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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Trümmern. Als seine Aufgabe erledigt war, schaltete er den Motor ab und kletterte aus der Fahrerkabine nach draußen. Ohne das beständige mechanische Dröhnen der Maschinen war die Welt plötzlich unheimlich still und zwar so sehr, dass das lauteste Geräusch das Tröpfeln des verflüssigten Fleisches war, das hinter ihm von der metallenen Schaufel in eine schlammige Pfütze tropfte.
    Webb war der Erste, der wieder sprach. Als sie den Hügel zurück nach oben marschierten, plapperte er atemlos und vor Erregung immer noch bebend los.
    »Wie viele, was meint ihr?«, wollte er wissen.
    »Was?«
    »Wie viele sind wir losgeworden? Ein paar Hundert?«
    Harte zuckte die Achseln.
    »So ungefähr«, erwiderte er leise und schüttelte irgendetwas Widerliches von seinem rechten Handschuh.
    »Himmel, bin ich müde«, seufzte Jas erschöpft.
    »Ich könnte noch weitermachen«, fuhr Webb fort.
    »Nur zu«, murmelte Hollis. »Mach weiter.«
    »Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen, diese verdammten Dinger zu beseitigen. Wenn man sauer und überdreht ist, gibt es nichts Besseres, als einen Haufen von ihnen auszulöschen ...«
    »Der Großteil von uns scheint die ganze Zeit über sauer und überdreht zu sein«, sagte Harte. »Ich fühle mich so, seit all das hier begonnen hat.«
    »Na, wenigstens machen wir jetzt was Positives. Wir halten Stand und zeigen ihnen, wer das Sagen hat ...«
    Webb schloss den Mund, als er bemerkte, dass Hollis nicht mehr weiterging. Er wandte sich um und sah zu ihm hin.
    »Probleme?«, fragte Harte besorgt. Hollis starrte über den Hügel zur Horde hinunter. Dicker Rauch erhob sich aus dem schwelenden Haufen verschmorten Fleisches neben den Baggern und trieb zu den Toten hin. Er drehte sich um, zuckte die Achseln und begann wieder weiterzugehen.
    »Nicht mehr als sonst.«
    »Kommt schon«, sagte Webb mit überraschender Tatkraft, »seht euch an, was wir heute geschafft haben. Wie viele wir losgeworden sind.«
    »Haargenau das habe ich mir angesehen«, gab er zurück, während er wieder aufholte.
    »Und?«, drängte er, da er fühlte, dass Hollis noch mehr zu sagen hatte. Der blieb wieder stehen und wies in Richtung der Fläche zurück, auf der sie gearbeitet hatten.
    »Und um das frei zu räumen«, erklärte er, »haben sechs von uns ein paar Stunden benötigt.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Wir haben den größten Teil des Tages und massenhaft Treibstoff gebraucht, um nur so etwa ein paar Hundert Leichen zu beseitigen. Verdammter Mist, da unten sind Hunderttausende von denen, wie lange werden wir für die brauchen? Wir haben bis jetzt nicht einmal ein Prozent gesäubert. Nicht einmal an der Oberfläche gekratzt.«
    »Du bist ein erbärmliches Arschloch«, fauchte Webb verdrossen. »Sag bloß, es beschert dir kein gutes Gefühl, wenn du da unten stehst und diese verdammten Dinger auseinanderreißt.«
    »Das bestreite ich nicht.«
    »Wo liegt dann dein Problem?«
    »Es gibt zu viele von ihnen, ganz einfach. Du wirst sie nie alle loswerden können, oder?«
    »Nein, aber ...«
    »Es hat niemand behauptet, dass wir das tun würden«, sagte Harte.
    »Dass du den Boden mit ein paar Dutzend Leichen aufgewischt hast, gibt dir das Gefühl, etwas Wertvolles getan zu haben«, sprach Hollis weiter, »aber sei so nett und tu nicht so, als ob das die Welt verändern würde. Ich habe keine Lust dazu, jeden Tag den ganzen Tag hier herunten mit Kämpfen zu vergeuden. Es gibt mehr im Leben als das.«
    »Ist das so? Es sieht für mich so aus, als ob das hier alles wäre, was es für uns noch gibt.«
    Hollis schüttelte den Kopf, stieg den Hügel weiter nach oben und ließ die anderen beiden zurück, die schweigend dastanden und durch den Rauch auf den bedeutungslosen grauen Kratzer starrten, den sie auf der Landschaft unter sich hintergelassen hatten.

14
    Hollis und Lorna, deren Gesichter von dem flackernden Licht eines halben Dutzends Kerzen beleuchtet wurden, saßen am Fuße einer dunklen Treppe. Gordon stand ihnen mit verschränkten Armen in einer Türöffnung gegenüber. Es war spät, doch obwohl sie müde waren, wollte keiner von ihnen schlafen. Stokes, Harte und Webb standen ein Stockwerk darunter auf einem Balkon an der Vorderseite des Wohnblocks und schmiedeten Pläne, wie sie bei Tagesanbruch ihre Auslese fortsetzen wollten. Man konnte hören, wie ihre gedämpften Stimmen im vorwiegend leeren Gebäude widerhallten.
    »Dein Haar gefällt mir«, sagte Hollis unvermutet. Lorna blickte auf und lächelte

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