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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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liest den ganzen Tag über dieselbe verdammte Zeitung. Wir müssen ihn dazu zwingen, irgendwas Nützliches zu machen.«
    Driver blickte flüchtig von seiner Lektüre auf, zeigte aber keine Reaktion.
    »Du hast deine Argumente vorgetragen«, seufzte Jas, »und jetzt halt den Mund.«
    »Und Caron«, fuhr er fort, während er immer noch aß und schimpfte. »Ich kann mich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal ins Freie gegangen ist und irgendwas Lohnendes getan hat. Sie verbringt die ganze Zeit damit, neben Anita zu sitzen und taugt da auch nichts. Himmel, wie oft muss sie sie denn betreuen? Nur eine weitere verfluchte Ausrede, wenn ihr mich fragt.«
    »Naja, möglicherweise werde ich jetzt mehr tun können, um zu helfen«, sagte Caron. Die anderen drehten sich um, als sie in den Raum trat. Sie sah aschfahl und erschöpft aus.
    »Was meinst du damit?«, fragte Harte. Caron versuchte zu antworten, doch es gelang ihr nicht. Sie ließ sich in den nächsten Stuhl fallen und verbarg ihren Kopf in den Händen. »Was meinst du?«, fragte er wieder und hockte sich vor sie hin. »Was ist los?«
    Caron räusperte sich und wischte sich über die Augen.
    »Sie ist tot. Anita ist tot.«
    »Du machst Witze«, sagte Stokes.
    »Als ob sie darüber Scherze machen würde, du blöder Trottel«, schnappte Harte wütend. Hollis schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um aus dem Fenster zu sehen. Er versuchte, das Gehörte zu begreifen. Selbst wenn die Welt voll Toter war, so war es unmöglich, diesen plötzlichen Verlust einzusehen. Er konnte hören, wie die anderen miteinander sprachen und manche weinten, doch er hielt seine Gefühle fest in sich verschlossen. Er wollte sie nicht sehen lassen, dass er von der Aussicht vollkommen in Schrecken versetzt war, dass möglicherweise das, was auch immer Anita getötet hatte, noch in der Luft hing, die er gerade atmete. Der nächste Atemzug, dachte er, könnte derjenige sein, der mich tötet. Er konnte im Glas die Reflexionen der anderen hinter sich sehen und er fühlte, dass sie alle zur selben Zeit genau das Gleiche dachten. Ich könnte es bereits haben. Wir könnten es alle haben. Und es gibt absolut gar nichts, was wir dagegen tun können.

18
    Er hatte nach draußen gehen müssen. Es war immer anstrengend, mit den anderen in der Wohnung eingesperrt zu sein, doch an diesem Morgen war es schlimmer denn je. Natürlich konnte er sie verstehen, doch das machte es nicht einfacher. Er hatte einfach nach draußen gemusst.
    Webb ging den Hügel in Richtung des umzäunten Bereiches hinunter, wo er zuvor mit den Toten zum Zeitvertreib gekämpft hatte. Heute fühlte er sich nicht zum Kämpfen aufgelegt. Er trug zwar immer noch wie üblich seinen Baseballschläger mit sich, doch lediglich zum Schutz. So dumm und unsensibel er oftmals war, so hatte Webb auf seine eigene Art die Nachricht über Anitas Tod ebenso schwer aufgenommen wie jeder andere. Er war nicht der Hellste, doch selbst ihn hatte rasch die bittere Erkenntnis ereilt, dass das, was sie getötet hatte, vermutlich auch ihn selbst zur Strecke bringen konnte. Er konnte es mit Tausenden der verwesenden Leichen aufnehmen – die konnte er sehen und niederschlagen – doch diese Sache hier lag anders. Irgendetwas vollkommen anderes hatte Anitas Leben beendet. Vermutlich ein Krankheitskeim oder ein Virus und auf jeden Fall etwas Kleines, Unsichtbares und Unauffindbares, das man nicht in die Vergessenheit schlagen, treten oder schmettern konnte.
    Er hatte die anderen, die über den Leichnam sprachen und sich darüber stritten, was sie damit tun sollten, zurückgelassen. Niemand von ihnen, er selbst eingeschlossen, wollte irgendwo in die Nähe der leblosen Hülle kommen. Stokes hatte gesagt, dass sich Caron damit befassen sollte, da sie bereits so viel Zeit mit ihr in derselben Wohnung verbracht hatte und die Aussicht bestand, dass sich der Keim bereits in ihr befand. Caron hatte eingewandt, dass für sie alle das gleiche Risiko bestand, sich angesteckt zu haben, wodurch jeder noch mehr in Schrecken versetzt worden war. Gordon hatte gemeint, dass sie rasch irgendetwas tun mussten, falls sie wieder aufstehen und umhergehen würde. Harte hatte ihm befohlen, den Mund zu halten und sich am Riemen zu reißen, da dies mit Sicherheit nicht geschehen würde. Gordon war hysterisch geworden und hatte darüber gewettert, dass Harte nicht wissen könne, ob dies der Fall sein würde und das sie es sich nicht leisten konnten, Risiken einzugehen. Harte hatte

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