Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
zwei etwas essen?«, fragte er.
    Emma grunzte nur, doch Michael setzte sich sofort auf.
    »Ich«, sagte er und rieb sich die Augen.
    »Ich hab ein Hinweisschild auf ein Café ein Stück die Straße rauf gesehen«, murmelte er. »Ich schlage vor, wir halten dort.«
    Beiderseits der ununterbrochenen Straße erstreckten sich verwaiste Wiesen. Weit und breit waren weder Autos noch Gebäude oder umherwandernde Leichen zu sehen. Alles in allem schätzte Carl das Risiko für einen Zwischenstopp gering ein. Er brauchte eine Pause. Eigentlich brauchten sie alle eine Pause, um die Köpfe zusammenzustecken und zu überlegen, was sie wirklich zu erreichen versuchten.
    Michael, der nunmehr wieder Interesse am Tag zeigte, streckte sich und sah sich um. Auch ihm fiel der Mangel an offenkundigen Zeichen menschlichen Lebens auf. Etwas weiter erspähte er eine grasende Schafsherde. Bis zu jenem Augenblick hatte er nie darüber nachgedacht, was es bedeutete, Tiere zu sehen. In der Stadt war ihnen gelegentlich ein Hund untergekommen, und am Himmel waren stets Vögel geflogen, aber die Relevanz ihres Überlebens war ihm zuvor entgangen, weil ihm ständig tausende andere wirre Gedanken im Kopf herumgekreist waren. Nun zwang ihn der Anblick der ahnungslosen, abgeschiedenen Schafe, eingehender darüber nachzudenken. Anscheinend betraf die unerklärliche Tragödie nur Menschen. Andere Arten waren – zumindest bis jetzt – davon unberührt geblieben. Ihr unverhofftes Eintreffen beim Café unterbrach seinen Gedankengang.
    Das hohe, weiße Gebäude tauchte praktisch aus dem Nichts auf. Es handelte sich um ein großes, umgebautes Haus, das in der üppig grünen Umgebung völlig fehl am Platz wirkte und hinter einer Reihe Kiefern verborgen lag. Carl verlangsamte den Van und bog nach links auf einen breiten Schotterparkplatz, wo er neben einem unscheinbaren Nebeneingang anhielt. Er stellte den Motor ab und schloss die müden Augen. Nach dem stundenlangen Fahren erwies sich die Wirkung der plötzlichen Stille als verblüffend. Es war, als säße man in einem Vakuum.
    Obwohl Michael noch vor wenigen Minuten geschlafen hatte, fühlte er sich bereits hellwach und voller Tatendrang. Bevor Carl den Zündschlüssel abziehen konnte, war er bereits aus dem Van gesprungen und lief auf die Tür des Cafés zu.
    »Vorsicht«, warnte Emma instinktiv.
    Michael blickte über die Schulter zurück und bedachte sie mit einem kurzen, beschwichtigenden Lächeln. Die Luft war kalt und frisch, und Michael fühlte sich sofort wesentlich entspannter und sicherer als je zuvor, seitdem sie das Gemeindezentrum verlassen hatten.
    Er streckte die Hand aus und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war nicht abgesperrt, denn sie schwang ein Stück nach innen auf, ließ sich jedoch nicht vollständig aufdrücken. Er stemmte sich mit der Schulter dagegen.
    »Was ist?«, fragte Carl.
    »Etwas blockiert die Tür«, gab Michael zurück, während er weiter schob und drückte. »Da ist etwas im Weg.«
    »Sei vorsichtig«, warnte Emma erneut. Aus der Furcht, die in ihrer Stimme mitschwang, ließ sich ablesen, dass ihr die Lage nicht annähernd so behagte wie anscheinend ihren beiden Gefährten.
    Michael stemmte sich abermals gegen die Tür, und diesmal öffnete sie sich ein paar Zentimeter weiter. Er nahm ein paar Schritte Anlauf, rannte los und wuchtete sich mit der Schulter dagegen. Die Tür gab gerade genug nach, damit er seinen kräftigen Körper in das schattige Gebäude zwängen konnte. Bevor er ins Innere verschwand, blickte er noch einmal kurz zu den anderen zurück.
    »Mir gefällt das nicht«, murmelte Emma bei sich und sah sich furchtsam um. Der kalte Wind blies ihr die Haare ins Gesicht und brachte ihre Augen zum Tränen. Sie schirmte sie mit der Hand gegen die Sonne ab, starrte angespannt zur Tür des Cafés und wartete, dass Michael wieder auftauchte.
    Michael musste im Inneren des Gebäudes feststellen, dass es sich bei dem Hindernis, das die Tür blockierte, um den steifen, leblosen Körper eines Mädchens im Teenageralter handelte. Das Mädchen war auf dem Rücken gelandet, als es starb, und durch seinen brutalen Angriff auf die Tür hatte er den Körper auf die Seite gedreht, was die paar Zentimeter Platz geschaffen hatte, um sich durch die Öffnung zu zwängen. Behutsam ergriff er den linken Arm des Leichnams und schleifte ihn aus dem Weg. Dabei spähte er durch ein kleines, quadratisches Fenster in der Tür und sah, dass Carl und Emma auf dem Parkplatz standen und

Weitere Kostenlose Bücher