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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Was hat dein
Programm zutage gefördert?«
    »Wie schon gesagt, bei der verhältnismäßig großen Zahl der
Überprüften ergeben sich zwangsläufig einige Gemeinsamkeiten«, zierte sich
Weider.
    »Wie viele Namen habt ihr bisher gecheckt?«
    »Alle hundertachtundfünfzig, die in Schremmers Dossier aufgeführt
sind. Dazu sämtliche der Cermak-Fälle plus Sarah Feldbach. Das sind in Summe
hundertdreiundsiebzig. Unter ihnen befinden sich auch sechs ehemalige
Grundbesitzer, die sich geweigert haben, bestimmte Grundstücke an Straßenbau-
oder Seilbahngesellschaften zu verkaufen. Die Transaktionen fanden dann jeweils
nach ihrem Ableben statt.«
    »Viel zu dünn. Weiter!«
    »Dreiundzwanzig von den fünfunddreißig Passagieren der abgesoffenen
›Erzherzogin Sophie‹ waren ehemalige Mitarbeiter einer Werkzeugfabrik. Die
Firma hat 1989 ein ruinöses Tief durch mysteriöse Kapitalumschichtungen und
rigorose Frühpensionierungen überwunden.«
    »Schon interessanter. Was noch?«
    »Unter den Aktenleichen der unaufgeklärten Raubmorde haben wir
dreizehn gleich gelagerte Fälle entdeckt, die zeitlich allerdings weit
auseinanderliegen. Die hoch dotierten Sparbücher der Ermordeten wurden trotz
Codes unmittelbar nach den Verbrechen liquidiert – allerdings nicht von
Verwandten!«
    »Für die Chemiker der Sökos wäre die Herstellung von diversen
Wahrheitsdrogen sicher kein Problem. So hätte man die Codes leicht erfahren
können, ehe man die Sparbucheigner umbrachte. Das war aber noch nicht alles,
oder?«
    Sie hatten die Parkgarage erreicht und standen bereits vor dem
Quattro. Kotek hatte abends noch etwas vor, deshalb nahm sie ihren eigenen
Wagen. Einen nagelneuen SLK hätte sich eine
einundzwanzigjährige Inspektorin von ihrem Gehalt niemals leisten können, aber
Kotek hatte wohlhabende Eltern und einträgliche Nebenjobs.
    Jacobi händigte Weider die Wagenschlüssel aus. Der zog die Brauen
hoch. »Warum das denn?«
    »Ich will telefonieren«, sagte Jacobi kurz angebunden.
    »Mit Jutta Dietrich?«, fragte Weider neugierig. »Du hast noch gar
nichts Persönliches über sie erzählt. Wie war sie denn? Ist sie wirklich eine
so –«
    »Ich will nicht mit der Dietrich telefonieren, sondern mit Kastner,
dem General von Gladius Dei, und mit Conte. Steig also ein und fahr los! Wir
können Melanie nicht so lang vor der Haustür warten lassen.«
    »Aber sie hat doch einen Schlüssel zu deiner Wohnung.«
    »Egal, fahr jetzt endlich!«
    ***
    Sie gerieten in die Donnerstagabend-Rushhour. Weider schien das
nicht zu stören. Mit traumwandlerischer Sicherheit schlängelte er sich durch
den motorisierten Ameisenhaufen.
    »Was sagst du dazu: Elf Ermordete waren ehemalige KZ -Häftlinge. Sieben davon Juden.«
    Jacobi dachte an Sarah Feldbach. Sie hatte Glück gehabt – vor langer
Zeit und auch jetzt wieder. Und er dachte an seinen Großvater, der dieses Glück
nicht gehabt hatte. Dennoch fragte er: »Und ehemalige Nazis waren nicht unter
den Opfern?«
    »Ich wusste, dass du das fragen würdest. Und ja, es waren auch
ehemalige Nazis darunter. Sogar mehr als KZ -Häftlinge.
Allerdings sind sechsundzwanzig ehemalige NSDAP -Mitglieder
unter hundertdreiundsiebzig Österreichern mit einem Durchschnittsalter um die
achtzig keine Riesensensation – rein statistisch gesehen.«
    »Was du nicht sagst! Was hast du sonst noch zu bieten? Ich kenn dich
doch: Du willst mir wieder vorführen, wie du dich für uns zerfranst, und hältst
das Wichtigste wie eine Jungfrau bis zum Schluss zurück.«
    Weider schmunzelte. »Na, für eine Jungfrau will ich nicht gehalten
werden. Lieber spare ich mir die restlichen Korrelationen – bis auf eine.«
Jetzt grinste er nicht mehr. »Von den hundertdreiundsiebzig Senioren in
Schremmers Dossier hatten sage und schreibe hundertsechsundvierzig bei ein und
derselben Versicherung Verträge abgeschlossen. Hauptsächlich Lebens-, Pensions-
und Krankenversicherungen. Vierundachtzig Prozent, Oskar! Das ist jenseits
jeder Zufallsrate.«
    Jacobi brauchte ein paar Sekunden, um das Gehörte zu verdauen. In
seinen Ohren rauschte es. »Und du denkst jetzt …«
    »Ja, ich denke, irgendein Irrer könnte auf die Idee verfallen sein,
mit dieser Sökos-Masche viel Geld einzusparen beziehungsweise zu verdienen«,
sagte Weider prosaisch.
    »Das ist doch nicht dein Ernst.«
    »Doch, der ist es. Über so etwas mach ich keine Scherze.«
    Sie hielten an der Kreuzung Justizgebäude, da die Ampeln auf Rot
standen. Jacobi tat sich schwer, den

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