Herbst - Ausklang (German Edition)
sich. Sie waren böse – dazu getrieben, anzugreifen, bis sie sich nicht mehr rühren konnten. Er fragte sich, wie irgendetwas von einem derart beharrlichen, gnadenlosen Hass erfüllt sein konnte.
»Wir dürfen niemanden gehen lassen«, meinte Jas, womit er letztlich auf Kierans Frage antwortete. »Begreifen die denn nicht, was sie tun? Sie begehen einen riesigen Fehler.«
»Wir könnten versuchen, noch mal mit ihnen zu reden«, schlug Kieran vor. »Vielleicht sehen sie die Dinge jetzt anders, nachdem sie Zeit zum Nachdenken hatten.«
»Das bezweifle ich.«
Die beiden Männer blickten noch eine Weile über die Zinnen. Schließlich lenkten erhobene Stimmen vom Hof Kieran ab.
»Ich sehe mal nach, was da unten los ist, in Ordnung?«
»Okay«, sagte Jas.
Plötzlich allein lehnte er sich gegen die Mauer und rutschte daran zu Boden. Er stützte den Kopf auf die Hände und versuchte, das Chaos der Emotionen zu ordnen, die ihn bestürmten. Er dachte über alles nach, was er bisher durchgemacht hatte – jenen ersten Vormittag, an dem er seine Familie verloren hatte, die Zeit, die er mit den anderen in den Wohnungen verbracht hatte, die Umstände, unter denen sie von dort wegmussten, die albtraumhafte Gefangenschaft in dem belagerten Hotel ...
Was ihm nach wie vor am schwersten zu schaffen machte, waren die Wochen, die sie im Hotel eingesperrt gewesen waren. Allein der Gedanke an jene dunklen, endlosen Stunden ließ eine Flutwelle unangenehm vertrauter Gefühle der Hilflosigkeit, der Panik und der Angst über ihm zusammenschwappen. Damals hatte er es fast unmöglich gefunden, mit der grauenhaften Endgültigkeit ihrer Gefangenschaft zurechtzukommen – mit dem Umstand, dass er nicht das Geringste tun konnte, um sich selbst zu helfen. Und die Aussicht, wieder so in die Ecke gedrängt zu werden, entsetzte ihn. Trotz aller Beteuerungen, die er immer und immer wieder zu hören bekommen hatte, schien ihm diese Insel eine genau solche Falle zu sein. Wenn er dort hinginge, würde er die Kontrolle aufgeben. Er wäre dort gefangen, es sei denn, er könnte Richard Lawrence überreden, ihn zurückzufliegen, oder jemanden finden, der ein Boot zurück zum Festland steuern konnte. Und Reisen zwischen der Insel und dem Festland würden mit der Zeit schwieriger werden, nicht einfacher.
Cheetham Castle war keineswegs perfekt. Es war ein schlecht ausgestatteter, ungemütlicher Ort, doch das spielte keine Rolle. Immerhin handelte es sich nur um eine Zwischenphase, eine vorübergehende Zuflucht, in der sie die letzten Tage dieses wilden Sturms aussitzen konnten, und bislang erfüllte die Burg diesen Zweck zufriedenstellend. Bald würde es an der Zeit sein, weiterzuziehen – aber noch war es nicht soweit. Und ganz sicher nicht nach Cormansey.
Ohne nachzudenken, steckte Jas die Hand in die Tasche und zog die Brieftasche hervor, die er seit dem Beginn dieses Albtraums immer bei sich trug. Darin befand sich das letzte verbliebene Foto seiner Familie. Im Verlauf der Zeit war es abgewetzt und eselsohrig geworden, jüngst verstärkt, weil er es häufiger denn je zuvor betrachtete. Er blickte tief in das Bild der wunderschönen braunen Augen seiner Frau, die trotz des Verschleißes des Fotos immer noch strahlend wirkten. Dann fragte er sie, was er ihrer Meinung nach tun sollte, wie er es immer tat, wenn er das Gefühl hatte, dass ihm die Möglichkeiten ausgingen.
Sag, Harj ... soll ich bleiben oder gehen?
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Kurze Wintertage und lange Nächte verschworen sich gegen sie alle. In Chadwick verbrachten Cooper und die anderen den Rest des Tages damit, zusätzliche Vorräte zu sammeln, da ihnen bewusster denn je zuvor war, dass sie den größtmöglichen Nutzen aus ihrer Zeit auf dem Festland herausholen mussten. Weitere Menschen mitzunehmen, verringerte zwar unweigerlich den verfügbaren Platz, gleichzeitig jedoch musste für die potenzielle Erweiterung der Bevölkerung von Cormansey so viel wie möglich erbeutet werden. Sie luden die Boote aus und beluden sie neu, warfen alles Unnötige weg und verfrachteten den Großteil der Vorräte auf die Summer Breeze , das etwas kleinere der beiden. Jedes der Boote konnte zehn Personen befördern, vielleicht etwas mehr, wenn es sein musste. Unter der Voraussetzung, dass Jas und sein innerer Kreis nicht mit ihnen aufbrechen würden, und angesichts der vier Reservesitze im Helikopter gelangten sie zu dem Schluss, dass es ohne Weiteres möglich sein sollte, alle Passagiere und deren Habseligkeiten an Bord
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