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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Filmen gesehen hatte. Aber das geschah nicht. Da war nichts.
    Es hatte eine Zeit lang gedauert, die Boote zu beladen und die Vorräte gleichmäßig auf beide aufzuteilen. Es war reichlich Platz übrig geblieben. Cooper schlug vor, am nächsten Morgen noch einmal »einkaufen« zu gehen, einerseits um die Nützlichkeit der Expedition zu optimieren, anderseits um die Lebensmittel und den Alkohol zu ersetzen, die er sich an diesem Abend zu genehmigen gedachte.
    Michael fand ein weiteres, ein gutes Stück von allen anderen vertäutes Boot. Es handelte sich um ein so gewaltiges Luxusgefährt, dass es einen Abschnitt des Jachthafens für sich allein beanspruchte. Wahrscheinlich hatte es mehr als sein Haus oder gar seine gesamte Straße gekostet. In wenigen Tagen würden sie zurück auf Cormansey sein, und er schlug vor, die Nächte auf dem Schiff zu verbringen. Vermutlich würde es für geraume Zeit die letzte Gelegenheit sein, in solchem Komfort zu essen, zu trinken und sich zu entspannen. Es gab für sie alle genug Räume zum Schlafen, außerdem ein großes Wohnzimmer. Harry gelang es, die Elektrik in Gang zu setzen – er erwies sich allmählich als verdammt nützlich –, und die fünf ließen sich zu einem Abend nieder, der verblüffenderweise die Normalität ihrer früheren Leben widerspiegelte.
    Richard befand sich in der Kombüse und kochte. In der Vergangenheit war er ein so begeisterter Hobbykoch gewesen, dass er sogar nach der Arbeit einige Abendkurse besucht hatte. Ursprünglich war er hingegangen, weil er gedacht hätte, es könnte eine gute Chance sein, Frauen kennenzulernen, bevor er erkannte, dass es ihm tatsächlich Spaß machte. Seines Junggesellenlebens war er seit Langem überdrüssig gewesen, aber mit Beziehungen hatte er nie viel Glück gehabt. Ein Helikopterpilot, der gern kochte – früher hatte er oft mit seinen Freunden darüber gescherzt, dass er nicht verstand, wie die Frauen ihm widerstehen konnten. Allerdings hatte seine Witzelei durchaus einen ernsten Unterton gehabt. Er wurde nicht jünger und hatte aktiv nach jemandem gesucht, mit dem er häuslich werden und den Rest seines Lebens verbringen konnte. Er hatte sich auf einigen Datingwebsites angemeldet und sogar Annoncen in der örtlichen Zeitung aufgegeben. Es war alles umsonst geblieben, denn dann hatte das Ende der Welt eingesetzt und alles versaut, bevor er sich mit jemandem treffen konnte. Nun war er wie der Rest der Männer, die überlebt hatten, zu einem aufgezwungenen Zölibat verdammt. Bis vor Kurzem hatte das keine Rolle gespielt – bis er eine Zeit lang auf der Insel gelebt und Gelegenheit gehabt hatte, wieder über Dinge wie Liebe, Sex und Beziehungen nachzudenken. Seither ging es ihm wieder vermehrt durch den Kopf. Er hatte Tagträume, in denen er auf ein Lager stieß, das ausschließlich heiratsfähige, junge, weibliche Überlebende bevölkerten, die sich nach männlicher Gesellschaft verzehrten ...
    Seine müßigen Gedankengänge wurden durch ein lautes Krachen und einen Protestschrei vom anderen Ende des Schiffes unterbrochen. Rasch rannte er zum Wohnzimmer, entspannte sich jedoch, als er sah, dass nichts passiert war. Harry hatte bloß auf dem Tisch, wo Donna und er Karten spielten, eine Bierflasche umgestoßen.
    »Herrgott, seid doch vorsichtig«, sagte Richard, dem nicht entging, dass er allmählich anfing, sich wie ein überfürsorglicher Vater anzuhören. Tatsächlich sorgte er sich eher wegen der Tatsache, dass es nur noch eine endliche Anzahl von Bierflaschen im Land gab und er die Vorstellung nicht ertragen konnte, dass etwas davon vergeudet wurde.
    »Ist das Essen schon fertig?«, fragte Harry, wischte mit dem Ärmel den Tisch ab und klang leicht beschwipst.
    »Noch nicht«, antwortete Richard, der bereits den Weg zurück in die Küche antrat. »Gut Ding will Weile haben.«
    Die Mahlzeit war fast fertig. Er hatte nicht viel gekocht, aber es hatte ihm Vergnügen bereitet, in der funktionierenden Kombüse zu werken. In seinem Haus auf Cormansey benutzte er einen Campingkocher, der auf einem tadellos funktionstauglichen, aber vollkommen nutzlosen Elektroherd stand. Andere kochten über offenen Feuern. In den frühen Tagen auf der Insel hatte eine spontane, fast schon zeremonielle Entsorgung ziemlich aller elektrischen Gegenstände stattgefunden. Telefone, Computer, Fernseher ... alles war in ein riesiges Feuer mitten in Danver’s Lye geworfen worden. Es schien keinen Sinn zu haben, derartige Dinge zu behalten.
    Richard

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