landete mit einem feuchten Klatschen auf dem Boden. Der Rest des verseuchten Körpers schien noch einen Schritt nach vorn machen zu wollen, sackte dann jedoch nur zu Harrys Füßen zusammen. Normalerweise hätte er sofort die anderen Leichen angegriffen, die sich nach wie vor näherten, doch er sparte sich die Mühe. Eine unverhoffte, neue Selbstsicherheit erfüllte ihn.
    »Habt ihr gesehen?«, fragte er, als Cooper und die anderen zu ihm aufschlossen.
    »Der hat sich nicht groß gewehrt, was?«, meinte Michael.
    »Wir dürfen nicht übermütig werden«, warnte Donna. »Mehrere Hundert von denen können uns immer noch Probleme bereiten, wenn wir sie zu nah an uns ranlassen.«
    »Glaubst du?«, gab Harry zurück. »Ich denke nicht, dass überhaupt noch mehrere Hundert übrig sind.«
    »Damit könntest du richtig liegen, aber ich will kein Risiko eingehen.«
    Cooper sah es genauso. »Donna hat recht. Werdet nicht überheblich und betrachtet nichts als selbstverständlich.«
    Er führte sie in Richtung des Jachthafens und stieg über die Reste des enthaupteten Leichnams hinweg. Ihre Schritte hallten gespenstisch wider.
    »Mein Vater hat mich hierher mitgenommen, als ich etwa neun Jahre alt war«, verriet Richard. Er war ein wenig älter als die anderen. Michael schätzte ihn auf 50, vielleicht 55. Niemand redete noch groß übers Alter. Es schien irrelevant geworden zu sein. »Damals hatte er gerade seinen Job verloren«, fuhr Richard fort. »Meine Ma arbeitete so viele Stunden, wie sie konnte, deshalb war er während der

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