Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
reißen sie mir den Arsch auf. Jas wird völlig ausrasten.«
    »Glaubst du?«, fragte Cooper. »Ich finde eher, du bist derjenige, der alle Trümpfe in der Hand hält. Aus meiner Sicht bist du in einer wesentlich besseren Position, als du denkst.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Na ja, wenn du morgen in einem Helikopter aufkreuzt und ihnen anbietest, sie an einen Ort zu schaffen, wo es keine Leichen gibt und sie vollkommen in Sicherheit sind, werden sie dich für das Beste seit der Erfindung von Schnittbrot halten.«
    »Schnittbrot – erinnert ihr euch daran noch?«, sagte Richard mehr zu sich selbst und lachte traurig.
    »Das kannst du nicht wissen«, widersprach Harte, der zunehmend nervöser klang. »Du weißt nicht, wie sie reagieren werden.«
    »Stimmt«, räumte Cooper ein. »Damit hast du absolut recht, mit Sicherheit wissen wir es nicht. Aber es sieht so aus: Wir versuchen es, und wenn es nicht klappt, verspreche ich dir, dass wir dich mit nach Cormansey nehmen. So machen wir es, oder du kannst morgen früh zurück unter den Stein kriechen, unter dem du dich versteckt hast. Allerdings wirst du dann den Rest deines Lebens allein verbringen und musst dich durch das wühlen, was von diesem Ort noch übrig ist.«
    Harte erwiderte nichts. Er sank weiter auf seinem Sitz zurück, griff nach einer weiteren Bierflasche und wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als am nächsten Morgen zur Burg zurückzukehren.

24
    Harte drehte sich der Magen um. Dafür konnte es verschiedene Gründe geben. Zum Beispiel den Umstand, dass er sich in einem Helikopter mehrere hundert Meter über dem Boden befand. Oder vielleicht lag es an dem Kater von all dem Bier und Wein, all dem Alkohol, den er vergangenen Abend getrunken hatte. Andererseits konnte der Grund auch lediglich die Nervosität sein, die er bei der Aussicht darauf verspürte, gleichsam aus dem Grab zur Burg zurückzukehren und sich Jas und den anderen nach mehrwöchiger Abwesenheit zu stellen. Am wahrscheinlichsten handelte es sich um eine Kombination aller Faktoren. Er ließ den Kopf hängen, konzentrierte sich auf den Boden zwischen seinen Füßen und versuchte, an gar nichts zu denken.
    »Ist es das?«, fragte Richard, der schreien musste, um den Lärm des Helikopters zu übertönen. Harte schaute kurz auf, dann senkte er den Blick wieder. Die Burg – eine hässliche, graue Narbe, umgeben von einem schmalen grünen Band, dann von einem dunklen Landkreis, wo sich nach wie vor Zehntausende Leichen befanden, die aussahen, als bereiteten sie einen tödlichen Sturmangriff vor. Innerhalb der Burgmauern konnte er die weißlichen Dächer der sechs Wohnwagen und mehrere Laster erkennen. Rauch stieg von den Überresten mehrerer Feuer auf. Ein, zwei Personen tauchten auf, reagierten verhalten auf den Lärm. Je länger Harte hinsah, desto mehr Menschen kamen nach draußen.
    »Ja«, antwortete er.
    Es lag nur zwei Wochen zurück, dass er zuletzt in Cheetham Castle gewesen war, trotzdem fand Harte, dass sich der Ort stark verändert hatte. Als Richard den Helikopter landete, konnte er weitere Einzelheiten ausmachen. Die Zahl der Leichen, die rings um die erhöhte Siedlung lauerte, schien gewachsen zu sein, doch der Eindruck mochte auch daran liegen, dass Harte sie noch nie aus diesem Winkel gesehen hatte. Von oben betrachtet schienen sie sich zu einer einzigen, praktisch ununterbrochenen, verwesenden Masse vereint zu haben, einem Ring aus totem Fleisch, und das entsprach durchaus dem, was er von anderen Orten kannte. Wo sich weniger Leichen befanden, hielten sie sich manchmal länger. Wenn sie sich zusammendrängten wie hier, verursachte die Art, wie sie aneinander rieben, dass ihr angefaultes Gewebe wesentlich schneller verging. Immer noch schlurften welche auf die Burg zu, mittlerweile einzeln, während es früher Gruppen gewesen waren. Außerdem bewegten sie sich quälend langsam – aber sie kamen. Vermutlich wanderten diese Kreaturen schon Wochen, vielleicht sogar Monate ziellos umher und hatten die Burg erst jetzt erreicht. Von oben erinnerten sie an Strichmännchen, und ihre Geschwindigkeit war kaum zu bemerken. Dass sie sich nach all der Zeit immer noch von den Lebenden angezogen fühlten, empfand Harte zugleich als beängstigend und bemerkenswert.
    Die Straße, die zum Burgzugang hinaufführte, war voller Leichen, wie er erwartet hatte. Zu beiden Seiten, wo zuvor Leichen weggeschaufelt worden waren, befanden sich Haufen toten Fleisches, aber so, wie es aussah, war

Weitere Kostenlose Bücher