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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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dachte, dass sie sich schon viel zu lange ohne Ergebnisse in der Fuggerei aufhielten.
    Der Ausgang in der Gartengasse war kaum zu sehen. Wenn man nicht wusste, dass er da war, konnte man ihn leicht übersehen. Er duckte sich in einem schmalen, dunklen Gang aus den Augen der Besucher.
    Wir alle wohnen hinter einer grünen Tür, hatte Emma Künzler am Abend zuvor in der Wachstube gesagt und dabei gemeint, dass sie in der Fuggerei alle gleich waren. Davídsson dachte daran, als er sich die Schlösser ansah, die die grüne Holztür für Fremde versperrt hielten.
    Die Nachtwächterin konnte den Ausgang tatsächlich mit einem zusätzlichen Vorhängeschloss verriegeln, wodurch das Sicherheitsschloss der Tür völlig nutzlos wurde. Es gab keine Klinke, aber einen hydraulischen Türschließer. In der ockerfarbenen Wand war ein deutlicher Abdruck des Türknaufs zu erkennen. Die Tür öffnete sich nach innen.
    Er machte ein paar Bilder mit der Kamera seines Handys und ging dann den Weg zurück zur Schreinerei, die in Sichtweite von Catharina Aigners Haus untergebracht war.

    Von außen war nicht zu erkennen, was sich in dem Gebäude befand. Davídsson schob die halb geöffnete Tür zur Seite und nahm den Geruch von Sägespänen wahr. Drinnen standen mechanische Hobel, Sägen und Schneidemaschinen. Ein Mann arbeitete mit dem Rücken zu ihm an einem seltsam aussehenden Ofen mit einem Kupferballon oder einer Metallglocke.
    »Haben Sie nicht gelesen? Unbefugten ist der Zutritt verboten.« Die Aussprache des Mannes war trotz seines schwäbischen Dialektes klar und markant.
    »Ich bin kein Tourist.«
    Er drehte sich um und Davídsson sah in ein Gesicht mit harten Zügen. Der Mann mochte jünger sein als Emma Künzler aber er sah älter aus, verbrauchter. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht deuteten auf eine harte Schule des Lebens hin.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich suche einen jungen Mann, der hier arbeitet.«
    »Den haben Sie gefunden.« Der Mann verzog den Mund zu einem Lächeln, das die Augen nicht erreichte.
    »Der, den ich meine, ist Mitte zwanzig und war ein Freund von einer Bewohnerin der Fuggerei, die ungefähr genauso alt war wie er.«
    »Reden Sie immer so geschwollen?«
    »Kennen Sie den Jungen nun oder nicht?«
    »Sie meinen wahrscheinlich Rico.«
    »Rico …?«
    »Der arbeitet hier aber nicht. Nur manchmal, wenn ich viel zu tun habe. Sonst ist er draußen beim Forstamt.« Der Mann rieb den Hohlbeitel, den er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte, ein paarmal an seiner blaue Latzhose und pulte sich dann anschließend damit den Dreck unter den Fingernägeln hervor.
    »Wie heißt der Junge mit Nachnamen?«
    »Was weiß ich? Ich spreche den Gesellen doch nicht mit Nachnamen an. Der interessiert mich gar nicht.«
    »Und wo finde ich das Forstamt? Oder interessiert Sie das auch nicht?«
    »Das gehört doch zur Fuggerei. Ich muss doch öfter dorthin, um meine Arbeit zu machen. Wäre schlimm, wenn ich dann nicht wüsste, dass es in Laugna ist, oder?« Er lächelte wieder.
    Davídsson verabschiedete sich nur mit einem kurzen Nicken. Er ging über die Herrengasse zu seinem Auto, vorbei am schwarzen Brett der Fuggerei, wo er neben anderen Mitteilungen auch den Namen und die Sprechzeiten der Sozialpädagogin fand. Ihm fiel eine Notiz der Stiftungs-Administration auf. Ein Schlüssel war vor einigen Monaten bei den Mülltonnen gefunden worden. Offenbar vermisste ihn niemand, denn er hing noch immer im Schaukasten und wartete dort auf seinen Besitzer.
    Ein weiterer Zettel warb für eine Bewerbung für den diesjährigen Blumenschmuck- und Vorgartenwettbewerb der Arbeitsgemeinschaft Grüner Kreis. Die Fuggerei tat offenbar einiges, um Abwechslung in den Alltag der Bewohner zu bringen. Es gab auch einen Hinweis auf das Augsburger Volkstheater und eine Mitteilung, dass ein goldener Ring gefunden worden war, der bei Elisabeth Hübner abgeholt werden konnte.
    Der Kriminalanalyst wunderte sich darüber, was alles in der Fuggerei verloren ging und wiedergefunden wurde. Er nahm sich vor, mit Maria Gruber darüber zu sprechen, ob einer dieser Gegenstände Catharina Aigner gehört haben könnte. Vielleicht fand er etwas, das sie weiterbringen würde.

    Ólafur Davídssons Weg zum Fürstlichen und Gräflichen Fuggerschen Stiftungsforstamt führte ihn aus der Stadt.
    Über ihm zeichneten sich merkwürdige Wolkenformationen mit starken Konturen vor einem fahlen Himmel ab. Er dachte an Fabelwesen, die langsam durch die Luft schwebten und den

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