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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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Verdammt noch mal!
    »Raus aus
meinem Bett!«, befahl ich dem grinsenden Leo-Bild wütend, das sich hartnäckig vor
meinen Augen eingenistet hatte, während mir Basti gerade die Bluse aufknöpfte und
begann, meine Brüste zu küssen.
    »Wie bitte?«,
fragte mein Freund, hielt kurz inne und schaute mich fragend an.
    »Da … da
war eine Spinne«, sagte ich und stöhnte innerlich auf.
     
    Kein Wunder, dass ich nach dem Sex
mit ihm (wenigstens musste ich keinen Orgasmus vortäuschen) nicht einschlafen kann.
    Da sind
plötzlich zwei Männer in meinem Leben. Nicht dass Leo etwas von mir wollte.
Nein, bestimmt nicht. Er flirtet zwar mit mir. Das tut er allerdings wohl aus Gewohnheit
mit jeder Frau, wie ich an seinem Umgang mit Marlene deutlich sehen kann. Aber er
ist nicht in mich verliebt. Er will, dass ich für ihn arbeite. Ihm gefallen
meine Kostümentwürfe. Ich muss verdammt aufpassen, dass ich das nicht miteinander
vermische. Damit nicht meine Beziehung zu Basti darunter leidet.
    Im Gegensatz
zu Augusta habe ich einen Freund, der mich wirklich liebt. Der sich zwar nicht ganz
ehrlich mir gegenüber verhalten hat. Aber ein dreister Lügner und Betrüger wie ihr
Friedrich, das ist er nicht. Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass Basti mich
nicht wegen meines (neuerdings ganz passablen) Kontostandes haben will, denn erstens
verdient er viel mehr als ich und zweitens geht es bei uns um Liebe, nicht
um Geld.
    Ich bin
eigentlich eine glückliche Frau! Zärtlich küsse ich den schlafenden Basti auf den
Mund und lasse dabei meine Hand unter seine Bettdecke gleiten.
    »Ich kann
nicht schlafen«, flüstere ich in sein Ohr. Dieses Mal ist kein ungebetener Gast
in unserm Bett, als wir uns lange und langsam lieben.
     
    *
     
    »Dich kann man keine drei Tage alleine
lassen.«
    »Mmh?« Schlaftrunken
tappe ich zum Kühlschrank, um Milch für den Kaffee zu holen, den wir im Bett trinken
wollen, bevor Basti zur Arbeit fährt. Vicki sitzt im Schlafanzug auf dem Küchentisch.
    »Du hast
richtig gehört«, stänkert sie.
    »Gehört
ja, aber nicht verstanden«, antworte ich. »Was habe ich denn deiner Meinung nach
verbrochen, dass du mich nicht alleine lassen kannst? Ach warte, stimmt, ich habe
den Käse im Kühlschrank vergammeln lassen, an dem du dir dann den Magen verdorben
hast.«
    Dafür, dass
ich total müde bin, kann ich gut kontern. Allerdings habe ich keine Ahnung, worauf.
Komische Situation.
    »Das ist
was anderes. Hier geht es um dich .« Sie hält mir die B.Z. vom Vortag unter
die Nase.
    »Was soll
ich damit?« Es wird wohl kaum etwas in dem Käseblatt stehen, was ich morgens völlig
schlaftrunken lesen muss.
    »Vorletzte
Seite!«, befiehlt meine Freundin.
    Langsam
werde ich doch neugierig. Hektisch beginne ich in der Zeitung zu blättern. Und dann
sehe ich, was Vicki meint. In der Sparte Berlintratsch ist ein Foto von Leopold
und … hä? Oh Gott … von mir! Ich reibe mir die Augen. Das kann nicht wahr sein!
    Noch krasser
als das Bild ist die Unterschrift: ›Kaum da, schon ist er weg. Hat Leopold Weidenhain
sein Herz an diese hübsche Berlinerin verloren?‹
    Mir wird
heiß und kalt und dann wieder heiß. Auf dem unscharfen Foto sieht es tatsächlich
so aus, als ob Leo meine Hand hält und mir ganz tief in die Augen schaut.
    »Und?« Vicki
guckt mich an wie ein Kommissar, der gerade den Täter überführt hat.
    »Ich … ich
kann mir das gar nicht erklären«, stottere ich.
    »Hast du
was mit diesem Typen? Hat er dir deshalb so mir nichts, dir nichts diesen geilen
Job gegeben?«
    »Psst«,
mache ich hektisch. »Nicht so laut! Spinnst du, natürlich nicht!«
    »Und wieso
haltet ihr dann Händchen?«
    »Wir halten
gar nicht Händchen, Mensch. Wir … wir waren essen und ich habe ihm meine Kostümideen
beschrieben. Er war begeistert, als er die Zeichnungen gesehen hat. Deshalb habe ich den Arbeitsplatz, auf den wir gestern zusammen angestoßen haben. Da hast
du übrigens keinen Ton gesagt.«
    »Da waren
ja wohl ein bisschen zu viele Leute, oder? Ich wollte dich nicht in die Bredouille
bringen. Davon abgesehen, machst du das – wie immer – sowieso ganz alleine.«
    Ich überlege
fieberhaft, kann mich aber nicht erinnern, dass Leo meine Hand gehalten hätte.
    Höchstens
als …
    »Ach, Vicki«,
winke ich lachend ab. »Jetzt weiß ich es wieder. Wir haben über die Szene gesprochen,
als Rosana von Oran, dem Fürsten der Finsternis, in sein Schloss gebeten wird. Sie
empfindet etwas für ihn, aber sie weiß, dass sie ihm

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