Herbstfeuer
Nacken und beugte sich vor, um ihren Mund zu küssen, ihr Kinn und ihre Kehle. „Du bist so süß“, stieß er hervor.
Trotz ihrer Erregung musste sie lächeln. „Bin ich das?“
Noch einmal küsste Marcus ihre Lippen. „Sehr süß“, bestätigte er. „Obwohl du, wäre ich ein schwächerer Mann, mir inzwischen den Kopf abgerissen hättest.“
Jetzt lachte sie laut auf. „Allmählich verstehe ich den Grund für die Anziehung zwischen uns. Für jeden anderen wären wir gefährlich. Wie ein Paar böswilliger Hunde.“ Dann kam ihr ein Gedanke, und sie hielt inne und wich ein Stück zurück. „Da wir gerade von Anziehung reden …“ Ihre Beine begannen zu zittern, und sie wandte sich zum Bett. Dort lehnte sie sich an einen der reich geschnitzten Pfosten und flüsterte. „Ich muss etwas beichten.“
Marcus folgte ihr, und das Licht betonte seinen Umriss. Die modisch weit geschnittene Hose, die seinen schlanken Körper umschmeichelte, verbarg kaum die starken Muskeln darunter. „Das überrascht mich nicht.“ Er stemmte eine Hand gegen den Pfosten direkt über ihrem Kopf. Seine Haltung war entspannt. „Wird mir das gefallen oder eher nicht?“
„Ich weiß es nicht.“ Sie griff in eine verborgene Tasche ihres Kleides, die unter den Falten versteckt war, und nahm den Parfümflakon heraus. „Hier.“
„Was ist das?“ Marcus nahm den Flakon, öffnete ihn und atmete den Duft ein. „Parfüm“, stellte er fest und sah sie fragend an.
„Nicht einfach nur ein Parfüm“, erwiderte Lillian. „Das ist der Grund, warum du zunächst von mir angezogen wurdest.“
Er schnupperte noch einmal. „Tatsächlich?“
„Ich kaufte es von einem alten Parfümeur in London. Es ist ein Aphrodisiakum.“
Seine Augen funkelten vor Heiterkeit. „Wo hast du denn dieses Wort gelernt?“
„Von Annabelle. Und es stimmt“, erklärte Lillian ihm sehr ernsthaft. „Es ist wirklich eines. Es hat eine bestimmte Zutat, die, wie mir der Parfümeur erklärte, einen Bewerber anziehen würde.“
„Welche bestimmte Zutat?“
„Das wollte er mir nicht sagen. Aber es hat funktioniert. Lach nicht, das hat es wirklich! Mir fiel die Wirkimg auf an jenem Tag, als wir Baseball spielten und du mich hinter der Hecke küsstest. Erinnerst du dich?“
Die Vorstellung schien Marcus zu erheitern, aber offensichtlich glaubte er nicht, dass er von einem Duft verführt worden war. Noch einmal hielt er sich den Flakon unter die Nase, dann murmelte er: „Ich erinnere mich, dass ich den Duft bemerkte. Aber aus vielerlei Gründen fühlte ich mich schon lange vor diesem Tag zu dir hingezogen.“
„Lügner“, warf sie ihm vor. „Du hast mich gehasst.“
Er schüttelte den Kopf. „Gehasst habe ich dich nie. Du hast mich beunruhigt, verärgert und gequält, aber das ist nicht dasselbe.“
„Das Parfüm wirkt“, wiederholte sie. „Nicht nur du hast darauf reagiert, Annabelle hat es auch bei ihrem Gemahl erprobt – und sie schwört, dass er sie daraufhin die ganze Nacht nicht schlafen ließ.“
„Süße“, sagte Marcus schlicht, „bei Annabelle hat Hunt sich benommen wie ein brünstiger Hirsch, seit sie sich zum ersten Mal begegneten. Was sie betrifft, so ist das für ihn ein ganz normales Verhalten.“
„Aber für dich war es kein normales Verhalten! Bis ich dieses Parfüm auflegte, brachtest du für mich nicht das geringste Interesse auf, und als du es zum ersten Mal gerochen hast …“
„Willst du behaupten“, unterbrach er sie, und seine Augen schimmerten so dunkel wie schwarzer Samt, „dass ich bei jeder Frau, die es trägt, genauso reagieren würde?“
Lillian hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern, schloss ihn indes gleich wieder, als ihr einfiel, dass er keinerlei Interesse gezeigt hatte, als die anderen Mauerblümchen es probiert hatten. „Nein“, räumte sie ein, „aber für mich macht es einen Unterschied.“
Langsam erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Lillian, ich wollte dich, seit ich dich zum ersten Mal in meinen Armen gehalten hatte. Und das hat nichts mit deinem verdammten Parfüm zu tun. Abgesehen davon“, noch einmal atmete er den Duft ein, ehe er den kleinen Stöpsel wieder auf den Flakon drückte, „weiß ich, welches die geheime Zutat ist.“
Mit großen Augen sah Lillian ihn an. „Das weißt du nicht.“
„Doch“, sagte er und lächelte.
„Was für ein Besserwisser“, rief sie ausmachend, aber verärgert. „Vielleicht kannst du es erraten, aber ich versichere dir,
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