Herbstmagie - Roberts, N: Herbstmagie - Savor the Moment (Bride Quartet 3)
mitkommen?« Laurel warf die Hände in die Luft. »Großer Bruder, Rechtsbeistand, Teilhaber am Geschäft, elende Glucke. Warum suchst du dir nicht eins davon aus?«
»Weil mehr als eins auf mich zutrifft.« Del brüllte nicht wie Laurel, doch sein Ton war ebenso scharf. »Allerdings bin ich niemandes elende Glucke.«
»Dann hör auf, dauernd das Leben der anderen managen zu wollen.«
»Außer von dir höre ich keine Klagen, und dir beim Managen zu helfen, gehört zu meinem Job.«
»In rechtlichen und geschäftlichen Fragen, ja, aber nicht privat. Ich will dir mal was sagen, und versuch, das ein für alle Mal in deinen Dickschädel reinzukriegen. Ich bin nicht dein Schoßhündchen, du bist nicht für mich verantwortlich, ich bin nicht deine Schwester und nicht dein kleines Mädchen. Ich bin erwachsen, und ich kann tun, was ich will und wann ich es will, ohne deine Erlaubnis oder deine Billigung einzuholen.«
»Und ich bin nicht dein Prügelknabe«, versetzte Del. »Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, aber entweder sagst du es mir, oder du kannst es an jemand anderem auslassen.«
»Du willst wissen, was in mich gefahren ist?«
»Ja, allerdings.«
»Das kann ich dir zeigen.«
Vielleicht war es der Champagner. Vielleicht auch nur die Wut. Oder vielleicht der Ausdruck verständnisloser Verärgerung in Dels Gesicht. Jedenfalls gab Laurel dem Impuls nach, der schon seit Jahren in ihr brodelte.
Sie packte Del an dem perfekten Knoten seiner eleganten Krawatte, riss ihn zu sich herunter und krallte sich gleichzeitig mit der Hand in sein Haar, um ihn an sich zu ziehen.
Und presste die Lippen auf seinen Mund, in einem heißen, frustrierten Kuss, bei dem ihr Herzschlag für einen Moment aussetzte, während ihre Seele zugleich schnurrte: Ich wusste es!
Sie brachte ihn - absichtlich - aus dem Gleichgewicht, so dass er sich an ihren Hüften festhalten musste und seine Finger sich für einen wundervollen Moment in ihre Haut gruben.
Sie tauchte ein in diesen Moment, um ihn auszukosten, zu genießen, in sich aufzusaugen. Wie er schmeckte, wie er sich anfühlte, hitzige Glut und Hunger, alles konnte sie sich nehmen. Und sie nahm sich genau, was sie brauchte. Dann stieß sie Del von sich.
»So.« Sie warf ihr Haar zurück, als er sie anstarrte. »Der Himmel ist nicht eingestürzt, die Welt ist nicht stehen geblieben, keiner von uns wurde vom Blitz erschlagen oder schnurstracks in die Hölle katapultiert. Verdammt, ich bin nicht deine Schwester, Delaney. Das dürfte dir jetzt klar sein.«
Ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen, eilte sie hinaus.
Erregt, erstaunt und immer noch ziemlich verärgert blieb Del wie angewurzelt stehen. »Was war das denn? Was zum Teufel war das?«
Er wollte Laurel schon folgen, rief sich jedoch zur Räson. Das konnte nicht gut ausgehen, oder es würde enden, indem sie … Daran dachte er besser nicht, bis er wieder klar denken konnte. Schluss, aus.
Stirnrunzelnd betrachtete er das halbvolle Glas Champagner. Wie viel hatte sie schon getrunken, bevor er reingekommen war? Da er eine ganz untypisch trockene Kehle hatte, nahm er das Glas und kippte den Inhalt hinunter.
Er sollte besser gehen, einfach nach Hause gehen, und das Ganze vergessen. Es abhaken als … irgendwas. Als was er es abhaken würde, konnte er sich überlegen, wenn sein Hirn wieder voll funktionsfähig war.
Er war nur wegen der Torte gekommen, das war alles, erinnerte er sich, als er sorgfältig den Deckel der Tortenschachtel verschloss. Laurel hatte einen Streit vom Zaun gebrochen, und dann hatte sie ihn geküsst, um ihm irgendwas zu beweisen. Das war alles.
Er würde einfach heimfahren und sie ausbrüten lassen, was sie auszubrüten hatte.
Er nahm die Schachtel. Ja, er würde einfach heimfahren und eine ausgiebige kalte Dusche nehmen.
4
Sie versuchte, nicht länger daran zu denken. Ein brutal enger Terminkalender voller Sommerhochzeiten half ihr, nicht darüber nachzugrübeln, was sie getan hatte, zumindest während vier von fünf Minuten. Doch sie arbeitete so häufig allein, dass sie entschieden zu viel Zeit zum Nachdenken hatte und dazu, sich zu fragen, wie sie nur so unglaublich dämlich sein konnte.
Del hatte das verdient, klar. Und es hatte schon lange in der Luft gelegen. Doch wenn sie es sich recht überlegte, wen hatte sie mit diesem Kuss eigentlich bestraft - außer sich selbst?
Denn jetzt war das Ganze nicht länger reine Theorie oder Spekulation. Jetzt wusste sie, wie es sich anfühlte, wie sie sich
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