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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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wird, wenn wir erst mal dort sind. Das Letzte, was ich jetzt tun will, ist damit aufzuhören. Ich denke an zumindest vier oder fünf Raucher, die es hier gibt und schätze, dass von denen auch keiner aufhören will. Verdammter Mist! Ich will jetzt mehr denn je rauchen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Jackie gab Emma keine direkte Antwort. Sie wusste, dass sie sich nicht sehr vernünftig anhörte, aber das kümmerte sie nicht. »Und trinken«, fuhr sie fort. »Ich hatte nie einen Kater, da ich nie mit dem Trinken aufgehört habe. Ich war daran gewöhnt, jeden Tag zu trinken, aber hier ist fast kein Tropfen Alkohol mehr übrig. Ich bin seit den letzten Wochen so gut wie auf kaltem Entzug, und ich habe verdammt noch mal genug davon.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht.«
    Jackie lachte traurig in sich hinein, schüttelte den Kopf und sah nach unten. Sie schnippte die Asche von der Zigarettenspitze und beobachtete, wie sie auf den gekachelten Fußboden rieselte.
    »Manchmal«, sagte sie, »muss ich mir wirklich genau überlegen, warum wir uns mit all dem herumplagen. Sie und Michael haben einander. Sie haben noch einmal Glück, denn das ist mehr, als der Rest von uns hat. Von nun an werden wir um alles kämpfen müssen, das wir irgendwann haben wollen oder brauchen. Und ja, die Leichen mögen am Ende verschwinden, aber wir werden da draußen trotzdem immer noch auf uns alleine gestellt sein, nicht wahr? Wir werden immer uns selbst genügen müssen, um Himmels willen! Verdammte Scheiße, ich war in meinem ganzen Leben noch nie Selbstversorger! Mir ist noch nie was in den Schoß gefallen, aber ich konnte immer nach draußen gehen und bekommen, was ich wollte – und das so ziemlich überall, wo ich es wollte. Jetzt ist alles anders. Ich werde nie wieder kurz in die Läden springen können, um mir dort eine Packung Zigaretten oder eine Flasche Gin zu besorgen, oder?«
    »Nein.« Emma blickte verständnisvoll in Jackies müdes Gesicht, doch sie konnte nichts weiter darauf sagen. Sie hatte recht, aber es gab nichts, das irgendjemand dagegen tun konnte.
    Jackie fühlte ihr Unbehagen. »Entschuldigung, Emma. Ich wollte nicht so ausrasten.«
    »Ist schon in Ordnung. Wirklich, ich verstehe, wie Sie sich fühlen, aber ...«
    »Die Sache ist die«, unterbrach Jackie sie. »Ich weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich immer noch hier bin und das unverletzt, aber manchmal reicht das nicht aus. Ich kann den Großteil der Zeit damit umgehen, aber hin und wieder will ich mein Leben zurück.«

34
    Michael, der sich in einen dicken Wintermantel gewickelt hatte, um sich vor der Kälte zu schützen und eine Baseballmütze trug, um den gelegentlichen Regen abzuhalten, saß in der Dunkelheit auf einer niedrigen Steinmauer und starrte in die Ferne.
    Er war alleine, und in diesem Moment war es genau das, was er brauchte. Die einzige Person, in deren Gesellschaft er sich in dieser Nacht befinden wollte, war meilenweit entfernt. Er hatte die acht anderen Überlebenden dabei zurückgelassen, ihr Tagwerk zu feiern und sich in der nasskalten, verstaubten und schummrigen Lounge des The Fox , Cormanseys einziger Gaststätte, sinnlos zu betrinken.
    Das Geräusch des Meeres erfüllte die abendliche Luft. Es war immer noch ein erfrischender Unterschied, irgendetwas zu hören, anstatt der schweren, erzwungenen Stille, die er mehr oder weniger die letzten acht Wochen hindurch erduldet hatte.
    Das beständige Krachen der Wellen, die auf den Strand knapp vor ihm schlugen, war ein angenehmes und entspannendes Geräusch. Am heutigen Abend fühlte er sich alleine im Freien sicher.
    In der vergangenen Nacht wäre er das Risiko, auf diese Art und Weise draußen zu sein, nicht eingegangen. Doch heute hatte die Gruppe hart daran gearbeitet, um das Dorf zu säubern und eine große Anzahl Leichen war abgeschlachtet und vertrieben worden. Von seinem Platz aus konnte er immer noch das helle Glühen des gewaltigen Scheiterhaufens sehen, den sie knapp außerhalb des Hauptteiles von Denvers Lye angezündet hatten.
    Wenn sich heute Nacht irgendwelche Leichen in der Nähe aufhielten – und er nahm an, dass es sich vermutlich so verhalten würde – wusste er, dass diese wahrscheinlich dünn gesät sein würden und er in der Lage dazu war, schnell und leicht mit ihnen fertig zu werden. Seine treue Brechstange blieb in Bereitschaft an seiner Seite.
    Michael, der darauf erpicht war, dem toten Dorf zu entschlüpfen, hatte sich entschieden, auf der

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