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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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wie brutal die Unschuld der Kindheit zerschmettert worden war. Glücklicherweise schien der Schultag noch nicht begonnen zu haben, als die Ereignisse ihren Lauf genommen hatten.
    Sie hatten das Gebäude durch den Haupteingangsbereich betreten. Von dem Leichnam eines Lehrers abgesehen, der zwischen umgedrehten Stühlen in der Aula umhergetorkelt war, hatte das Haus praktisch wie ausgestorben gewirkt. Auf dem Weg nach oben in ihren relativ abgelegenen Schlupfwinkel in einem Klassenzimmer – einer von nur zwei Räumen, die sich nicht im Erdgeschoss befanden – war es ihnen möglich gewesen, den Pausenhof an der Vorderseite der Schule zu sehen. Der verstörende, jedoch nicht gänzlich unerwartete Anblick, der sich ihnen geboten hatte, war dennoch erschütternd gewesen und hatte trotz allem, was sie bereits gesehen hatten, jeden von ihnen tief getroffen. Auf dem Hof lagen zwischen dreißig und fünfzig tote Kinder, die alle ihre Schuluniformen trugen, daneben waren die Körper ihrer Eltern und Lehrer. Von ihrem erhöhten Standpunkt aus konnten sie weitere Leichen auf der gegenüberliegenden Seite des Schultores sehen. Noch mehr junges Leben war auf dem Weg in den Unterricht beendet worden.
    »Wo ist Kilgore?«, fragte Donna und unterbrach Baxters dunkle Gedanken.
    »Was?«, murmelte er und sah sich um. Er konnte Clare und Harcourt sehen, doch der andere Soldat war nirgendwo zu entdecken.
    »Hat jemand gesehen, wie er nach draußen gegangen ist?«
    Keine Antwort.
    Donna, dicht gefolgt von Baxter, verließ rasch den Unterrichtsraum und rannte die lange, gerade Treppe hinunter in das Erdgeschoss. Das knarrende Zuschlagen einer anderen Klassenzimmertür im Korridor zu ihrer Rechten, ließ sie Kilgores Aufenthaltsort vermuten. Sie suchten sich vorsichtig ihren Weg durch die Schatten und bewegten sich in seine Richtung.
    »Was zum Teufel tun Sie da?«, zischte Baxter, als sie den Raum betraten und sich vor den abgängigen Soldaten stellten. Der war vor einem gläsernen Aquarium in die Hocke gegangen. Die Überreste von drei verfaulten Goldfischen trieben auf sechs Zoll hohem, schmutzig grünem Wasser.
    »Alle Tiere sind tot. Sehen Sie.« Er wies in die Richtung von zwei weiteren Behältern, die daneben standen. Auf dem Grund des einen lag die tote und ausgedörrte Schale einer Eidechse und am Boden des anderen drei verschimmelte Fellhäufchen, die einmal Mäuse oder Hamster gewesen sein mussten. »Arme kleine Scheißer.«
    »Kilgore«, schäumte Donna, die von der egoistischen Dummheit des Mannes aufgebracht war. »Bringen Sie sich außer Sichtweite, aber sofort. Kommen Sie mit uns nach oben.«
    »Warum? Was meinen Sie damit, außer Sichtweite? Hier ist niemand, der mich sehen könnte, oder? Ich sehe mir nur ...«
    »Wir können es uns nicht leisten, ein solches Risiko einzugehen, nur weil es Ihnen einfällt, sich ein wenig umsehen zu wollen. Sie bringen uns in Gefahr, wenn ...«
    »Ich bringe niemanden in Gefahr«, begehrte er auf. »Ich tue überhaupt nichts.«
    »Kommen Sie einfach mit zurück!« Donna marschierte aus dem Zimmer nach oben in das Klassenzimmer. Kilgore folgte, obwohl er mit ihr nicht einer Meinung war, jedoch fühlte, dass er zahlenmäßig unterlegen war und sich daran erinnerte, was zuvor mit Stonehouse und seinem anderen Kollegen geschehen war. Er begriff nicht, warum für sie das, was er getan hatte, ein solches Problem darstellte. Er hatte nichts Falsches getan, hatte sich ruhig verhalten und brachte niemanden in Gefahr. Schließlich war er ein ausgebildeter Experte und hatte jahrelang dafür trainiert, um sich außer Sichtweite und im Verborgenen zu halten. Er hatte sogar einige Erfahrung damit, hinter den feindlichen Linien zu überleben, und er war sich verdammt sicher, dass Donna die nicht hatte. Verdammtes Weib.
    Baxter seufzte, als er beobachtete, wie der Soldat aus dem Zimmer schlurfte. Er folgte ihm, blieb jedoch stehen, als ihm etwas auf dem Boden in der gegenüberliegenden Ecke des Klassenzimmers ins Auge stach. Es war eine jähe, kurze Bewegung gewesen, die binnen einer Sekunde vorüber war. Er drehte um, ging tiefer in die Klasse hinein und sah angestrengt in die Dunkelheit. Neben einem Schaukasten voller Lesebücher, die einst glänzend, nun jedoch sonnengebleicht waren, ging er in die Hocke. Durch den Gestank und die Ablagerungen am Boden konnte er feststellen, dass Tiere in dem Gebäude auf Futtersuche gewesen waren. Ein Fuchs? Hunde? Möglicherweise Ratten? Was sich auch immer hier

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