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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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weil es nicht danach ausgesehen hatte, dass sie eine haben könnten. Da er jedoch von jeher ein Einzelgänger gewesen war, wurde ihm klar, dass er selbst herzlich wenig brauchte. Eine Unterkunft, Essen und Schutz, das war es im Wesentlichen. Tatsächlich hatte sein Leben vor der Katastrophe etliche Aspekte gehabt, die verloren zu haben ihn sogar freute. Die Frage war: Würde die Zeit seine, Carls und Emmas mentale Wunden heilen und ihnen gestatten, ein lebenswertes Dasein zu führen?
    Seine und Emmas stille, persönliche Gedanken wurden von einem weiteren unerwarteten Geräusch von draußen unterbrochen. Auf das Aufbrüllen einer Maschine folgten ein tiefes, stetes mechanisches Tuckern und ein Freudenschrei von Carl.
    »Mann o Mann«, lächelte Emma. »Hör dir das an!«
    Michael verließ das Zimmer und war bereits auf halbem Weg zur Hintertür, als Carl ihm entgegengelaufen kam.
    »Geschafft!«, keuchte er atemlos. »Ich hab‘s geschafft!«
    Er verlangsamte die Schritte, betrat die Küche und drückte stolz den Lichtschalter an der Wand. Flackernd erwachte eine Neonlampe zum Leben und tünchte den Raum in kaltes, nüchternes und doch wunderschönes elektrisches Licht.
    22
    An jenem Abend arbeiteten die Überlebenden bis kurz nach einundzwanzig Uhr weiter, zumal das elektrische Licht die Nutzbarkeit des Tages erheblich verlängerte. Nachdem sie die Vorräte verstaut und sowohl den Wagen als auch das Haus für die Nacht gesichert hatten, machten sie erschöpft Feierabend. Emma bereitete eine Mahlzeit zu, die sie aßen, während sie sich ein Video ansahen, das sie gefunden hatten.
    Michael, der mit dem Rücken gegen das Sofa auf dem Boden saß, schaute kurz nach dreiundzwanzig Uhr über die Schulter und stellte fest, dass sowohl Carl als auch Emma eingeschlafen waren. Eine Weile betrachtete er ihre reglosen Gesichter und beobachtete, wie das flackernde Licht des Fernsehers beunruhigende, zuckende Schatten auf sie warf.
    Es war ein sonderbarer Abend gewesen. Die scheinbare Normalität, die es vermittelte, dazusitzen und fernzusehen, bereitete Michael Kopfzerbrechen. Alles hatte so gewöhnlich gewirkt, als sie vor über anderthalb Stunden begonnen hatten, sich den Film anzusehen – binnen weniger Minuten waren sie alle in eine nicht weit zurückliegende Zeit versetzt worden, in der noch hunderte Millionen Menschen das Land bevölkert hatten und in der man den Tod noch als endgültig und unvermeidlich betrachtet hatte. Vermutlich fühlte sich der Abend aus genau jenem Grund so seltsam und falsch an. Sie drei waren an alles erinnert worden, was sie ohne eigenes Verschulden verloren hatten.
    Michael fand es enttäuschend typisch und zunehmend ärgerlich, dass er immer wieder bei derlei Gedanken endete. Vorbei waren die Zeiten, in denen er eine anspruchslose, aber vergnügliche Komödie wie die gerade gesehene noch als das genießen konnte, was sie war – eine vorübergehende Zerstreuung, fast ein Betäubungsmittel für das Gehirn. Nun löste so gut wie alles, was er sah, hörte oder tat, tief schürfende Fragen und hitzige emotionale Debatten in ihm aus, mit denen er sich nicht herumschlagen wollte. Jedenfalls noch nicht.
    Durch seine mangelnde Konzentration auf den Film hatte er gar nicht bemerkt, dass er zu Ende war, bis die Schrift am Ende bereits einige Minuten über den Bildschirm rollte. Mit seinen düsteren Gedanken beschäftigt blieb er sitzen und wartete, bis das Band zu Ende war. Als die Musik verhallte und durch Stille ersetzt wurde, öffnete er eine Dose Bier und streckte sich auf dem Boden aus.
    Eine Weile lag er reglos da und lauschte der Welt um ihn herum. Carl schnarchte leise, Emma wälzte sich im Schlaf hin und her, doch abgesehen davon gaben die beiden keinen Laut von sich. Von draußen ertönte das konstante Klopfen und Tuckern des Generators im Schuppen, außerdem hörte er einen böigen Wind, der durch die Wipfel der hohen Kiefern rings um das Gehöft blies. Hinter all dem nahm Michael die Ansätze des tiefen Grollens eines noch fernen, aber rasch aufziehenden Unwetters wahr. Durch die halb offenen Vorhänge beobachtete er, wie die ersten Tropfen kalten Regens gegen die Scheibe prasselten. Zuerst erschreckte ihn das Geräusch, und er stützte sich auf die Ellbogen. Eine Sekunde lang erkannte er draußen eindeutig eine Bewegung.
    Schlagartig verängstigt, nervös und voll gepumpt mit Adrenalin sprang Michael auf, rannte zum Fenster und presste das Gesicht gegen das Glas. Er spähte hinaus in die

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