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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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ihnen eine Durchfahrt in die Sicherheit freigeräumt werden würde. Aus der Entfernung und der relativen Gemütlichkeit des Warenhauses hatte es vernünftig gewirkt, ihnen zu glauben. Nun jedoch, da sie sich ihrem endgültigen Bestimmungsort und zugleich den Horden der Kadaver, die sie erwarteten, zügig näherten, begannen Nervosität und Zweifel um sich zu greifen.
    »Also, wie werden wir hineinkommen?« Emma achtete darauf, nicht zu laut zu sprechen.
    »Keine Ahnung«, erwiderte er brummend.
    Michaels Besorgnis verzehnfachte sich, als sie einer Kurve in der Straße folgten und zum ersten Mal das Flugfeld in einiger Entfernung sahen. Es war aus mehreren Gründen sofort erkennbar, denn es lag mitten in einer ausgedehnten Fläche, in deren Richtung sich ihre Straße neigte. Erst einmal durch das Licht, das in der Düsternis des frühen Nachmittags am meisten ins Auge stach und das aus etwas, von dem er annahm, dass es sich dabei um eine Art Operationszentrale oder einen Überwachungsturm handelte, schimmerte. Es war das einzige künstliche Licht, seit sie das Kaufhaus verlassen hatten, und es strahlte hell wie ein Leuchtfeuer in der Nacht. Es lenkte Michael anfangs vom Rest der Szenerie ab. Allmählich jedoch begann er, sich ein bisschen weiter umzusehen und bemerkte, dass das erleuchtete Gebäude ein wenig dezentral in einer ausgedehnten umzäunten Anlage stand, längs eines einzelnen dunklen Betonstreifens. Der Boden um das Gebäude war einige Hundert Meter in alle Richtungen frei und die gesamte Anlage von einem hohen Zaun umgeben. Auf der gegenüberliegenden Seite der Umzäunung war das zweite, weitaus offensichtlichere und viel bedrohlichere Anzeichen, dass sich die Überlebenden in der Nähe befanden. Um die gesamte Eingrenzung des Grundstücks hatte sich, so weit sie von der Straße aus sehen konnten, eine dichte, wogende Horde Leichen versammelt. Abertausende von ihnen schwärmten wie dunkles, schattenhaftes Gewürm vor dem tiefblauen Hintergrund des einsetzenden Abends umher. Von seinem Sitzplatz aus war es schwierig, eine einigermaßen genaue Schätzung abzugeben. Michael schien es, als würde die Horde vor ihnen an den meisten Stellen eine Tiefe von etwa hundert Leichnamen erreichen. Da Cooper mit der Idee spielte, knapp vor der Basis anzuhalten und irgendwie zu versuchen, die Aufmerksamkeit der anderen Überlebenden zu wecken, bremste er den Mannschaftswagen behutsam ab.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Guest furchtsam.
    Cooper schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte er rasch und mit ruhiger Stimme, als er in die Ferne spähte und sich hoffnungsvoll nach irgendeiner Bewegung auf dem Flugfeld umsah.
    »Werden sie uns wirklich sehen? Denken Sie, dass sie uns wirklich ...«
    Der ehemalige Soldat war es leid, dass Guest unaufhörlich störte und brachte sein zunehmend lästiger werdendes Gestammel mit einem raschen Blick zum Schweigen. Obgleich er durch die Jahre bei den Streitkräften bereits konditioniert und zu professionell war, um seine Gefühle zu zeigen, wurde Cooper ebenfalls ein wenig verunsichert. Die Angst des anderen Mannes war für ihn nicht gerade hilfreich. Er beruhigte sich, indem er versuchte, sich in die Lage der Menschen auf dem Flugplatz zu versetzen. Von seinem Standpunkt aus hatte er eine klare und ungestörte Sicht auf sie und diese zweifellos auch auf ihn. Das Licht ihrer Fahrzeuge würde sicherlich ebenso hell und eindeutig zu sehen sein, wie das Licht aus ihrem Überwachungsturm. Er war sich sicher, dass ihre Ankunft bald bemerkt werden würde. Als sich ihre Entfernung zum Flugplatz verringerte, kehrten seine Zweifel jedoch zurück, und er betete nervös, dass etwas geschehen möge. Er konnte es ohne ein Zeichen, dass sie gesehen worden waren, nicht riskieren, noch weiterzufahren. Zu nahe an eine so riesige Horde heranzufahren, ohne einen Fluchtweg zu haben, kam Selbstmord gleich.
    »Da!«, schrie einer der Überlebenden dicht hinter ihm. »Seht doch!«
    Michael setzte sich aufrecht hin und versuchte, bessere Sicht auf die Geschehnisse zu bekommen. Aus der Entfernung war es schwierig, Einzelheiten zu erkennen, doch durch ihren geringfügig erhöhten Standpunkt auf der Anfahrtsstraße wurde es ihm ermöglicht, eindeutige Bewegung auf dem Flugplatz zu erkennen. Etliche kleine Lichter – möglicherweise Taschenlampen und Laternen – bewegten sich vom Überwachungsturm aus in Richtung eines dunklen Gebildes an einem Ende der gleichermaßen dunklen Landebahn. Handelte es sich dabei um

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