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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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gekommen,
dass es um die ANUBIS Insurance Company nicht
mehr so gut bestellt war wie noch vor Jahren. Auch dem kalten Buffet im Saal
nebenan war das nicht anzusehen gewesen. Zwar klafften mittlerweile gewaltige
Lücken in den Bergen von Köstlichkeiten, dennoch hätte selbst der verbliebene
Rest locker für eine weitere, ebenso große Abendgesellschaft gereicht.
    Die Verandatüren zum Garten hinaus standen weit offen, da die
Klimaanlage irgendwann den Geist aufgegeben hatte. Die Damen in ihren luftigen
Abendkleidern schienen damit kein Problem zu haben, manche Herren in Frack oder
Smoking schwitzten allerdings wie Saunisten.
    Wem es in den Sälen endgültig zu heiß wurde, dem blieb immer noch
die Flucht auf die Veranda zur Poolbar oder in den weitläufigen Garten, dessen
meterhohe Steinmauern vor unerwünschten Blicken schützten. Obwohl
Umkleidekabinen vorhanden waren und der Partyservice sogar Badeanzüge und
Bermudashorts bereitgelegt hatte, tummelten sich bereits einige angeheiterte
Nackedeis, denen die herbstliche Kühle nichts anzuhaben schien, im großen
Marmorpool.
    Jacobi wischte sich zum x-ten Mal mit dem Taschentuch übers Gesicht.
Es war nicht allein die Hitze in den Räumen, die ihm den Schweiß auf die Stirn
trieb. Nach zwei überstandenen Anschlägen hatte er sich nun in der Höhle des
Löwen wieder auf den Präsentierteller begeben. Selbst für einen Superbullen
wäre das keine Kleinigkeit gewesen, und er hielt sich durchaus nicht für Dirty
Harry. Was konnte die staatliche Autorität schon gegen ein Stilett im Gedränge
ausrichten, gegen einen vergifteten Drink am Buffet oder gegen einen
schallgedämpften Schuss auf der Toilette?
    Redl stand in der Nähe der Verandatüren und machte im weißen Smoking
eine blendende Figur. Jacobi hatte neben dem Vordereingang Posten bezogen.
Dessen hohe Flügeltüren standen ebenfalls weit offen und gestatteten den Blick
ins Vestibül. Von dort aus führten zwei Marmortreppen an den Seitenwänden
entlang in die obere Etage. Unter der rechten Treppe befand sich der Zugang zum
Lift. Rhythmen moderner Tanzmusik lockten junge und jung gebliebene Partygäste
in den kleinen Festsaal hinauf.
    Es wurde Zeit, mit den Zielpersonen Kontakt aufzunehmen, ehe sich
der eine oder andere Event-Muffel verabschiedete, aber zuerst musste Jacobi
Raphael Conte abhängen, der ihn nicht aus den Augen ließ. Der Journalist hatte
Bauklötze gestaunt, ihn hier anzutreffen. Auch die Behauptung, man sei
ausschließlich privat hier – auf Einladung des alten Freundes Bernd Vogt –,
hatte Conte nicht überzeugt, denn die Walkie-Talkies der Beamten sagten ihm
etwas anderes. Ständig schlich er in Jacobis Nähe herum und wartete wie ein
beleidigter Jagdhund darauf, dass man ihm endlich den wohlverdienten Happen
zuwarf.
    Bei anderer Gelegenheit wäre Conte auf diesem Parkett in seinem
Element gewesen. Events, bei denen man alle zwei Meter über Vertreter der
Hochfinanz, über Politiker, Sportgrößen oder Medienstars stolperte, waren für
ihn die Butter auf dem Brot. Aber an diesem Abend brachte der Journalist solche
Pflichtübungen ambitionslos und möglichst schnell hinter sich, um an Jacobi und
dem ebenso eingeladenen Schremmer dranbleiben zu können.
    Jacobi hatte damit rechnen müssen, die beiden Journalisten hier
anzutreffen, wirklich überrascht war er aber über die Anwesenheit von Behrens.
Am Buffet sprach er ihn darauf an. Behrens wirkte merklich gelöster als bei
ihrem ersten Zusammentreffen und erklärte ihm bereitwillig, dass Gladius Dei
ein wichtiger Kunde der AIC sei und er, Behrens,
seinen Vorgesetzten Kastner vertrete. Der sei verhindert und habe ihn
ermuntert, den Termin wahrzunehmen. Jacobi vermutete allerdings, dass Kastner
seinem Rat folgte, im Stillen die Kündigung aller AIC -Verträge
plante und keine Lust mehr auf einen feuchtfröhlichen Abend wie diesen hatte.
Für Pater Behrens würde es für lange Zeit das letzte Jetset-Event sein.
    Das Fernbleiben Sarah Feldbachs war für Jacobi hingegen weniger
überraschend. Vogt hatte ihr über seine SS -Vergangenheit
reinen Wein einschenken müssen, ehe es andere taten. Die Reaktion der
ehemaligen KZ -Insassin war nur allzu
verständlich. Sie hatte nun auch nichts mehr gegen den Personenschutz einzuwenden,
den Jacobi erneut angeordnet hatte.
    Wieder linste der Hauptmann unauffällig zu dem Tisch hinüber, an dem
die Rottensteins mit ihren Gästen saßen. Vierundzwanzig Uhr. Vogt blickte in
seine Richtung. Draußen im Garten begann

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