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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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ist er abgestorben«, sagte sie. »Trotzdem hat Sorge den
Wagen auf Kurs gehalten und zum Stehen gebracht, ohne sich zu überschlagen.«
    »Ein selten kaltschnäuziger Hund«, sagte Jacobi.
    Sie nickte. »Als ich mich hochgerappelt hatte und wegrannte, hörte
ich zu meiner Überraschung, wie der heiße Motor wieder ansprang.«
    »Darauf haben Sie in Ihrer Todesangst geachtet?«, fragte Schremmer
ungläubig.
    »Und ob! Das Geräusch sagte mir ja, dass er momentan nicht auf
meinen Rücken zielen konnte. Würde es Ihnen vielleicht was ausmachen,
woandershin zu starren? Ein Womanizer wie Sie sieht doch jeden Tag genug
nacktes Fleisch.«
    »Aber nicht in dieser Qualität«, gab er ungerührt zurück. Erst
Jacobis Blick ließ ihn auf die schöne Aussicht verzichten, und er ging zu seinen
Bodyguards hinüber.
    Kotek wollte nach der medizinischen Erstversorgung gleich wieder mit
Jacobi ins Büro fahren, doch die Notärztin war damit ganz und gar nicht
einverstanden. Auch Jacobi schüttelte entschieden den Kopf.
    »Deine unrealistische Einschätzung deines Zustands beweist nur, wie
groß der Schock ist, Melli. Du hast eine Gehirnerschütterung, und ob du innere
Verletzungen hast, kann man erst im UKH abchecken. Du fährst jetzt mit der Rettung mit, und keine Widerrede! Ich
besuche dich heut Abend.«
    ***
    Bevor Jacobi ins Präsidium zurückkehrte, informierte er sich bei
den MEK -Leuten über den Stand der Dinge. Alle in
Frage kommenden Ausfallstraßen waren mittlerweile durch Straßensperren
abgeriegelt. Nur bei Hallein-Vigaun waren sie zu spät dran gewesen, und bei der
Abfahrt Kuchl war Sorge nicht durchgekommen. Auch die inzwischen eingetroffenen
Hubschrauber des Innenministeriums hatten den Flüchtenden noch nicht entdeckt.
Auf der Autobahn schien er jedenfalls nicht mehr zu sein. Redls Truppe war
gezwungen gewesen, sich zu teilen. Zwei Wagen hatten die Route nach St. Koloman
eingeschlagen, zwei waren Richtung Seebachtal, zwei auf der
Salzachtal-Bundesstraße nach Kuchl unterwegs, der Rest patrouillierte in
Hallein und Umgebung.
    Die Rettung war schon mit Kotek losgefahren, die MEK Guards hatten den Auftrag, Schremmer nach Hause zu
bringen und so lange auf ihn aufzupassen, bis Sorge gefasst war. Man konnte zu
dem Journalisten stehen, wie man wollte, aber die Zerschlagung der Sökos ging
hauptsächlich auf sein Konto. Auch Sorge würde das so sehen, was nicht
unbedingt heißen musste, dass er jetzt sofort einen Anschlag auf ihn verüben
würde. Doch nach dem blindwütigen Mord an seiner Frau durfte keine Möglichkeit
außer Acht gelassen werden. Die Gefahr war umso höher, da etliche Sökos noch
nicht gefasst waren und die Exekutionsbefehle der letzten Tage noch gelten
konnten. Jacobi war nicht so blauäugig, anzunehmen, die Mitgliederdatei auf der
Diskette sei vollständig.
    Er hatte den Quattro bereits gestartet, als er den Motor wieder
abstellte und Redl anrief.
    »Lenz, habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass Sorge Hobbyflieger
ist und eine Cessna in Zell am See stehen hat?«
    »Ja, Oskar, das hast du mir gesagt, und ich leide noch nicht an
Alzheimer. Ein Cobra-Kommando ist schon dorthin unterwegs. Aber glaubst du,
Sorge riskiert es, nach Zell zu fahren? Er muss doch mit der Überwachung der
Cessna rechnen. Aber falls er es wirklich vorhat, welche Route würdest du an
seiner Stelle wählen?«
    »Über den Dürrnberg und das Deutsche Eck wird er es kaum versuchen.
Es sei denn, er spielt va banque. Ich an seiner Stelle würde über St. Koloman
und das Lammertal fahren und dann die Salzburger Dolomitenstraße nehmen. Und
sobald ich mich nicht mehr unmittelbar verfolgt sähe, würde ich den Wagen wechseln,
mich auf einer Alm verkriechen und ein paar Tage ins Land gehen lassen, bis die
Aufmerksamkeit der Exekutive nachlässt. Erst dann würde ich mich – wenn
überhaupt – im Morgengrauen an den Zeller Flugplatz heranpirschen, um mir meine
oder eine andere Maschine zu schnappen.«
    »Es könnte aber auch sein, dass er bei einem Söko unterkriecht,
dessen Name nicht auf eurer Diskette auftaucht.«
    »Du meinst, er könnte die Namen einiger Privilegierter gelöscht
haben?«
    »Ist das auszuschließen?«
    »Nein. Obwohl ich spätestens seit dem Mord an seiner Frau nicht mehr
an ein durchdachtes Vorgehen glaube. Seit Freitagabend steht er unter
Dauerstress. Der vermeintliche oder tatsächliche Versuch seiner Gattin, ihn zu
verraten, hat bei ihm alle Sicherungen durchbrennen lassen. Warum hat er sie
sonst noch

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