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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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versuchten, näher an sie heranzukommen. Doch das Verhalten der anderen war es, das mich wirklich beunruhigt. Er erzählte mir, dass einige von ihnen einfach nur dastanden und sie ansahen. Er sagte, dass er sich wie beobachtet fühlte. Vor einigen Minuten erfuhr ich von Richard Lawrence, dass sie ähnliche Geschehnisse auf Cormansey beobachtet hätten. Anscheinend haben dort einige Leichen Abstand von unseren Leuten gehalten, sich geradezu vor ihnen versteckt. Aber sie können dort nirgendwo hingehen. Sie stecken am Arsch der Welt fest und haben weitere Hunderte dieser verdammten Dinger am Hals, die näher an sie heranrücken.
    Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.
    Sind die Leichen soweit, dass sie aufgeben und zusammenbrechen, oder ist das der Anfang von etwas Schlimmeren?
    Wir haben Lose gezogen, um zu entscheiden, wer zuerst geht.
    Das Flugzeug und der Helikopter werden hier morgen früh aufbrechen.
    Je früher wir diesen Ort verlassen, desto besser.

33
    Im schwachen Licht des frühen Abends versuchte Jackie Soames ohne Erfolg, das Ausräumen des Überwachungsturms sowie das Verlagern von allem Nützlichen hinunter in das tiefer gelegene Bürogebäude zu koordinieren.
    »Also, wie sieht der Plan aus?«, fragte Emma, die in den Überwachungsturm zurückkehrte. Sie hatte Keele dabei beobachtet, wie er das Flugzeug aus dem Hangar auf die Landebahn bewegte und war trotz des feuchten Wetters und der niedrigen Temperaturen draußen geblieben, um die vergleichsweise Freiheit wie auch die frische Luft zu genießen.
    Durch die Beschäftigung in den letzten Stunden schien der Eindruck vermittelt zu werden, dass die Ereignisse endlich ihren Lauf nahmen und sie hatte angenommen, dass es im Gebäude Arbeit gäbe. Sie konnte Leute sehen, die sich mit offenkundiger Absicht im Raum umherbewegten, doch sie konnte ebenso viele erkennen, die unbeweglich dasaßen und wie üblich ins Leere starrten.
    Mehr, als sie ihren anhaltenden Schmerz verstand und bis zu einem gewissen Maß mit ihnen Mitleid hatte, fragte sie sich jedoch, wie lange ihre Beklommenheit wohl anhalten mochte. Egal, wie trost- und hoffnungslos die Dinge waren, sie mussten alle versuchen, sich dem, was von der Wirklichkeit geblieben war, früher oder später zu stellen.
    »Es gibt keinen Plan«, erwiderte Jackie niedergeschlagen. »Ich dachte mir, es wäre vernünftig, hier so viel Kram wie möglich vor dem Morgen rauszuschaffen.«
    »Was genau müssen wir mitnehmen? Wissen Sie denn, was es bereits auf der Insel gibt?«
    »Nicht mit Sicherheit.«
    »Hat hier nicht irgendwer behauptet, dass dort um die fünfhundert Menschen gelebt haben?«
    »Ja.«
    »Dann wird es auch reichlich Kleidung, Betten, Häuser und solche Dinge geben, oder?«
    »Ich nehme es an.«
    »Also brauchen wir nur sämtliche Lebensmittel und die Notwendigkeiten mitzunehmen, die wir haben und von denen wir wissen, dass wir sie dort nicht vorfinden werden. Ich denke nicht, dass es sehr viel von dem hier sein wird.«
    Jackie nickte. »Ich weiß.« Sie blickte Emma an und brachte ein gequältes Lächeln zustande. »Wahrscheinlich versuche ich nur, mich selbst auf Trab zu halten, weiter nichts. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich halte diese verdammte Warterei nicht aus. Es fängt wirklich an, mir an die Nieren zu gehen. Ich will weitermachen, die Dinge erledigen und von hier wegkommen.«
    Emma stimmte ihr zu. »Wir haben alle mehr als genug gewartet.«
    Jackie, die einsah, dass der Versuch sinnlos war, sich selbst oder irgendwen sonst am Ende des ausklingenden Tages zu etwas zu motivieren, ließ sich schwerfällig nieder. Emma zog einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. Sie stellte fest, dass die große, rotgesichtige Frau ungewöhnlich besorgt aussah. Vielleicht war es auch nur die Müdigkeit. »Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte sie.
    Jackie zuckte die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. Es waren nur noch wenige in der Schachtel übrig, die sie mit sich trug. »Das hier fasst es in etwa zusammen«, sagte sie, als sie ein Streichholz ausblies.
    »Inwiefern?«
    »Diese verdammten Zigaretten.«
    »Das verstehe ich nicht ...«
    »Ich habe eine Kneipe geführt«, erklärte Jackie und holte einen tiefen Atemzug. »Ich war daran gewöhnt zu rauchen wie ein Schlot. Zuerst habe ich es mir damit gut gehen lassen, später machte ich mir Sorgen darum. Jetzt bin ich bei meiner letzten Schachtel Zigaretten gelandet und hoffe, dass es ein paar davon auf dieser verdammten Insel geben

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