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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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hatte. Es wäre bestimmt keine einfache Zeit geworden, aber sie hätten es wohl geschafft. Schließlich hatten sie das auch bisher – die meisten jedenfalls. Harte hatte gedacht, das Richtige zu tun, aber in Wirklichkeit hatte er nur Menschen in Gefahr gebracht.
    Das Richtige für wen? , fragte er sich, während er sich bemühte, die Geschwindigkeit zu halten. Für mich oder für die anderen?
    Harte lenkte den Wagen um eine enge Kurve. Mittlerweile trennten ihn keine zwei Kilometer mehr vom Zentrum und vielleicht drei vom Jachthafen. Die Räder schlitterten über einen rutschigen Film aus Eis und verdichtetem, verwestem Gewebe, und einen schrecklichen Moment lang drohte das Heck des Fiesta auszubrechen. Harte erlangte die Kontrolle wieder und ließ den Fuß auf dem Gaspedal. Als er danach gegen die Fahrtrichtung durch einen Kreisverkehr raste, um den Jachthafen anzusteuern, sah er etwas, das ihn erneut beschleunigen ließ. Er musste zweimal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass er es sich nicht bloß einbildete.
    Was er nicht tat.
    Die Rotorblätter des Helikopters drehten sich.
    Er gab zusätzlich Gas und umklammerte das Lenkrad fester, als er in zwei Leichen pflügte und sie ummähte. Das Aufkommen der Toten mehrte sich – ein sicheres Anzeichen dafür, dass er sich seinem Ziel näherte. Als er wieder aufschaute, sah er, dass der Helikopter abgehoben hatte und über dem Dach der Parkgarage schwebte.
    Harte senkte den Blick zurück auf die Straße und trat instinktiv heftig auf die Bremse. Einer der verbliebenen Toten hatte sich mitten auf die Fahrbahn geschleppt. Die Kreatur kroch auf Händen und Knien, zu schwach, um sich noch auf den Beinen zu halten. Wegen der geringen Höhe der Leiche hätte Harte sie beinah nicht rechtzeitig gesehen. Er riss das Lenkrad jäh nach links herum, schlingerte um den kriechenden Leichnam herum und steuerte den Wagen zurück in die andere Richtung.
    Der Helikopter stieg über den Rest der Gebäude auf. Ein aufblitzendes Licht – die Sonne, die sich in einem Fenster spiegelte – lenkte Harte ab. Er senkte den Blick und sah eine weitere Leiche auf der Straße unmittelbar vor ihm. Dieser Tote stand aufrecht, die Arme klischeehaft ausgestreckt. Braune, verdreckte Kleidungsfetzen und schlaffe Hautlappen hingen wie klebrige Roben von dem ausgemergelten Kadaver. Es war zu spät, um ihm noch auszuweichen, also hielt Harte einfach drauf. Der Leichnam löste sich beim Aufprall förmlich auf, bespritzte den Wagen mit gelblichen und schwarzen Flüssigkeiten. Harte wurde dadurch so abgelenkt, dass er einen kleinen Fußgängerübergang mitten auf der Straße übersah. Er reagierte zu spät und raste mit voller Geschwindigkeit in eine Verkehrsinsel aus Beton. Die Wucht der Kollision mit dem fahrerseitigen Vorderrad genügte, um das Auto einmal vollständig im Kreis zu drehen. Harte wurde im Sitz zurückgeschleudert. Seine Füße rutschten von den Pedalen, der Motor starb ab. Als er ihn wieder anzulassen versuchte, sprang er nicht an. Der einzige Motorenlärm, den er hörte, stammte vom rasch entschwindenden Helikopter.
    Verzweifelt kämpfte sich Harte aus dem Wagen und rannte los, schaute noch kurz zurück und erblickte einen platten Vorderreifen, einen schwerbeschädigten Kotflügel sowie eine Flut von Öl oder Servoflüssigkeit, die hinter ihm her die Straße entlangfloss.
    Er lief durch die Straßen, so schnell er konnte. Seine Aufmerksamkeit galt abwechselnd dem Ausweichen der grotesken Leichen und dem Beobachten des Helikopters über ihm. Der schwebte weiter über der Ortschaft, und eine Sekunde lang gestattete sich Harte die Hoffnung, Richard oder dessen Passagiere könnten ihn vielleicht gesehen haben. Wollten sie vielleicht zurück zur Burg, um zu überprüfen, was aus den anderen geworden war? Harte sah auf die Uhr. Es war nach Mittag. Seine einzige Möglichkeit bestand darin, den Jachthafen rechtzeitig zu erreichen.
    Die Straßen, die er entlangrannte, präsentierten sich zunehmend erfüllt von totem Fleisch, das in den vergangenen Tagen durch die Anwesenheit der Überlebenden und ihr Treiben rings um den Jachthafen angelockt worden war. Harte bewegte sich so schnell, dass die Toten kaum eine Bedrohung darstellten. Einige griffen nach ihm, als er vorbeiraste, aber die meisten bekamen gar nicht mit, dass er da war. Er preschte den Hang hinab, der zum Wasser führte, beobachtete nach wie vor den Helikopter, der außergewöhnlich tief über das Meer hinausflog.
    Harte schwenkte nach

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