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Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Titel: Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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zuordnen zu können.“
    Cedric sah unentschlossen auf die Papiere vor seinen Füßen und Bomer erhob sich, um in die Küche zu gehen und sich ein Bier zu nehmen. Er konnte verstehen, dass es nicht leicht war zu erfahren, dass das bisherige Leben eine Lüge war, aber er war es leid als Mörder hingestellt und angesehen zu werden, der er nicht wahr. Jedenfalls nicht in diesem Fall.
    „Ich habe deinen kleinen Bruder nicht getötet“, sagte er im Gehen, ohne sich umzudrehen. „Das ist der Beweis. Du musst jetzt entscheiden, wem du mehr glaubst, einem Mörder und Gangster, der dich nach Strich und Faden beschissen hat, oder einem Freund von mir, der Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat, um an diesen Bericht zu kommen.“
     
    Eine Stunde musste er warten, bis Cedric leise in die Küche kam. Bomer saß mit dem Rücken zur Tür und hob nicht mal den Kopf, als Cedric zögernd in seinem Rücken stehen blieb. Emma, die bereits eine Weile schnurrend auf seinem Schoß lag, sprang von Selbigem und miaute. Das brachte Cedric hinter ihm zum Seufzen und Bomer konnte sich sehr gut vorstellen, warum das so war. Wenn Emma gestreichelt werden wollte, schlich sie ihm immer mit wachsender Begeisterung um seine Beine und tat das wahrscheinlich auch gerade bei Cedric.
    „Und? Erstichst du mich jetzt wie ein kleiner Feigling von hinten?“, fragte Bomer verbittert und trank danach den letzten Schluck seines Biers. „Oder wartest du ab, bis ich wieder schlafend im Bett liege?“
    „Hör' bitte auf, dich wie ein Arschloch zu benehmen.“ Cedric klang genauso niedergeschlagen, wie Bomer sich insgeheim fühlte. „Vor einigen Jahren sagte Celvin eines Nachts, dass wir höllisch aufpassen müssen, was Dimitri angeht. Ich hielt es für Übertreibung, aber ich schätze, er wusste schon lange, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er war schon immer schlauer als ich.“ Cedric räusperte sich. „Dein Freund, der den Bericht besorgt hat, kann ich mit ihm reden?“
    Bomer deutete auf sein Handy, das auf der Theke lag. „Die Nummer ist im Speicher. Er heißt Adrian.“
    Cedric trat an ihm vorbei, nahm das Handy an sich und verzog sich ins Wohnzimmer. Bomer hörte ihn leise reden, verstand jedoch nicht, was gesprochen wurde. Es verging einige Zeit, bis das Gespräch endete, aber Cedric kam nicht zurück in die Küche, und Bomer erhob sich, um nachzusehen. Er fand ihn, mit dem Rücken an die Heizung gelehnt, auf dem Boden sitzend, wo er blicklos in die Ferne starrte.
    Bomer kannte den Gesichtsausdruck, welchen Cedric gerade zur Schau trug. Er hatte ihn in den letzten Jahren oft gesehen. Im Spiegel und auch bei anderen Leuten, die seelisch am Ende waren. Soldaten sahen häufig so aus, wenn sie aus Einsätzen in Kriegsgebieten zurückkamen. Bomer hatte für lange Zeit so ausgesehen, nachdem er in Gefangenschaft vergewaltigt worden war. Und deswegen wusste er, dass es nichts gab, was er jetzt sagen konnte, das geholfen hätte. Alles, was er tun konnte, war, sich zu Cedric zu setzen und ihm zeigen, dass er da war.
     
    „Wieso jetzt? Wieso hat er so lange gewartet, dich mir auf dem Silbertablett zu präsentieren, obwohl er wusste, wer du bist?“, fragte Cedric irgendwann, als es draußen bereits dunkel zu werden begann.
    „Was hat Adrian dazu gesagt?“, wollte Bomer wissen.
    „Er vermutet, dass Dimitri Zeit brauchte, um deinen echten Namen ausfindig zu machen, weil du damals eine falsche Identität hattest. Und dann musste er nur noch auf den passenden Moment zu warten, um sein Wissen gegen dich und mich einzusetzen.“
    Bomer nickte. „Das wäre logisch.“
    „Ich weiß“, murmelte Cedric und rieb sich die Augen.
    Sie waren rot und geschwollen von den Tränen, die er in den letzten Stunden, ohne dabei einen Ton von sich zu geben, geweint und die Bomer nicht kommentiert hatte, da er mit Gefühlsausbrüchen nicht umgehen konnte. Im Streiten und Kämpfen war er perfekt, aber wenn jemand weinte, überforderte ihn das komplett.
    „Das erklärt aber nicht, warum er mir erzählt hat, du wärst es gewesen. Er muss doch gewusst haben, dass …“ Cedric brach ab und je länger das Schweigen andauerte, umso sicherer war Bomer, was er gleich zu hören bekam. „Ich war so ein Idiot. Er hat gesagt, du bist ein normaler Parkranger. Aber kein Ranger kämpft wie du. Das hatte ich schon begriffen, bevor du mir sagtest, dass du bei den Seals warst. Ich habe seine Worte nie hinterfragt, ihm immer vertraut.“ Cedric rieb sich das Gesicht. „Er muss sich

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