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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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besänftigen.
    Conte lachte verärgert auf. »Wann hat dich denn jemals beschäftigt,
was du darfst und was nicht?«
    »Komm, sei friedlich! Wenn ich mir vorstelle, was du dir zusätzlich
aus den Fingern saugen wirst, dann rollt es mir jetzt schon die Fußnägel auf.«
    »Selbst schuld! Spuck mehr aus, dann musst du keine Enten fürchten.«
    »Du sagst mir ja auch nicht, von wem du den Tipp mit dem
Sprengstoffanschlag hattest.«
    »Herrgott, ich weiß es doch selbst nicht. Jemand rief mich knapp vor
drei Uhr morgens an und sagte, gleich würde Hauptmann Jacobi samt seinem
Himmelbett in die Luft fliegen. Dann legte er auf. Als bei dir zu Hause niemand
abhob, informierte ich euren Journaldienst, läutete einen Fotografen aus dem
Bett und raste zum Ignaz-Rieder-Kai. Das ist die ganze Geschichte. Versprich
mir wenigstens, mich sofort zu benachrichtigen, wenn du diese Typen auffliegen
lässt. Wie nanntest du sie doch gleich?«
    »Ich hab sie gar nichts genannt. Und versprechen kann ich dir auch
nichts, weil Waschhüttl mich beurlaubt hat.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Oskar. Du hättest mich doch nie
angerufen, wenn du nicht an der Sache dranbleiben wolltest. Dafür kenn ich dich
zu gut. Wir sollen Waschhüttl für dich den Arsch aufreißen, damit die Wiener in
Deckung gehen und du wieder freie Hand hast. Gut, machen wir, aber dann bin ich
auch der Erste, der am Zahltag benachrichtigt wird. Klar?«
    »Geht klar. Du kriegst die ersten Infos. Bis dann.« Jacobi legte auf
und wählte neu.
    »Generalsekretariat Gladius Dei, Pater Rettenwender. Was kann
ich für Sie tun?«
    »Hauptmann Jacobi, Landesgendarmeriekommando Salzburg. Ich muss den
Pater General sprechen. Dringend!«
    Der Sekretär verband sofort.
    »Kastner?«
    »Hauptmann Jacobi. Pater General, entschuldigen Sie die Störung,
aber mein Anliegen duldet keinen Aufschub. Der Casus Belli ist rascher
eingetreten als erwartet. Man hat mich beurlaubt, wobei auf meine Vorgesetzten
Druck ausgeübt worden ist.«
    »Ich hoffe, Sie verdächtigen nicht mich, Jacobi. Ich mache selten
denselben Fehler zweimal. Außerdem bin ich – wie jeder Mensch – nicht frei von
Eitelkeit. Das heißt: Ich sehe Gladius Dei am Ende lieber auf der Seite der
Sieger als auf der anderen. Sie wissen ja …«
    »Ja, ich weiß: Gott steht immer aufseiten der stärkeren Bataillone.
Sehen Sie Gott auf meiner Seite, Pater General?«
    »Es wäre vermessen, das zu sagen, Jacobi. Hoffen wir, dass ich etwas
für Sie tun kann. Versprechen kann ich nichts.«
    »Ich bedanke mich im Voraus mit einem Tipp, Pater General: Es wäre
kein Fehler, Verträge zu canceln, die Gladius Dei mit der ANUBIS Insurance Company geschlossen hat.«
    »Und ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Jacobi.«
    Klick. Das Gespräch war zu Ende.
    ***
    Jacobi und Weider bogen in den Ignaz-Rieder-Kai ein. Der
Hauptmann blickte nachdenklich auf die ruhig dahinfließende Salzach.
    »Eines ist mir trotzdem noch nicht klar: Warum ist Schremmer nicht
schon früher auf die AIC gestoßen? Du hast das in
drei Tagen geschafft.«
    »Schremmer kann nicht auf unsere Daten zurückgreifen. Außerdem hat
er sich anfangs auf die politische Spur versteift.«
    »Und die hat er für uns als Köder ausgelegt, obwohl er inzwischen
einigermaßen wusste, wie der Hase lief.«
    ***
    Das Schlafzimmer Jacobis sah tatsächlich apokalyptisch aus. Die
ersten Aufräumarbeiten hatten das Horrorszenario nur geringfügig entschärfen
können. Das Mobiliar war vollkommen zerstört, nichts war heil geblieben und an
Restaurierung nicht zu denken. Die Sprengstoffexperten der Sökos hatten ganze
Arbeit geleistet. Doch Jacobis Wohnung hatte Glück im Unglück gehabt: Ein
Großteil der freigesetzten Energie war durch die Panoramaglasfront auf die
Terrasse entwichen. So hatten wenigstens die angrenzenden Räume nichts
abbekommen.
    Hausmeister Peppi Brandstätter hatte nach der Explosion um drei Uhr
nachts schnell reagiert. Seine Wohnung befand sich im Souterrain, und der
abendliche Bierkonsum zwang ihn regelmäßig in den frühen Morgenstunden aus dem
Bett. Der ohrenbetäubende Knall hätte ihm beinahe das Wasser verschlagen. Als
dann Glasscherben, Jalousien und Bruchholz auf den Ignaz-Rieder-Kai
niederprasselten, zog er sofort die richtigen Schlüsse: Eine Explosion oben im
Penthouse! An das Wie und Warum verschwendete er keinen Gedanken. Der
Paternoster brachte ihn rasch in die oberste Etage. Binnen Sekunden sperrte er
auf, sah Rauch durch die geborstene Schlafzimmertür

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