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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Kontrolle über ihren Magen zu verlieren, als sie eines der Hosenbeine hochzog. Sie stellte fest, dass es sich beim rechten Bein um ein künstliches Glied handelte. In seinem geschwächten Zustand konnte der Leichnam es nicht vom Boden anheben.
    »Seht ihr«, sagte sie und stand wieder auf. »Das Ding weiß nicht mal, dass es nur ein Bein hat. Wahrscheinlich hat der arme Teufel schon seit Jahren im Rollstuhl gesessen.«
    Carl, der das Interesse an dem verkrüppelten Leichnam verloren hatte und dem übel geworden war, entfernte sich von den beiden anderen Überlebenden. Er ging alleine die Reihe der stillen Geschäfte entlang und blickte traurig in die Schaufenster. Er kam an einer Bank mit weit offen stehenden Türen vorbei, danach folgte ein Optikerladen. Zwei Leichen saßen reglos auf staubigen Stühlen und warteten auf Termine mit ihrem längst verstorbenen Brillentechniker. Neben dem Optiker befand sich ein Lebensmittelgeschäft. Carl ging hinein.
    Im Inneren war es stickig und modrig. Der durchdringende Gestank verfaulender Lebensmittel hing in der feuchten Luft. Der Geruch wirkte auf Carl wie Riechsalz – mit einem Schlag fiel ihm wieder alles ein, was sich zugetragen hatte. Im Bruchteil einer Sekunde erinnerte er sich an den Albtraum in Northwich, den Verlust seiner Familie und alles, was in der letzten Woche geschehen war. Plötzlich fühlte er sich ungeschützt, verwundbar und unsicher. Er blickte ständig über die Schulter, während er begann, Kartons mit allen unverdorbenen Lebensmitteln zu füllen, die er in dem winzigen Laden finden konnte.
    Emma und Michael trafen wenig später im Geschäft ein. Binnen einer Viertelstunde hatten sie zu dritt einen Großteil der verwendbaren Vorräte in den Kofferraum des Vans verfrachtet. Binnen weniger als einer Stunde trafen sie wieder bei der Penn Farm ein.
    21
    Michael und Emma saßen einander am Küchentisch gegenüber. Es war beinah sechzehn Uhr. Carl hatte den Großteil des Nachmittags draußen am Generator gearbeitet. Die Hintertür stand offen. Im Haus herrschte klirrende Kälte.
    »Irgendetwas muss sie antreiben«, murmelte Emma. »Ich verstehe nicht, warum sie sich unablässig bewegen und dennoch –«
    »Verdammt«, fluchte Michael. »Würdest du wohl mal damit aufhören? Was spielt es für eine Rolle? Warum sollte uns kümmern, was sie tun, solange sie keine Gefahr für uns darstellen? Mir wäre sogar egal, würde ich aufwachen und hundert der verfluchten Dinger stünden ums Haus und brächten mir ein Ständchen. Solange sie mir nicht zu nahe kommen –«
    »Schon gut«, schnitt sie ihm barsch das Wort ab. »Hab schon verstanden. Tut mir Leid, dass ich deine Kurzsichtigkeit nicht teile.«
    »Ich bin keineswegs kurzsichtig«, protestierte Michael.
    »Doch bist du. Dir sind alle egal außer dir selbst.«
    »Das stimmt nicht.«
    »O doch.«
    »Nein. Ich kümmere mich auch um dich und Carl. Ich denke bloß, wir sollten uns an Fakten halten, das ist alles.«
    »Wir kennen keine Fakten. Wir wissen überhaupt nichts.«
    »Aber sicher«, widersprach er seufzend. »Zum einen ist es eine Tatsache, dass es keine Rolle spielt, was mit dem Rest der Bevölkerung geschehen ist, solange es keine Auswirkungen auf uns hat. Es ist eine Tatsache, dass egal ist, warum Millionen Menschen gestorben sind. Was würde es für einen Unterschied machen, wenn wir es wüssten? Was könnten wir schon tun? Selbst wenn wir eine Wunderheilung fänden, was könnten wir groß tun? Den Rest unserer Tage mit dem Versuch verbringen, um die fünfzig Millionen Leichen wieder zu beleben? Auf Kosten unserer eigenen Leben?«
    »Nein, aber –«
    »Kein aber«, fiel er ihr ins Wort.
    »Ich kann nichts machen«, meinte sie leise und stützte den Kopf auf die Hände. »Das ist die Medizinerin in mir. Ich wurde dafür ausgebildet, –«
    »Vergiss das alles«, forderte er sie auf und starrte sie eindringlich an. Sie spürte förmlich, wie seine Augen sich in sie bohrten, und sie schaute auf. »Hör auf mich«, fuhr er fort. »Vergiss alles. Hör auf, darüber nachzugrübeln, was geschehen ist und warum. Ich bin weder kurzsichtig noch selbstsüchtig, ich bin lediglich ein Realist. Was weg ist, ist weg, und wir müssen das Beste aus dem machen, was noch da ist. Wir müssen auf alles andere pfeifen und für uns drei eine Zukunft sichern.«
    »Ich weiß«, seufzte sie, »nur so einfach ist es nicht, oder? Ich kann mich nicht von allem abwenden und –«
    »Du musst«, schnitt er ihr das Wort ab, ließ die

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