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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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habe nicht alles mitbekommen ...«
    »Warst du zu beschäftigt damit, deine Flucht zu planen?«
    Harte ignorierte Harrys billigen Spott und fuhr fort. »Jas findet, dass die Insel zu viele Einschränkungen hat. Er hält sie für zu abgeschieden.«
    »Das macht heutzutage keinen Unterschied«, meinte Michael rasch. »Wo man sich aufhält, ist weit weniger wichtig als ...«
    »Hör mal, mich brauchst du nicht zu überzeugen«, fiel Harte ihm ins Wort. »Ich hatte diese Diskussion bereits. Schon vergessen? Ich wollte ja mit euch kommen. Es weiß ja niemand wirklich, was langfristig die beste Option ist. Kann niemand wissen, aber die meisten schienen sich dafür entschieden zu haben, euch zu begleiten.«
    »Und dieser Jas wollte sie nicht lassen?«
    »So sieht’s aus.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Harry. »Einfach nach Hause zurückfahren, wie wir’s vereinbart haben?«
    »Das könnt ihr nicht«, warf Harte mit untypischem Nachdruck in der Stimme ein. »Der einzige Grund, warum die Menschen nicht hier sind, ist der, dass sie nicht wegkonnten – nicht, weil sie nicht wegwollten.«
    »Und was ist mit dir? Bist du nur hier, weil du gehofft hast, noch eine Mitreisegelegenheit zu erhaschen?«
    Harte schüttelte den Kopf und sah die beiden Männer an. Er war nicht sicher, was sie von ihm hielten. Glaubten sie überhaupt ein Wort von dem, was er ihnen erzählt hatte?
    »Ich bin hergekommen, weil ich eure Hilfe will«, sagte er. »Mir ist klar, dass ich vorher weggerannt bin, und ja, ich habe es getan, weil ich ein Feigling war und nicht zurück zur Burg wollte. Aber ihr müsst mir glauben, diesmal ist es anders. Meine Freunde sind dort gefangen, und ich will sie rausholen.«

33
    In der Burg herrschte verängstigtes Treiben. Der demolierte Bus stand wie ein gestrandeter Wal mitten auf dem Hof. Die restlichen Reifen waren aufgeschlitzt worden, um sicherzustellen, dass er nirgendwohin fahren würde, und sämtliche Vorräte, die es in das Fahrzeug geschafft hatten, waren abgeladen worden. Überall führten die Leute Jas’ Befehle aus, die ihnen von Kieran, Bayliss, Ainsworth und Field übermittelt wurden. Field selbst stand am Tor Wache, das Gewehr so in den Händen, dass es jeder sehen konnte. Seine Gegenwart genügte, um alle von dem Versuch abzubringen, nach draußen zu flüchten. Von Zeit zu Zeit rief er Howard und Bob Anweisungen zu. Die beiden schaufelten die Überreste der Toten in Schubkarren, die sie anschließend in die ohnehin bereits überfüllte Jauchegrube leerten. Beide waren erschöpft, zu müde, um auch nur daran zu denken, den Aufstand zu proben. Auch Jacksons Leiche war in den Bereich der Jauchegrube gebracht worden. Er lag neben der Außenmauer, eingehüllt in eine Plane, nahe der Stelle abgelegt, an der Steve Morecombe vor anderthalb Wochen begraben worden war. Dort würde niemand den Gestank bemerken, hatte Field gemeint.
    Jas befand sich allein auf dem Torhaus, von wo er das Geschehen beobachtete. Er wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den anderen haben. Nach Jacksons Tod hatte er über eine Stunde und zwei Dosen Bier gebraucht, um mit dem Zittern aufzuhören. Eine Flut unerwarteter Emotionen überwältigte ihn: Schuldgefühle, Angst, Reue ... aber er konnte nichts tun. Es war nicht meine Schuld. Was passiert ist, ist passiert , sagte er sich immer wieder. Ich muss diesen Haufen jetzt wieder in die Spur bringen. Die anderen müssen den Helikopter, diese verfluchte Insel und den ganzen Quatsch vergessen. Noch ein paar Wochen, dann können wir von hier wegziehen .
    Aber er gelangte stets zurück zu einem einzigen, finsteren Gedanken.
    Ich habe einen Menschen getötet .
    Er versuchte, sich auf etwas – irgendetwas – anderes zu konzentrieren, doch es erwies sich als unmöglich. Zwar hatte er das Messer nicht eigenhändig in den anderen Mann gerammt, aber so gut wie. Im Verlauf der Monate hatte er Hunderte dieser elenden Kadaver vernichtet, die draußen durch die tote Welt wandelten. Selbst die am wenigsten verwesten, menschenähnlichsten hatte er ohne Gewissensbisse beseitigt – trotzdem war das etwas anderes. Etwas völlig anderes.
    Es leben nur noch weniger als 100 Menschen, von denen ich weiß, und ich habe einen davon getötet ...
    »Was soll ich mit ihnen machen?«
    Von der unerwarteten Stimme erschrocken drehte sich Jas um. Es war Kieran.
    »Was?«
    »Ich habe gefragt, was ich mit ihnen machen soll. Lassen wir sie vorerst einfach in den Wohnwagen eingesperrt?«
    Jas

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