Herbst - Stadt
noch eines, bis sich das schrille Husten in einen durchgehenden Schrei voll unschuldiger, hilfloser Todesqual verwandelt hatte. Sonya hielt ihre Tochter eng an die Brust gedrückt und versuchte ihr verzweifelt zu helfen, obwohl sie wusste, dass sie nichts ausrichten konnte. Croft wollte ihr helfen und das Baby an sich nehmen, doch sie ließ es nicht zu. Sie wussten, was geschah.
Die tödliche Seuche lag immer noch schwer in der Luft.
Minuten nach seiner Geburt war das Baby tot.
15
Croft überbrachte der Handvoll von Überlebenden, die sich im Gemeinschaftssaal versammelt hatten, die Nachricht bei, bevor er wieder zurück nach oben ging, um nach Sonya zu sehen, die unter starken Beruhigungsmitteln stand. Die Auswahl an Medikamenten, die ihm zur Verfügung stand, hatte sich besorgniserregend verringert. Er hatte das am Boden zerstörte Mädchen mit allem, was ihm unter die Finger gekommen war, vollgepumpt, bis sie schlussendlich aufgehört hatte, zu schreien und in die Bewusstlosigkeit abgeglitten war.
Jack Baxter saß mit Bernard Heath in einer Ecke der Halle, Clare lag neben ihnen auf einer Schaumstoffmatratze. Sie hatten sich mit Unterbrechungen ein paar Stunden lang unterhalten, da keiner der beiden Männer an Schlaf auch nur denken konnte. Während dieser Zeit hatte sich für Baxter die Gelegenheit ergeben, einige der Fragen loszuwerden, die ihm seit dem letzten Dienstagmorgen schwer im Magen lagen. Zwar war Heath natürlich nicht in der Lage gewesen, ihm irgendwelche Antworten darauf zu geben, doch das Gespräch allein schien trotzdem geholfen zu haben.
Als Heath erfuhr, dass das Baby gestorben war, begann er zu weinen. Er schien sich über seinen Gefühlsausbruch zu schämen und versuchte ohne Erfolg, seine Tränen vor Baxter zu verbergen.
»Sie wissen, was das zu bedeuten hat, oder?«, meinte er nach ein paar Minuten des Schweigens mit schwankender Stimme.
»Was?«, gab Baxter zurück.
»Es bedeutet, dass das zweifellos das Ende ist.»
»Warum sagen Sie so was?«
»Es geht dem Ende zu, nicht wahr? Es ist jetzt nur noch eine Handvoll von uns übrig und es sieht so aus, als könnten wir uns nicht vermehren. So weit ich das beurteilen kann, bedeutet es das Ende der menschlichen Rasse, Jack.«
Baxter starrte in die Dunkelheit.
»Sie können sich da nicht sicher sein«, sagte er leise.
»Wir können uns über gar nichts sicher sein, aber Sie müssen zugeben, dass es nicht gut aussieht, oder? Ich habe gehofft, dass es doch noch Hoffnung für uns geben würde. Ich habe gedacht, dass das, was auch immer Leute wie Sie und mich resistent macht, unsere Kinder ebenso immun machen könnte oder unsere Brüder oder ...«
Über sein müdes Gesicht begannen ungehindert Tränen zu laufen.
»Sie könnten immer noch Recht haben«, flüsterte Baxter.
Heath schüttelte den Kopf.
»Ich habe einen Sohn«, fuhr er fort und trocknete wieder seine Augen. »Er lebt in Australien. Meine Frau war drüben bei ihnen. Sie ist vor drei Wochen weggeflogen, um die Enkelkinder zu besuchen. Ich weiß, dass sie ...«
»Sie ist wahrscheinlich mit ihnen zusammen«, unterbrach ihn Jack, und da er vorhersah, worauf der andere hinauswollte, beteuerte er instinktiv das Gegenteil dessen. »Nach allem, was wir wissen, könnten sie durchaus in Sicherheit sein. Immerhin könnte nur unser Land betroffen sein. Wir könnten ...«
»Ich weiß, dass sie tot sind«, unterbrach ihn Heath traurig. »Was Sie sagen, ändert nichts; ich weiß, dass sie tot sind.«
Baxter rieb sich die Augen und blickte zur Decke. Ihm war klar, das stimmte, was er hörte.
»Bis wir nicht mit völliger Sicherheit wissen ...«, setzte er an und wollte Heath neuerlich davon überzeugen, dass noch Hoffnung bestand.
»Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit, Jack«, unterbrach ihn Heath, setzte sich kerzengerade hin und starrte seinem Gegenüber ins Gesicht.»Es gibt keinen Grund, an Träumen oder halb garen Ideen festzuhalten.«
»Aber Sie können nicht alles einfach so abtun ...«
»Wollen Sie tatsächlich behaupten, dass Sie nicht versucht hätten, das Ausmaß der Katastrophe abzuschätzen?«
»Also, ich ...«
»Ich nicht. Aber vor ein paar Tagen ist mir ein Gedanke gekommen, der alles hier relativiert. Hatten Sie ein Fahrzeug?
»Ich habe nie fahren gelernt«, antwortete Baxter und war über die Frage erstaunt. »Warum?«
»Ich kann mich daran erinnern, wie ich meinen ersten Wagen nach Hause brachte. Meine Mutter glaubte, es wäre eine Todesfalle, und mein alter Herr
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