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Herbstmilch

Herbstmilch

Titel: Herbstmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Wimschneider
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so seine Erfahrungen.
    Der Ferri patschte aber auch ständig durch die Kükenschar, was die Bruthenne übel aufnahm. Sie hüpfte ihm auf den Rücken, schlug ihn mit den Flügeln in die Seiten und hackte ihn mit dem Schnabel auf den Kopf. Der Ferri war vor Schmerz und Schrecken halb verrückt und kollerte zuletzt in einen Wassergraben, wo die Henne endlich von ihm abließ. Da war er wieder um eine Erfahrung reicher.
    Später, als der Ferri ausgelernt hatte, da hat er es den Hennen dann schon gezeigt, daß er auch was zu sagen hat. Der Ferri war nur ein kleiner Hund, so wie der Schockerl in meiner Kinderzeit, aber er war recht mutig.
    Bei der Nachbarin war auch ein Hund, die beiden konnten sich aber nicht leiden. Der andere, der Flocki, hatte ein recht langhaariges Fell, durch das der Ferri nicht beißen konnte, so war er bei den Raufereien etwas benachteiligt. Aber einmal kam noch ein Hund dazu, ein etwas größerer. Mein Mann ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und hetzte die drei Hunde zusammen. Das war vielleicht eine Gaudi, die Hunde gerieten so in Begeisterung, daß man sie gar nicht mehr auseinanderbringen konnte. Die Nachbarin kam nun ihrem Hund zu Hilfe und schlug auf den Ferri und den anderen Hund ein, aber in dem Durcheinander kam sie zu Fall, streckte die Beine in die Höhe, und der Kampf ging über ihr weiter. Da mußte mein Mann dann doch eingreifen, aber unser Ferri hat damals den Flocki arg zerbissen, und wir waren stolz auf ihn.
    Von Zeit zu Zeit wanderten Ratten zu, aber wenn wir sie bemerkten, hatten sie kein langes Leben mehr. Im Kammerl, beim Schweinekartoffeldämpfer, war ein Kohlenhaufen, da drunter war oft ein Ratz. Also machten wir, wenn er da war, die Türe zu, damit er uns nicht auskam, und räumten den Kohlenhaufen um. Ich hatte einen Stock in der Hand, um den Ratz gleich zu erschlagen. Auf einmal sahen wir seinen Kopf herausschauen, der gleich wieder verschwand. Mein Mann räumte weiter alles weg, nun sprang der Ratz heraus und mir unter den Rock, noch ehe ich zuschlagen konnte. Ich schrie fürchterlich und klemmte die Beine zusammen und meinte, jetzt beißt er mich schon. Mein Mann und der Nachbar, der mit dabei war, konnten beide vor lauter Lachen über den letzten Zufluchtsort vom Ratz gar nichts mehr tun, aber dann fiel der Ratz doch zu Boden, und die Männer haben ihn erschlagen.
    Es war Sommer, und wir mähten eine Wiese zum Heuen. Am Grabenrand mähte ich mit der Sense alles das ab, wo die Maschine nicht hinkonnte. Weil es sehr heiß war, gingen wir ganz luftig gekleidet. Ich hatte ein sehr leichtes flatteriges Kleid an. Die Bremsen umschwirrten mich wie immer im Sommer, drum fiel es mir nicht auf, daß ich gerade über einem Erdloch stand, in dem Wespen ihr Nest hatten. Ich dachte mir gerade, heut summen die Bremsen aber arg, es wird wohl ein Gewitter kommen, als ich den ersten Stich bekam. Nun wurde mir klar, daß es Wespen waren. Die haben sich unter meinem Kleid wie unter einer Glocke gesammelt, und als ich nach ihnen mit der Hand schlug, haben sie angefangen, mich zu stechen. Ich warf die Sense hin, um mich summte es vor lauter wildgewordenen Wespen. Es war ein Wald ganz in der Nähe, da lief ich hin und habe mir das Kleid vom Leib gerissen, da hörte alle Scham auf. So stand ich nackt in den Büschen, und die Wespen verfolgten mich bis hierher, elf Stiche hatte ich auf dem Leib. Ich zog die Stacheln heraus, und dann mähte ich wieder weiter.
    Meinem Mann erging es einmal ähnlich, auch er mähte am Morgen Gras, und der Knecht, den wir damals hatten, erzählte ihm, daß sein früherer Bauer beim Mähen einmal über einem Mauseloch gestanden war, in dem Wespen waren. Diese nun, in ihrer Ruhe gestört, waren aus dem Loch gekommen, ihm ins Hosenbein geflogen und hatten ihn gewaltig gestochen. Damals lachte mein Mann unbändig, aber nicht mehr lange, denn er stand ebenfalls über einem Mausloch mit Wespen drin, und noch während er lachte, bekam er selbst die ersten Stiche. Nun wußte er noch genauer, wie lustig das ist.
    Einmal war ich beim Nachbarn zum Dreschen. Da waren immer so an die 16 Leute zur Arbeit beisammen! So um elf Uhr war Essenszeit. Drei Frauen waren wir, die das ausgedroschene Stroh in der Scheune einlagerten, und wir standen schon gut vier Meter hoch über dem Boden. Ein Mann unten rief, wir sollten hinunterrutschen, er fängt uns auf. Die beiden anderen Frauen getrauten sich nicht, aber ich rutschte. Der Mann war groß und stark, aber schön war er nicht. Er

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