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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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durch.
Abgesehen vom Ehepaar Basidius und Pater Behrens ist keine der Zielpersonen in
der letzten halben Stunde nach Hause gefahren.«
    »Hinter dem Personal-Office im ersten Stock gibt es eine Loggia. Von
dort führt ein Notausstieg, eine Stahltreppe, in die Haydngasse hinunter. Hat
man –«
    »Werd ich sofort überprüfen, Chef«, sagte Redl knapp. Einen Moment
später meldete er sich zurück. »Vor zwanzig Minuten haben tatsächlich fünf
Personen das Gebäude über die Stahltreppe verlassen. Zwei Männer und drei
Hostessen. Hatten schon mächtig Schlagseite und sind in ein Taxi gestiegen. Der
jüngere Mann war meinen Leuten unbekannt, von daher haben sie keine
Veranlassung für eine Meldung gesehen. Das Gesicht des anderen war nicht zu
erkennen. Er hielt es ständig im Ausschnitt einer Hostess vergraben, bis er im
Fond des Taxis saß.«
    »Das war Nilson. Jede Wette!« Jacobi war not
amused . »Schick einen Wagen zu seinem Bungalow in Glanegg. Er hat sich
zur Verfügung zu halten und darf die Stadt nicht verlassen.«
    »Glaubst du denn, man wird ihn dort noch antreffen?«, fragte Kotek.
    »Hast du vielleicht einen besseren Vorschlag?«
    Fünf Minuten später wurden sie an der Poolbar Zeugen des
unrühmlichen Abgangs Rottensteins. Zwei Hostessen schleppten ihn unter
Aufbietung aller Kräfte Schritt für Schritt durch den Garten zum Hinterausgang.
Rottenstein war so besoffen, dass ihn seine Beine kaum noch trugen. In diesem
Zustand hätte man ihn unmöglich durch den Festsaal zum Vorderausgang bugsieren
können. Vor dem eisernen Gartentor wartete bereits ein Taxi.
    Phryne und Leo Piritz hatten sich die Szene erspart. Als sie
abzusehen gewesen war, waren sie in den Festsaal zurückgegangen und hatten sich
zu Vogt an den Honoratiorentisch gesetzt. Sorge, der eben noch mit seiner
Gudrun gestritten hatte, gesellte sich zu ihnen. Seine Frau war auf die Veranda
geflüchtet, wo Freundinnen sie zu sich an den Tisch gebeten hatten. Während sie
sich mit ihnen unterhielt, blickte sie immer wieder zur Poolbar. Schließlich
fiel Kotek der Blickkontakt auf, und sie stieß Jacobi an.
    »Sag einmal – die schaut doch ständig zu dir her! Für meinen
Geschmack hast du in letzter Zeit ein bisschen zu viel Glück bei Frauen. Das
gamsige Luder scheint es darauf abgesehen zu haben, dich in ein Separee
abzuschleppen.«
    Doch Jacobis männliche Eitelkeit hielt sich in Grenzen
beziehungsweise ging nicht so weit, dass sie seinen Jagdinstinkt überlagerte.
»Die will nicht mit mir ins Bett. Die will mir etwas sagen, traut sich aber
nicht. Deshalb auch diese unsicheren Blicke.«
    »Unsicheren Blicke?« Kotek lachte verhalten. »Ich würd mal sagen,
die weiß sehr genau, was sie will. Gudrun Sorge ist kein scheues Reh, sondern
eine Tigerin, die sich holt, was sie braucht.«
    Jacobi grinste. »Und da sage noch einer, Machismo sei eine ausschließlich
männliche Eigenschaft.«
    »Von wegen Machismo«, raunte sie. »Schau doch! Habe ich vielleicht
nicht recht?«
    Gudrun Sorge war aufgestanden und kam tatsächlich auf ihn zu.
    Doch in diesem Augenblick stürzte Schremmer aus dem Festsaal auf die
Veranda. »Jacobi! Jacobi! Ich benötige Polizeischutz! Jetzt, sofort!«
    Der Hauptmann hätte ihn erwürgen können. Gudrun Sorge änderte ihre
Richtung nur unwesentlich, um so zu tun, als hätte sie die Toiletten neben den
Umkleidekabinen angesteuert. Jacobi und Kotek nahmen den aufgebrachten
Journalisten in die Mitte und dirigierten ihn in den Garten hinunter.
    »Sie stehen bereits unter Polizeischutz, Kurt, schon vergessen?«,
schnauzte Kotek ihn an. »Was ist denn so Schreckliches passiert?«
    »Der Schlüssel vom Bankschließfach ist weg. Die Kanaille muss ihn
mir geklaut haben.«
    »Welche Kanaille?«, fragte Jacobi.
    »Die Hostess, die Herrn Schremmer beim Umkleiden behilflich war«,
half ihm Melanie auf die Sprünge. An Jacobis Schläfe begann eine Ader zu
pochen.
    »Und warum merken Sie das erst jetzt, Sie Blitzgneißer?«
    Schremmer zuckte mit den Schultern. »Ehe ich die Kabine verließ,
habe ich überprüft, ob noch alles an seinem Platz ist. Die Brieftasche mit dem
Schlüssel darin war da. Aber als ich ihn vorhin Ruth Maybaum zeigen wollte, war
er weg – verschwunden!«
    Koteks Lippen kräuselten sich verächtlich. »In einer engen Kabine
ist es für eine Taschendiebin ein Leichtes, Ihnen die Brieftasche im letzten
Moment abzunehmen und sie wieder an ihren Platz zurückzustecken. Ich nehme an,
die Dame war Ihnen nicht nur beim Umkleiden

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