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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Grund, härtere Bandagen anzulegen.
Hörst du?«
    »Ich höre dich, weiser Nestor. Dann werde ich ihm halt ein anderes
Mal sagen, dass er ein Arsch ist.«
    »Aber nicht in seinem Büro! Du weißt, er nimmt Gespräche mit dir
meistens auf.«
    »Is’ ja gut, is’ ja gut! Beruhig dich. Ich werde brav sein. Wo
steckt eigentlich Melanie?«
    »Sie hat gute Arbeit geleistet. Du erinnerst dich an den
›Paris-Lodron-Club‹? Schremmer hat da gestern vorbeigeschaut.«
    »Ja, bevor er zur Sparkasse Alter Markt gefahren ist und dort ein
Päckchen in einem Schließfach deponiert hat.«
    »Richtig. Im ›Paris-Lodron-Club‹ hält er sich in letzter Zeit
ziemlich häufig auf, obwohl er früher mit Golf überhaupt nichts am Hut hatte.
Melanie weiß das deshalb, weil sie sich heute Morgen an einen reichen Schnösel
rangemacht hat, der dort verkehrt. Und der hat sie in den Club eingeladen.
Anders kommst du da nicht rein. Entweder bist du zahlendes Mitglied oder Gast
eines Mitglieds. Einer der Hauptsponsoren des Clubs ist übrigens die –«
    »Nicht am Telefon, Hans. Vielleicht hat die Stapo mittlerweile deine
sämtlichen Anschlüsse angezapft. Aber die sollen sich gefälligst selbst plagen.
Alles Weitere mündlich. Also, bis später!«
    »Bis gleich! Und halte dich zurück, wenn du Waschhüttl gegenüberstehst!«
    ***
    Jacobi war vom Naturell her kein ausgesprochener Kaltblüter,
täuschte aber oft ein Phlegma vor, das weniger dickfellige Leute zum Kochen
brachte. Doch diesmal konnte sich Waschhüttl auf den unverfälschten Jacobi
einstellen, den renitenten Untergebenen, der zur Tür hereinstürmen und
lautstark eine Erklärung einfordern würde.
    Rein zufällig saß im Nebenzimmer des Waschhüttl’schen Büros Dr. Hirschbichler,
Psychiater und forensischer Psychologe, der gegebenenfalls sofort zur Stelle
sein würde, um zu bestätigen, dass Hauptmann Jacobis mentaler Allgemeinzustand
kein sehr guter war. Spinne, Waschhüttls Sekretärin, hatte die Info
durchsickern lassen. Jacobi war ihr egal, doch insgeheim schwärmte sie für
Weider. Der coole Hans war ihrem Lieblingsschauspieler Jeff Goldblum wie aus
dem Gesicht geschnitten, also musste sie sich auch mit Jacobi gut stellen.
    Dieser war die Ruhe selbst, als er die unterzeichnete Bestätigung
seiner Beurlaubung entgegennahm. Nach drei Wochen Kuraufenthalt in Bad Harbach
an der niederösterreichisch-tschechischen Grenze sollte er weitere zwei Wochen
Resturlaub anhängen, um sich gründlich zu erholen.
    Nachdem er den Wisch gelesen hatte, neigte er sich beiläufig über
den protzigen Schreibtisch, dessen oberste Lade einen Spaltbreit offen stand.
Er griff hinein, stellte den Rekorder ab und flüsterte Waschhüttl zu: »Glauben
Sie im Ernst, Sie kommen damit durch? Wenn dieser Fall aufgeklärt ist, werden
mit großer Sicherheit Sie es sein, der zwangsweise
beurlaubt wird, Herr Oberst.«
    Waschhüttl standen die Schweißperlen auf der Stirn. Mit dem Instinkt
des Feiglings fühlte er, dass er diesmal möglicherweise aufs falsche Pferd
gesetzt hatte. Noch aber sah er sich in der stärkeren Position und grinste
gehässig.
    »Davon träumen Sie wohl, Jacobi, was? Aber als Aktiver werden Sie
das nicht mehr erleben. Und jetzt verschwinden Sie, ehe Sie sich ernstlich
Schwierigkeiten einhandeln!«
    Jacobi grinste ebenso gehässig zurück, drehte sich auf dem Absatz um
und ging.
    Weider und Kotek warteten bereits in seinem Büro auf ihn.
    Jacobi runzelte die Stirn. »Melanie, solltest du nicht Schremmer
beschatten?«
    Ehe sie noch antworten konnte, warf sich bereits Weider für sie in
die Bresche: »Waschhüttl hat jedem von uns ein Diszi angedroht, falls er einen
erwischt, der weiter an dem Fall arbeitet.«
    Jacobi setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Weider saß davor,
Kotek hatte sich auf der alten Couch ausgestreckt, die bei Nachtschichten als
Notbett diente.
    »Und was ist mit den Anschlägen auf Schremmer und mich?«, fragte
Jacobi mit aggressivem Unterton. »Dürft ihr die auch nicht mehr untersuchen,
oder was?«
    Weider hob bedauernd die Hände. »Nein, auch die nicht. Sie wurden
der neuen Geheimakte OGAS zugeordnet, und dafür
ist die Stapo zuständig. Wir werden nur als Zeugen vernommen.«
    » OGAS ? Was soll denn das nun wieder
heißen?«
    »Na, was wohl? Organisierte Gewaltverbrechen an Senioren. Außerdem
ist sowohl bei Kandutsch als auch bei Waschhüttl interveniert worden. Spinne
hat mir das gesteckt. Kostet mich eine Einladung ins ›Cafe Fürst‹, aber das
war’s

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