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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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ist für die Leute eine wichtige Entscheidung, und wir dürfen sie dabei nicht drängen. Cooper hat freundlicherweise eingewilligt, uns allen noch etwas Zeit dafür zu lassen, zu überlegen, was wir tun wollen.«
    »Wir fliegen heute Morgen zurück nach Chadwick«, begann Cooper. »Wir wollen ...«
    »Ich komme mit«, unterbrach ihn Harte. »Das habt ihr mir versprochen.«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Wir brauchen dich hier. Pass auf, wir müssen zurück zum Jachthafen, um Harry und Michael darüber zu informieren, was los ist. In der Zwischenzeit organisieren Jackson und du die Dinge hier. Findet heraus, wer gehen und wer bleiben will und packt alles zusammen.«
    »Aber warum ich? Dafür braucht ihr nicht ausgerechnet mich. Das könnte jeder tun.«
    »Du kennst die Gegend hier besser als die meisten«, erwiderte Cooper. »Du hast mehrere Wochen rings um Chadwick verbracht und weißt, wo die Boote zu finden sind, die wir nehmen wollen. Dieser Kerl namens Driver hat sich bereit erklärt, alle hinzufahren, aber er braucht deine Hilfe, um hinzufinden. Das ist wichtig, Harte.«
    Harte sah ihn nur an. Er fühlte sich kraftlos und unerwartet wütend.
    »Das ist Blödsinn«, spie er schließlich hervor und richtete seinen Zorn gegen Cooper. »Ich habe unter der Voraussetzung eingewilligt, zurück hierher zu kommen, dass ihr mich wieder mitnehmt.«
    »Und das wird auch passieren. Du brichst nur im Bus von hier auf, nicht im Helikopter, das ist alles. Was macht das schon für einen Unterschied? Wir warten bis morgen Mittag in Chadwick auf euch, also solltest du Ende der Woche auf Cormansey sein. Diese Leute brauchen dich, Harte, vor allem Jackson und Driver. Ich finde, das ist das Mindeste, was du tun kannst, nachdem du einfach weggerannt bist.«
    Harte hätte gern mit Cooper darüber gestritten, doch das konnte er nicht. Es hatte keinen Sinn.
    Kurz nach Mittag. Klarer Himmel, kühle Brise. Jas stand mit Kieran auf dem Torhaus. Unter ihnen hatten sich die Rotoren des Helikopters gerade zu drehen begonnen. Der Lärm und ihre Geschwindigkeit steigerten sich rasant. Staubwolken stoben vom Hof auf, die Leute rannten auseinander und in Deckung. Majestätisch stieg das Fluggerät auf, beobachtet von Jas.
    Wenige Minuten später war der Helikopter zusammen mit dem Lärm und all der Aufregung verschwunden.
    »Was denkst du?«, wollte er von Kieran wissen. Der starrte in die Ferne, blickte grob in die Richtung, die der Hubschrauber eingeschlagen hatte.
    »Ich tippe auf halb-halb«, antwortete er. »Vielleicht wollen auch mehr gehen als bleiben. Das Gras scheint immer überall anders grüner zu sein – die übliche Scheiße.«
    »Und mehr ist es nicht«, meinte Jas. »Nur Scheiße. Die meisten Menschen hier sind bloß Schafe, die dem Rest der Herde folgen. Würde ich sie auffordern, durch den Ärmelkanal zu schwimmen, weil es in Frankreich keine Leichen gibt, würden sie es wahrscheinlich tun.«
    »So übel sind sie nicht.«
    »Einige schon.«
    Kieran überlegte kurz, bevor er weitersprach. »Also, was tun wir?«
    Jas ging zur anderen Seite des Torhausdachs und blickte zwischen den Zinnen hindurch über die tote Welt jenseits der Mauern. Kieran folgte ihm. Unten konnte er sehen, was von den Leichen noch übrig war und sich selbst nach all der Zeit immer noch näherte. Der Lärm des Helikopters hatte an diesem Morgen ihr Interesse neu geschürt. Herrgott, zu was für jämmerlichen Kreaturen sie mittlerweile geworden waren. Er beobachtete einen der Toten. Ein Bein war gebrochen, das andere fehlte. Die Gestalt lag auf dem Bauch und schleppte sich langsam über das schlammige Gras. Ein anderer Toter versuchte, an einem Kadaver vorbeizugelangen, der gegen einen Baumstamm gesunken war. Durch blanke Tollpatschigkeit verhakten sich die beiden Brustkörbe ineinander, sodass der eine Leichnam nun den anderen hinter sich herschleppte.
    Die Toten entsetzten Jas. Er hätte es niemandem gegenüber zugegeben, aber sie jagten ihm immer noch eine Heidenangst ein. Wie konnte man sich vor solchen Monstern nicht fürchten? Widerwärtige, abscheuliche, widernatürliche Kreaturen, die nichts von dem Versuch abhalten konnte, die Lebenden zu erreichen. Verabscheuungswürdige Pisser, die keine Rücksicht auf den eigenen körperlichen Zustand nahmen, geschweige denn auf jenen anderer. Selbst heute noch, Monate nach dem Eintritt des Todes und ihrer physischen Verwesung, verkörperten sie eine Bedrohung. Mittlerweile hatten sie nichts Menschliches mehr an

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