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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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waren. Im letzten möglichen Augenblick ließ er sich auf den Boden herabfallen.
    »Einer kommt zu mir nach vorne und der Rest von euch geht hinten rein«, brüllte Lawrence über das ohrenbetäubende Dröhnen der Maschine und der Rotorblätter hinweg, als Harcourt die Hubschraubertür aufriss. »Schnallt euch an, wenn ihr könnt, sonst haltet euch fest.«
    Die Stimme des Piloten war über den Lärm gerade noch hörbar. Clare und die beiden Soldaten kletterten nach innen. Donna wartete neben dem Helikopter auf Baxter und musste ihn regelrecht in seinen Sitz drücken. Vor Anstrengung benommen ließ er sich nach hinten fallen und sog die klamme Abendluft in langen Zügen ein, während sie die Tür vor seiner Nase zuknallte.
    »Vorwärts!«, zischte Lawrence. Die Leichen befanden sich bereits verdammt nahe. Er konnte sehen, wie ihn die verwesenden Gesichter der nächsten Toten anstarrten. Donna kletterte vorne hinein und zog die Tür hinter sich zu. Als sie den Gurt geschlossen hatte und die Augen wieder öffnete, befanden sie sich bereits in der Luft. Am Boden liefen die Leichen auf der Stelle zusammen, an der sie sich gerade noch befunden hatten und streckten sich in Richtung der zügig verschwindenden Maschine.

22
    Für den Rückflug zum Flugplatz brauchten sie weniger als fünfzehn Minuten. Die Stille, die sie nach ihrer Landung empfing, war überwältigend und erfüllte die fünf Neuankömmlinge mit vorsichtiger Erleichterung. Baxter, Clare, Donna, Harcourt und Kilgore stolperten erschöpft aus dem Helikopter und folgten Lawrence über den Asphalt, während sie die Abertausenden der kalten, toten Augen, die von der anderen Seite des Zauns recht nahe auf sie gerichtet waren, gar nicht bemerkten. Mit müdem Schweigen führte er sie zu einer Ansammlung von dunklen Gebäuden – einem riesigen, halb leeren und skelettartigen Hangar, einem Überwachungsturm und etlichen kleineren Gebäuden, die einst als Büros, Wartezimmer und öffentliche Aufenthaltsräume genutzt worden waren.
    Baxter war beeindruckt. Der Ort sah besser ausgestattet aus, als er ihn sich je vorzustellen gewagt hätte. Er schien eine unübliche Kreuzung zwischen einem kleinen Flugplatz und einem Fliegerklub gewesen zu sein, und er nahm an, dass er möglicherweise für Privatflugzeuge, Charterflugzeuge und Pilotenausbildung gedient hatte. Jack sah, dass der Gefängnistransporter und der Mannschaftswagen in kurzer Entfernung geparkt waren. Die Anwesenheit der anderen Fahrzeuge bedeutete eine gewaltige Erleichterung – der Rest der Gruppe hatte es ebenfalls sicher zum Flugplatz geschafft.
    Aus dem oberen Ende des Überwachungsturms kam ein schwaches Licht. Die Überlebenden folgten Lawrence in das Gebäude und über ein kurzes Freigelände sowie zwei steile, widerhallende Treppen nach oben. Die Ereignisse der letzten Stunden waren körperlich und geistig aufreibend gewesen und Baxter hatte besonders damit zu kämpfen, sich vorwärts zu bewegen. Nach etwas, das sich wie ein meilenlanger Marsch und ein endloser Anstieg anfühlte, erreichten sie das Dachgeschoss des Gebäudes und betraten durch einige schwere Doppeltüren einen riesigen Raum. Im Inneren des Zimmers war es hell und warm; es summte vor Lärm und Gesprächen und stellte einen krassen Gegensatz zu der kalten und erzwungenen Stille der Welt außerhalb des Gebäudes dar. Der Anblick bekannter Gesichter ringsumher, erfüllte die drei Überlebenden und die beiden Soldaten wieder mit einem Energieschub.
    »Dann haben Sie schließlich doch noch hergefunden ...« Cooper lachte laut. »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«
    »Wir sind ein paar Mal falsch abgebogen, das ist alles«, erwiderte Baxter mit einem müden Grinsen.
    »Nur ein paar Mal? Verdammte Scheiße, wir hätten Sie fast aufgegeben. Wir sind schon seit Stunden hier!«
    Donna stand in der Türöffnung und sog die Atmosphäre in sich auf. Die Menschen um sie herum – sowohl die, die sie kannte, als auch die ungefähr zwanzig, die ihr fremd waren – schienen entspannt zu sein und sich wohlzufühlen. Sie wurde ebenfalls ruhiger, als ob die zahllosen Sorgen und Probleme, die sie andauernd plagten, langsam von ihr abfallen würden. Fühlte sie sich so, weil sie endlich den Flugplatz erreicht hatte, oder war sie lediglich erleichtert, dass sich Cooper und die anderen in Sicherheit befanden? Was auch immer der Grund dafür sein mochte, sie hatte sich jedenfalls seit sehr langer Zeit nicht mehr in einer so anheimelnden und einladenden Umgebung

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