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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Sie haben noch fast eine Stunde.«
    »Wie Cooper sagt, sie hatten reichlich Zeit. Man sollte meinen, dass sie euch praktisch hierher gefolgt wären, wenn sie kommen wollten. Vielleicht haben sie einfach beschlossen, dass sie doch nicht mit uns reisen wollen«, schlug Michael vor.
    »Oder jemand hat es für sie beschlossen«, warf Richard ein.
    »Was immer der Grund sein mag, wir haben es nicht mehr in der Hand«, sagte Cooper. »Unsere Priorität sind die Menschen auf Cormansey, und wir müssen mit diesen Vorräten zurück zu ihnen. Ob die anderen in der Burg bleiben oder nicht, denen passiert nichts. Mit einem hatte dieser Jas recht: Hier gibt es jede Menge Zeug, das sie sich holen können, sobald die Toten endgültig erledigt sind. Auf der Insel ist das anders. Dort brauchen die Leute das Zeug, das wir gesammelt haben. Wir brauchen es. Hier geht es um Menschenleben.«
    »Ich will ehrlich sein«, meldete sich Richard zu Wort. »Ob wir jemanden mitnehmen oder nicht, ich will nur noch weg von hier. Das ist ein toter Ort. Hier gibt es zu viele unangenehme Erinnerungen für meinen Geschmack.«
    Harte raste in Richtung Chadwick, hatte jedoch Mühe, den Weg durch das Gewirr der Straßen zu finden, die alle gleich aussahen. Obwohl er mehr Zeit als sonst jemand in dem Hafenort und dessen Umgebung verbracht hatte, war er dabei vorwiegend zu Fuß unterwegs gewesen. Zudem war er die Strecke von der Burg dorthin nicht selbst gefahren, sondern nur als Passagier bei dem Beutezug dabei gewesen, von dem er nicht zurückgekehrt war. Ringsum präsentierte sich alles deprimierend eintönig – ein weitläufiges Chaos, übersät von Geröll und den Überresten unzähliger Leichen. Er wusste, dass ihm die Zeit davonlief, allerdings hatte er sich verfahren und hatte 15 Minuten in die falsche Richtung gesteuert, bis er es bemerkt hatte, was den Druck nur zusätzlich erhöhte. Harte hatte sich völlig verirrt gehabt, und erst, als er die Namen einiger umliegender Ortschaften sah, über die er Jas, Kieran und Jackson reden gehört hatte, wusste, dass er endlich die richtige Richtung gefunden hatte.
    Kilometer um Kilometer sah er nur Bäume, Hecken und vereinzelt Häuser zu beiden Seiten der Straße. Die grauenhaften Toten und die Überreste einer seit fast vier Monaten vernachlässigten Welt behinderten seine Geschwindigkeit. Nichts schien noch so zu sein, wie es sein sollte. Die Straßen selbst wurden immer schwieriger zu erkennen – gewundene, von schlickartiger Verwesung überzogene Fahrbahnen, unter wucherndem Unkraut verschwindende Bürgersteige. Inmitten der überall verbreiteten, grausigen Brühe zeigten sich zunehmend Knochen, die wie von Bäumen gestürzte Äste nach einem besonders heftigen Sturm anmuteten.
    Als Harte die Kuppe einer Anhöhe erreichte, erspähte er in der Ferne das Meer. Nur noch wenige Kilometer, vielleicht 20 Minuten. Der Anblick des Wassers erneuerte die Hoffnung, dass er es rechtzeitig in den Jachthafen schaffen und Cooper und den anderen berichten könnte, was sich in der Burg ereignet hatte. Eine Kurve nahm ihm vorübergehend die Sicht auf das Meer, bald jedoch tauchte es wieder auf, und diesmal konnte er auch die Ortschaft sehen. Er beschleunigte und spannte die Arme an, um einen steilen Hang hinab nicht die Kontrolle zu verlieren. Kurz, bevor Chadwick hinter Baumwipfeln verschwand, erblickte er den Helikopter, der sich wieder auf dem Dach der mehrgeschossigen Parkgarage befand.
    Ein langer, gerader Anstieg, dann ein genauso langer, weiterer Abstieg, und er erreichte ein Netzwerk von Straßen, das er erkannte. Harte war definitiv auf diesem Weg mit Jas, Driver und den anderen nach Chadwick gelangt, damals an jenem eiskalten, verschneiten Morgen, bevor er sich von den anderen abgeseilt hatte und verschwunden war. Ein Teil von ihm wünschte, er wäre geblieben, wo er danach war, und hätte sich weiter in der Wohnung ein Stück die Küste hinauf versteckt. Auch wenn die Abgeschiedenheit immer schwieriger zu ertragen geworden war, sie wäre trotzdem unendlich viel besser als die kurze Rückkehr nach Cheetham Castle gewesen, die er am Vortag unternommen hatte. Unwillkürlich fühlte er sich verantwortlich für das Chaos, das er dort zurückgelassen hatte. Hätte er den Helikopter nicht zu den anderen geführt, hätten sie nie etwas erfahren. Vielleicht wären die Menschen in der Burg ohnehin klargekommen. Vermutlich hätten sie die letzten Tage der Toten ohne Zwischenfälle überdauert, wie es Jas gewollt

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