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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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beeilte
sich Feuersang zu versichern. »Sie sind also die Nummer eins der Sökos?«
    »So ist es. Aber meine Frau habe ich nicht umgebracht. Das muss
Nilson gewesen sein.«
    Es war grotesk: Sorge hatte hunderte von Menschenleben auf dem
Gewissen, aber es schien ihm wichtig zu sein, nicht für den Mörder seiner Frau
gehalten zu werden.
    »Warum vermuten Sie das? Gehört er auch zu den Sökos?«
    »Er ist die Nummer zwei. Hab ihn vor fünf Jahren gezwungen
mitzumachen. Gestern hat er sich allerdings revanchiert. Hat mich aus dem Haus
locken lassen und mir mit dem Mord an Gudrun eine Falle gestellt, um Zeit für
sich zu gewinnen.«
    »So wie Sie selbst durch die Ermordung Rottensteins Zeit gewinnen
wollten, nicht wahr?«
    »Stimmt. Diese Parallele hab ich noch gar nicht gesehen. Rottenstein
umbringen zu lassen, war mir übrigens eine Genugtuung. Schließlich war er es,
der mich in diesen Wahnsinn getrieben hat.«
    »Diesen Wahnsinn, wie Sie es richtigerweise nennen, haben allein Sie
zu verantworten.«
    »Herr Inspektor, ich warne Sie kein drittes Mal. Verkneifen Sie sich
Ihre Bewertungen.«
    »Okay. Also hat Rottenstein Sie mit dem Beinahe-Crash der AIC zu diesem … äh, Kurs gezwungen?«
    »Exakt. Unmittelbar nach Livias Tod stand ein wichtiger Abschluss
mit der Global Investment AG an. Ich schlug
Julius vor, mich die Verhandlungen zu Ende führen zu lassen. Er war damals
angeschlagen, und für uns stand viel auf dem Spiel. Jeder Schilling, den ich
besaß, steckte in der AIC . Aber nein, er wollte unbedingt die Verhandlung übernehmen.«
    Sorge musste eine Pause einlegen. Sein Atem ging schnell und flach.
Erst eine volle Minute später konnte er weiterreden.
    »Hinter dem Sprecher der Global Investment, dem Griechen Achill
Sorbas, stand ein Konsortium von Dutzenden von Finanzhaien. Für die waren wir
ein mäßig großer, aber eben nicht zu verachtender Happen. Es kam, wie’s kommen
musste: Julius verließ sein Instinkt, er schloss das Geschäft ab und wurde
dabei von Sorbas über den Tisch gezogen. Die Folgen waren katastrophal. Wir
fuhren mit der Übernahme eines viel zu großen Obligationenpakets voll ein.
Davon haben wir uns nie wieder erholt. Und neulich sagt der eingebildete
Kotzbrocken doch plötzlich allen Ernstes, dank seines Einflusses im ANUBIS -Präsidium stünden wir gar nicht so schlecht da.
Nein, mir tut dieses Bauernopfer kein bisschen leid.«
    »Aber Nilson scheint entkommen zu sein«, insistierte Feuersang. »Sie
wissen, dass er Firmengelder in Höhe von zehn Millionen Dollar auf die Cayman
Islands hat überweisen lassen?«
    »Diese Ratte«, keuchte Sorge. »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Sie dürfen sich nicht aufregen und nicht so viel sprechen«, meldete
sich plötzlich eine vierte Person zu Wort, vermutlich der diensthabende Arzt.
»Meine Herren, stellen Sie Ihre Fragen bitte so, dass der Patient nur kurze
Antworten geben muss.«
    »Wir werden uns bemühen«, sagte Weider. »Dr. Sorge, wie sind
Sie auf die Idee verfallen, sich mit der Ermordung Ihrer Kunden über Wasser zu
halten?«
    »Durch Jirî Cermak. Er und viele seiner Pensionäre waren AIC -Kunden. Nilson hat mich darauf aufmerksam gemacht,
dass der flotte natürliche Abgang in der Villa Cermak uns schon die eine oder
andere Million erspart hatte.«
    »Und daraufhin haben Sie Cermak genauer unter die Lupe genommen?«
    »Ja. Eins fügte sich dann zum andern. Was Cermak konnte, konnten wir
schon lange. Musste nur in größerem Stil aufgezogen werden, um als
Rettungsanker für die AIC wirksam zu werden.«
    »Nilson übernahm den Aufbau der Sökos und die Rekrutierung der
Mitglieder?«
    Sorge musste genickt haben, denn Jacobi konnte keine unmittelbare
Antwort hören.
    »Wir fingen mit fünf Amateuren an. Vier Männer und eine sehr
anstellige junge Frau. Ihr Name ist auf der Diskette nicht angeführt. Sie war
bis zum Schluss loyal, deshalb habe ich sie nicht preisgegeben. Eine Frau mit
Format, wie ich mir Gudrun immer gewünscht habe. Hat aber nicht sollen sein.
Diese fünf also haben die Aufbauarbeit geleistet, haben für das
Geheimbundkolorit gesorgt und die sozialpolitische Legende entwickelt. Sie
waren das Bindeglied zwischen uns und den später Hinzugekommenen, die weder
Nilson noch mich kannten.«
    »Sie sprechen vom Beta-Kader?«, vergewisserte sich Feuersang.
    »Sie sagen es«, bestätigte Sorge.
    »Warum haben Sie Ihre Frau nach der Ballnacht verprügelt?«, kehrte
Weider unvermittelt zum Thema Gudrun Sorge zurück.
    Wieder ließ

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