Herbst - Zerfall
Er blieb knapp vor der Absperrung stehen, pflügte unterwegs weitere sechs der abscheulichen Hüllen nieder, hob den Gelenkarm des Baggers in die Höhe und ließ etliche Tonnen zerbröckelnden Mauerwerks auf die Vorderseite des schwarzen Autos fallen. Als sich der Staub gelegt hatte, wurde augenblicklich ersichtlich, dass er die Stelle perfekt getroffen hatte. Er fühlte eine gewisse selbstgefällige Genugtuung, als er aus der Fahrerkabine sprang und sah, dass es ihm, während er die Trümmer fallen gelassen hatte, gelungen war, eine Handvoll Leichen während ihres Versuchs, darüber hinweg zu gelangen, zu zerschmettern. Arme und Beine ragten abscheulich abgewinkelt aus dem Gewirr hervor. Der Kopf eines gefangenen Leichnams, der mit den Schultern zwischen der Kühlerhaube eines Wagens und einem Betonblock eingekeilt war, beobachtete ihn so lange, bis er dessen unnatürliche Existenz mit einem gut gezielten Schlag ins Gesicht beendete.
»Kommt schon, ihr Trottel!«, kreischte Webb so laut er konnte und kämpfte damit, sich über den Lärm von Lornas Bagger und der Kettensäge, die Jas benutzte, hörbar zu machen. Er versteifte sich, plötzlich wieder mit Adrenalin vollgepumpt, als sich jedoch ein weiterer Leichnam auf ihn schleuderte, dessen verwesendes Gesicht mit den knotigen Lippen beinahe spöttisch zu grinsen schien, während er vorwärts torkelte. Er stieß ihn nach hinten zu Jas, der ihn mit einem einzigen Hieb entzweischnitt und mit der surrenden Klinge der Kettensäge durch seinen Oberkörper glitt wie ein heißes Messer durch Butter. Zwei weitere der faulig triefenden Leichen drängten sich auf Jas zu. Er schob die Kettensäge durch das Gesicht des Nächststehenden, zog dann die surrende Klinge wieder abwärts fort und zuckte vor Abscheu zusammen, als ein dicker Sprühnebel aus Blut, Gehirnmasse und verrottendem Fleisch den Boden durchtränkte. Die zweite der beiden Leichen schien ein wenig mehr Verstand zu besitzen, falls dies überhaupt möglich war. Sie drehte sich plötzlich nach links und wich dem nächsten Schlag der Kettensäge aus. Dann drehte sie ihren Kopf wieder zurück, um Jas über die Schulter zu beobachten, während sie sich hölzern entfernte und Lorna in ihrem Bagger direkt über den Weg stolperte.
»Hinter dir ist einer, Gordon!«, kreischte Jas. Gordon wirbelte herum und wartete nervös den Angriff der zerzausten Überreste einer siebzigjährigen Witwe ab. Er packte sein Handbeil fester und wünschte sich, mit derselben Zuversicht und Schnelligkeit wie die anderen kämpfen zu können. Er fühlte sich ungeachtet des augenscheinlichen Größen- und Kraftvorteils, den er gegenüber seiner Angreiferin besaß, heillos unzulänglich. Das monströse Ding kam nun allerdings über ihn und er hatte keine andere Wahl, als zu handeln. Geh auf den Kopf los, wiederholte er stumm bei sich und erinnerte sich an das, was ihm die anderen erklärt hatten. Er schwang die Axt herum und schmetterte sie in eine Kopfseite der Kreatur, zertrümmerte ihren Wangenknochen und spaltete ein Ohr in zwei Teile. Dann riss er die eingesunkene Klinge heraus und wurde in Panik versetzt, als sie weiterhin unbeeindruckt vorwärts stolperte. Er schwang die Axt noch einmal herum und hieb sie dieses Mal tief in ihren Hals. Sie kam noch einen taumelnden Schritt näher und stürzte dann vor ihm zu Boden, während dunkelrotes Blut aus den offenen Wunden tropfte.
Ebenso rasch und unerwartet wie sie begonnen hatten, flauten die wimmelnden Bewegungen rund um die Kante der Absperrung wieder ab. Die Bagger und die Kettensäge wurden abgestellt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Barriere drängten die Leichen unablässig vorwärts, während als Reaktion auf das plötzliche Massaker und den Lärm immer noch Wellen der Bewegung und Nachbeben durch die gewaltige Horde liefen. Zufrieden, dass die Arbeit erledigt war, begann die Gruppe wieder zu den Wohnungen zu gehen, lediglich Hollis blieb ein wenig zurück. Lorna ging zu ihm, als sie bemerkte, dass er ihnen nicht folgte.
»Schwierigkeiten?«, fragte sie und begutachtete ängstlich den Schauplatz, da sie befürchtete, dass er etwas entdeckt haben könnte, was der Rest von ihnen übersehen hatte.
Er schüttelte den Kopf.
»Spielt keine Rolle.«
»Was ist los?«, drängte sie beunruhigt. Hollis trat ärgerlich nach der toten Hülle, die zu seinen Füßen lag.
»Dieses Ding da hat mich überrascht«, gab er widerwillig zu. »Ich wusste nicht, dass es da war, bis es nach mir gepackt
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