Herbst - Zerfall
bereit?«, fragte er mit gedämpfter Stimme.
»Ich nehme es an«, murmelte Harte, während er die Riemen eines kleinen Rucksacks, den er sich auf den Rücken schob, einstellte. »Bringen wir es einfach hinter uns.«
Letzte Nacht hatte das Ganze noch wie ein sinnvoller Plan gewirkt, doch nun, als sie im kalten, schwachen Morgenlicht standen und die endlose Verwüstung wieder einmal voll im Blick hatten, begannen sie sich beide zu fragen, worauf sie sich da eingelassen hatten. Sie gingen jetzt nach draußen, um zu versuchen, eine Ablenkung zu erzeugen, durch die sich etwas von dem Druck an der Spitze der Horde vermindern sollte. Jas fühlte sich plötzlich weniger als Lockvogel, dafür mehr als Köder. Er zwang sich dazu, sich in Bewegung zu setzen und drehte der gewaltigen Fläche aus verrottendem Fleisch, die sich unter ihm erstreckte, den Rücken zu, stieg auf das Motorrad und startete den Motor. Das stotternde Dröhnen der kraftvollen Maschine zerbrach die unbehagliche Stille. Harte hob einen Treibstoffkanister hoch und stieg hinter ihm auf. Als sie wegfuhren, hielt er sich mit der freien Hand am Hinterteil des Motorrads fest.
Stokes und Webb beobachteten aus der fragwürdigen Bequemlichkeit des Sofas, auf dem sie in der letzten Nacht gesessen und gesprochen hatten und das nun von Regen durchnässt war, wie sich das Motorrad entfernte.
»Wir sollten anfangen«, schlug Webb vor. »Da runter gehen und uns bereit machen.«
Stokes schüttelte den Kopf und öffnete eine Dose Lagerbier.
»Wir haben viel Zeit, Junge«, sagte er. »Viel Zeit.«
Jas schlängelte sich um die Hinterseite des Gebäudes herum, schnitt zwischen Schutt und Ruinen hindurch und wich berghohen Stapeln aus Abfall, den die Überlebenden entsorgt hatten, aus. Er lenkte das Motorrad durch einen schmalen Durchgang und raste dann einen rechtwinkeligen Hof entlang, der auf beiden Seiten von Garagen und Abstellplätzen gesäumt war. Durch den Riss in einem Maschendrahtzaun, einen abschüssigen Grünstreifen hinauf und dann hatten sie die Straße erreicht, ohne einen einzigen Leichnam angetroffen zu haben. Auf dieser Seite waren immer weniger Leichen. Die Erdanziehungskraft, die gesamte Geografie des Landes und der labyrinthartige Aufbau der verfallenen Wohnanlage bedeutete für die Leichen, dass sie naturgemäß eher hinunter zum Fuße des Hügels gelenkt wurden, als sich in großer Zahl oben hinter den Wohnungen zu sammeln.
Der Plan war an diesem Morgen einfach. Sie mussten sich weit genug von ihrer Basis fernhalten, um in Sicherheit zu bleiben und dennoch nahe genug herankommen, um eine Ablenkung zu schaffen, die die Aufmerksamkeit einiger großer Horden, die sich um den Fuß des Hügels drängten, wecken würde. Sie nahmen an, dass sich ihre Arbeit erleichtern würde, wenn die Leichen bei ihrem Angriff in die entgegengesetzte Richtung blicken würden. Sie mussten eine Ablenkung schaffen, die groß genug für die gewünschte Wirkung sein würde, dennoch klein genug, um überschaubar zu bleiben.
Es fiel Jas immer schwerer, vor allem bei so hoher Geschwindigkeit durch die tote Welt zu steuern. Ebenso wie die Trümmer und die Schichten aus klebrigem Blut, die von ihren früheren Ausflügen ins Freie übriggeblieben waren, erschwerte auch der Belag aus Moos, Pilzen und Unkraut, der schleichend zu wachsen und allmählich alles zu ersticken schien, die Sicht nach vorne. Er fühlte sich nicht wohl dabei, die Geschwindigkeit zu drosseln, obwohl es besonders auf diesem Straßenabschnitt verhältnismäßig wenig Leichen gab. Er wusste, dass es ihm bei der Geschwindigkeit seiner Fahrt nicht schwerfallen würde, sich gewaltsam einen Weg durch alle Leichen zu bahnen, die dumm genug waren, sich vor ihn hinzustellen. Wenn er das Tempo verlangsamte, würden die Toten die – wenn auch nur kleine – Chance bekommen, ihn aus dem Gleichgewicht zu stoßen.
Harte hielt sich mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, mit einer Hand am Motorrad fest, als die schwere Maschine von einer Seite zur anderen tauchte. Jas steuerte geschickt um die gelegentlich umherwandernden Kadaver und andere sporadisch auftauchende Hindernisse herum, während er sich Mühe gab, den Weg durch die bizarre, chaotische Landschaft auszuloten. Er war schon mehrmals hier gewesen, doch jedes Mal, wenn er hindurchfuhr, schien alles anders auszusehen. Fast nichts schien sich tatsächlich geändert zu haben, doch zur selben Zeit hatte sich alles gewandelt.
Nichts sah so aus, wie er es in
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