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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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für einen Augenblick, bevor sie wieder nach unten sah. Sie mochte es nicht, wenn er Kommentare zu ihrem Haar abgab, denn sie frisierte sich nicht absichtlich für jemanden, nur für sich selbst. Wenn ihr Hollis ein Kompliment machte, gab ihr das ein Gefühl, als ob sie sich mit ihrem Onkel unterhalten würde. Das erzählte sie ihm allerdings nicht, da sie ihn nicht verärgern wollte.
    »Danke«, brummte sie in der Hoffnung, die Unterhaltung dadurch zu beenden.
    »Du gibst dir immer Mühe«, sagte er. »Siehst immer gut aus.«
    »Warum auch nicht?«, schnappte sie.
    »Ist ja in Ordnung«, machte er rasch einen Rückzieher, »bei mir beschränkt es sich auf eine Rasur pro Woche.«
    »Nur weil ich mich beschissen fühle muss das doch nicht bedeuten, dass ich beschissen aussehe, oder?«
    »Tut mir leid«, stotterte er, »ich wollte damit nicht sagen, dass du ...«
    Gordon blickte verlegen zur Seite. Sowohl er als auch Hollis waren erleichtert, als Caron, die eine weitere Kerze trug, am oberen Ende der Treppe erschien. Während sie darauf achtete, wohin sie trat, ging sie langsam abwärts.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Hollis, dessen geflüsterte Worte durch die Stille verstärkt wurden. Caron hatte den Abend damit verbracht, neben Anita zu sitzen. Sie schüttelte den Kopf und setzte sich hin.
    »Nicht gut«, erwiderte sie mit tiefer, abgespannter Stimme. »Heute Nacht geht es ihr schlechter denn je.«
    »Was ist los?«, fragte Lorna, die ganz genau wusste, dass Caron ebenso wenig wusste wie sie selbst. »Ist ihr immer noch übel?«
    »Zum Übergeben ist bei ihr nichts mehr übrig«, antwortete sie. »Sie hat heute nichts gegessen. Ich habe versucht, sie etwas Wasser trinken zu lassen, aber sie konnte nicht.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Gordon nervös. »Es hört sich an wie eine Tropenkrankheit. Das kommt von den Leichen, mit Sicherheit. Da draußen sind Fliegen, Maden, Keime und ...«
    »Halt den Mund, Gordon«, schnappte Hollis, »du bist nicht sehr hilfreich.«
    »Aber es könnte sich ausbreiten. Möglicherweise stecken wir uns alle damit an. Nach allem, was wir wissen, könnte sie ...«
    »Halt den Mund, Gord«, ermahnte er ihn wieder.
    »Ich habe einmal in einer Zeitschrift etwas über Krankheitsausbrüchen nach Naturkatastrophen gelesen«, sagte Caron und schnitt beiden das Wort ab. »Ich kann mich nicht mehr ganz genau an den Wortlaut erinnern. Irgendjemand hat nach einem Erdbeben oder etwas Ähnlichem, als eine Menge Leichen umherlagen, eine Untersuchung durchgeführt.«
    »Und?«, fragte Lorna drängend. Caron zuckte die Achseln.
    »Ich habe dem zu der Zeit keine große Beachtung geschenkt«, räumte sie ein. »Ich dachte nicht, dass ich das tun müsste. Es war nicht die Art von Artikel, die ich üblicherweise las.«
    »Na gut, erinnerst du dich an irgendwas Nützliches?«
    »Ich glaube, die Aussage bestand darin, dass die meisten Keime durch den direkten Kontakt mit den Leichen oder durch verseuchtes Wasser verbreitet wurden. Sie wurden nicht durch die Luft übertragen, ich denke nicht.«
    »Das ist ja großartig«, jammerte Lorna. »Wir haben den größten Teil des Tages knöcheltief in dieser Scheiße verbracht.«
    »Ja«, sagte Hollis rasch, »aber der Großteil davon war auf den Anzügen und davon wurde alles abgewaschen, oder? Und wir sammeln Regenwasser, oder? Wir sollten auf der sicheren Seite sein.«
    »Ja, aber ...«
    »Nichts aber. Ich bezweifle, dass sich irgendwer von uns was eingefangen hat.«
    »Woher willst du das wissen? Anita hat sich mit etwas angesteckt.«
    »Wie soll sie sich was geholt haben?«, fragte Gordon eindeutig gereizt. »Sie war schon ewig lange nicht mehr im Freien und sie hat dasselbe Wasser getrunken wie wir auch.«
    »Möglicherweise hatte sie es schon, bevor sie hierhergekommen ist«, erwiderte Hollis, der sich an einen Strohhalm klammerte. »Vielleicht braucht es ein paar Wochen, bis es ausbricht? Oder vielleicht hatte sie auch einfach nur Pech und irgendwas gegessen, das verseucht war.«
    »Das gefällt mir nicht«, murrte er. »Was, wenn wir uns das von ihr einfangen?«
    »Dann müssen wir eben damit fertig werden, oder?«
    »Und wie sollen wir das machen?«
    »Wir werden versuchen, für sie ein paar Medikamente zu besorgen und sie von uns zu isolieren. Im Moment ist das ist alles, was wir tun können.«
    »Was ist, wenn das nicht funktioniert?«
    »Um Himmels willen, was erwartest du jetzt von mir? Willst du, dass ich nach unten an den Rand der Leichenhorde gehe

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