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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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hat?«
    »Ja. Jutta hatte ihn mir beschrieben. Diese wasserblauen Augen sind
ja nicht gerade alltäglich.«
    »Vielen Dank, Pater. Ach ja, noch etwas: Hat Schremmer Sie am Tag
vor unserm Gespräch zu sich in seine Wohnung bestellt, oder sind Sie aus
eigenem Antrieb zu ihm gefahren?«
    »Sie meinen, ich sei Juttas wegen zu ihm gefahren? Nein, Kurt hat mich angerufen. Nach dem Telefonat mit Ruth Maybaum hat er
die Grabowsky-Beichte erfunden, um Jutta aus der Schusslinie zu bringen. Ich
sollte als Beichtvater herhalten, aber dazu war es notwendig, sich mit ihm
abzustimmen und mit dem Dossier vertraut zu machen. Ich hoffe, Gott verzeiht
mir diese Blasphemie. Können Sie mir denn …?«
    »Was sollte ich Ihnen schon verzeihen, Pater? Dass Sie mich
angeschwindelt haben? Ich bitte Sie! Das ist das täglich Brot eines
Kriminalbeamten. Außerdem hat mir Ihre Version der Grabowsky-Beichte bei Weitem
besser gefallen als die derzeit aktuelle. Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe,
und falls ich Jutta Dietrich treffen sollte: Kann ich ihr irgendwas von Ihnen
ausrichten?«
    »Nein, dieses Kapitel meines Lebens ist abgeschlossen. Wollen Sie
sonst noch etwas wissen?«
    »Im Moment nicht. Auf Wiedersehen, Pater.«
    »Auf Wiedersehen, Jacobi.«
    ***
    Der nächste Anruf galt Weider. Jacobi bat ihn, jemanden mit
Fotos von Jutta Dietrich ins »Drop in« zu schicken. Irgendjemand konnte sich
bestimmt an sie erinnern. Frauen wie Jutta sah man schließlich nicht jeden Tag,
auch nicht in einer gut besuchten Disco.
    »Ich darf im Fall Cermak niemanden mehr irgendwohin schicken,
Oskar«, sagte Weider.
    Jacobis Alarmglocken schrillten. »Waschhüttl?«
    »Ja. Schon heute Morgen hat es dicke Luft wegen des Attentats auf
dich gegeben. Conte hatte zwar heute Nacht unsern Journaldienst angerufen und
uns gewarnt, aber er und ein Fotoreporter standen bereits in deinem verwüsteten
Schlafzimmer, bevor noch der Hausmeister die Explosion gemeldet hatte. Als dann
niemand wusste, wo du warst, hat Waschhüttl wie ein angestochener Eber getobt.«
    »Der ist doch nur sauer, weil es mich nicht in tausend Putzlappen
zerrissen hat«, machte Jacobi auf cool, dabei war ihm tief im Innern durchaus
nicht nach flapsigen Sprüchen zumute. Waschhüttl hatte es also getan.
    »Seit wann weißt du’s? Hast du es mir heute Morgen verschwiegen?«
    »Nein. Waschhüttl hat mich nach dem Mittagessen ein zweites Mal zu
sich rufen lassen. Der SIDI habe verfügt, wir
hätten den Fall augenblicklich an die Stapo abzugeben und sollten uns endlich
den liegen gebliebenen Fällen widmen. Wegener hat er bereits aus Gastein
abberufen. Aber das ist noch nicht alles. Du bist mit heutigem Datum
beurlaubt.«
    »Nein!«
    »Doch. Mit der Begründung, du seist überarbeitet. Anders sei nicht
zu erklären, warum du Vereinbarungen ignorierst, die noch am Vortag getroffen
wurden.«
    »Welche Vereinbarungen denn? Also, der saugt sich –«
    »Die Vereinbarung, jeden Schritt mit ihm abzusprechen«, unterbrach
ihn Weider. »Die hast du nicht eingehalten. Und ganz nebenbei: Nicht einmal uns
hast du über deinen Trip ins Seidlwinkltal informiert.«
    »Dafür kann er mir schlimmstenfalls einen Verweis erteilen, aber
doch keine Beurlaubung. Noch dazu in meiner Abwesenheit? Da überhebt er sich
eindeutig. Die Abgabe des Falls mag vielleicht mit Kandutsch akkordiert sein,
die Beurlaubung jedoch nicht. Waschhüttl hat ihm sicher verschwiegen, dass er
noch gar nicht mit mir gesprochen hat.«
    »Wie denn auch? Du warst ja nicht greifbar.«
    »Dann wird er das jetzt nachholen müssen. Bin schon sehr gespannt.
In knapp zwei Stunden bin ich im Büro.«
    »Vielleicht beabsichtigt er ja gerade das.«
    »Was?«
    »Dass du ihm eine Szene machst. Mit dem Zwangsurlaub hat er sich
fraglos zu weit hinausgelehnt, da hast du recht. Anders würde die Sache jedoch
aussehen, wenn du Rambazamba machst. Damit würdest du seine Begründung für die
Beurlaubung, nämlich dass du überarbeitet bist, nur untermauern.«
    »So ein Blödsinn!«
    »Sei vorsichtig, Oskar. Waschhüttl bringt es fertig, dich
psychiatrieren zu lassen, wenn du zu sehr auf den Putz haust. Der alte
Hirschbichler und er sind Busenfreunde, und ein Bulletin über Dienstunfähigkeit
ist schnell ausgestellt. Wesentlich länger dauert es da, es zu beeinspruchen
und ein Gegengutachten wirksam werden zu lassen. Waschhüttl mag korrupt und
feig sein, aber er ist nicht dumm. Er weiß, dass er dich mit der Beurlaubung
nicht vom Hals hat. Also liefere ihm keinen

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