Herbst - Ausklang (German Edition)
Komplikationen gibt.«
»Tja, warum verpisst ihr euch dann nicht dorthin zurück?«, erwiderte Jas wenig hilfreich. Seit diese ›Gemeindeversammlung‹ begonnen hatte, was gefühlte Stunden zurücklag, war er zunehmend störrischer geworden. »Grundsätzlich stimme ich dem, was ihr sagt, ja durchaus zu, aber eure Insel ist der vollkommen falsche Ort. Ihr seid dort abgeschnitten.«
»Abgeschnitten wovon?«, warf Donna ein, die kaum glauben konnte, was sie hörte. »Es ist ja sonst nichts übrig.«
Jas fuhr fort. »Ich halte es für besser, hier zu bleiben und noch ein wenig zu warten. Hier haben wir Zugang zu dem, was vom restlichen Land noch übrig ist. Das scheint mir besser zu sein als eine kahle kleine Insel mit einem halben Dutzend Häusern.«
»Verstehst du das nicht? Die Insel ist weit mehr als das. Sie ist das Beste für uns alle. Ich will ehrlich sein – es gibt noch reichlich Arbeit. Aber mit mehr von uns lässt sie sich schneller erledigen, und dann sind wir autark. An einem sauberen, sicheren Ort.«
»Ich will nicht den Rest meines Lebens in einer hippieartigen New-Age-Kommune verbringen«, meldete sich Kieran zu Wort.
»Mir scheint, wir müssen alle autark werden, ob es uns gefällt oder nicht«, warf Jackson ein, der sich so frustriert wie Cooper anhörte. »Es gibt keine Alternative dazu, oder? Wir haben keine Regierung mehr, kein Sozialsystem, keine McDonald’s-Restaurants, keine Versorgungsunternehmen, kein Internet ...«
»Keine Regierung.« Ainsworth grinste. »So ausgedrückt klingt das ziemlich gut für mich.«
Jackson seufzte. »Komm schon, werd erwachsen.«
»Wir versuchen lediglich, realistisch zu sein, das ist alles«, sagte Donna genervt. »Die Vorräte hier auf dem Festland werden irgendwann erschöpft sein, und ...«
»... und bis dahin sind wir alle tot und begraben«, fiel ihr Jas ins Wort. »Da nur noch so wenige von uns übrig sind, können wir noch jahrelang das Fleisch von den Knochen nagen. Ihr habt auf eurer Insel nichts, was wir hier nicht haben. Umgekehrt gibt es hier reichlich Dinge, ohne die ihr auskommen müsst. Ihr kapselt euch unnötig ab.«
»Ich glaube, du siehst das völlig falsch«, sagte Donna, die sich weigerte, aufzugeben. »Du betrachtest die Dinge immer noch aus der Sicht deines alten Lebens und all dessen, was du früher gebraucht hast. Nur ist das jetzt alles weg. Alles hat sich geändert. Nur ein Beispiel – Autos und Straßen. Wir brauchen sie nicht mehr wirklich, weil man die gesamte Länge der Insel in wenigen Stunden zu Fuß bewältigen kann.«
»Das verstehe ich, aber warum sollte ich auf Autos verzichten? Es stehen Millionen davon einfach rum. Ich könnte mir jeden Wagen nehmen, von dem ich je geträumt habe – ich bräuchte ihn nur zu finden und zu starten. Was ihr vorschlagt, schränkt euch auf eine Art mittelalterlichen Lebensstil ein.«
»Du bist doch derjenige, der in einer Burg lebt«, sagte Richard leise.
»Nein, wir schränken uns überhaupt nicht ein«, widersprach Donna. »Verdammt noch mal, Jas, was glaubst du wohl, dass passieren wird, wenn die Leichen endgültig erledigt sind und du endlich den Mut aufbringst, wieder rauszugehen? Willst du einfach ein paar Tasten drücken und die Welt wieder einschalten? Du wirst weder Strom noch Gas zum Funktionieren bringen. Was passiert, wenn alle Batterien in allen Autos leer sind? Oder wenn der gesamte Kraftstoff verbraucht ist und du jeden Tank geleert hast? Was willst du dann tun? Dann wirst du dir selbst eine Insel aufbauen, und du wirst genauso gestrandet und abgekapselt sein wie wir.«
»Blödsinn.«
»Sie hat recht«, sagte Jackson zuerst nur zu Jas, dann jedoch drehte er sich um, damit sich alle im Raum angesprochen fühlten. »Die Welt ist zu tief gestürzt, um sie wieder auf die Beine zu stellen. Wir haben keine andere Wahl, als uns auf das Wesentliche zurückzubesinnen, und ganz gleich, was du sagst, Jas, Donna hat recht. Deine Welt wird kleiner und kleiner werden, bis nur noch du darin übrig bist. Auf der Insel haben sie das bereits vorhergesehen. Und aufgrund ihrer Lage und Einstellung werden sie versuchen, etwas aus den Ruinen aufzubauen, statt bloß das Fleisch von den Knochen nagen, wie du es nennst. Ich weiß ja nicht, was ihr anderen denkt, aber ich halte es für das Beste, mit diesen Leuten von hier zu verschwinden und zur Insel zu reisen.«
»Ich nicht«, entgegnete Jas so laut, dass ihn jeder hören konnte, zugleich jedoch eigenartig emotionslos. In der
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