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Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)

Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)

Titel: Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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wären Rick und ich jetzt noch einmal ins Bett gegangen. Da Justin aber noch im Haus war, taten wir es nicht. Es dauerte 10 Minuten, bis er in die Küche kam. Er war nackt, was äußerst außergewöhnlich war. Außerdem war er ungewöhnlich blass und schien zu zittern.
    »Was ist los?«, fragte Rick besorgt.
    »Es tut mir leid, Rick«, sagte er leise. »Aber ich bin krank. Ziemlich krank, glaube ich.«
    Wir setzten ihn auf einen Stuhl und Rick ging ihm einen Kaffee holen. Ich hielt ihm meine Zigaretten hin. Er nahm sich eine und zündete sie sich an. Er hustete und drückte sie sofort wieder aus. Sein schmerzverzerrtes Gesicht war beängstigend.
    »Was ist passiert?«, wollte ich wissen. »Was ist los?«
    »Ich blute. Und es tut so weh.«
    »Wo, Bubba?«, fragte ich besorgt.
    »Mein Arsch«, antwortete er.
    Ich sah seine Beine hinab und entdeckte, dass Blut beide Waden hinunter lief.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, schrie Rick fast.
    Justin atmete ein paar Mal tief durch, bevor er antwortete.
    »Es hat heute Morgen ziemlich wehgetan, als ich aufgewacht bin. Wenn das passiert, hilft es manchmal, wenn ich aufs Klo gehe. Also machte ich das - oder versuchte es wenigstens. Durch das Anspannen hat es nur noch mehr wehgetan, also habe ich aufgehört. Ich habe mich abgewischt und es war alles voller Blut. Ich blute manchmal, aber es war noch nie so schlimm wie heute. Und es hörte auch nicht wieder auf. Dann fühlte ich mich plötzlich schwach.«
    »Hattest du da irgendetwas drin?«, wollte Rick wissen.
    Justin schüttelte den Kopf.
    »Nicht einmal einen Finger.«
    »Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen«, sagte ich.
    »Okay«, wimmerte er.
    »Weiß Brian, was passiert ist?«, fragte Rick.
    »Nein, ich habe ihn das nicht sehen lassen. Bitte sag ihm nichts davon, Rick. Bitte!«
    »Das können wir dir nicht versprechen, Bubba.«
    Rick rannte die Treppe hinauf und holte eine Jeans für Justin. Es sah so aus, als hätte es mehr oder weniger aufgehört zu bluten, also halfen wir ihm vorsichtig in die Hose. Rick und ich trugen nur Boxershorts, also zogen auch wir uns schnell etwas an. Dann stiegen wir ins Auto. Rick fuhr und ich hielt Justin im Arm und versuchte, ihn zu beruhigen.
    Der Dienstag Morgen war offensichtlich kein Krisentag in der Notaufnahme. Außer uns waren da noch eine Frau mit einem kleinen Kind, das wie am Spieß schrie und ein herunter gekommener Mann mit einem bösen Schnitt im Schienbein. Rick kümmerte sich um den Papierkram, während ich mich mit Justin in den Wartebereich setzte. Ich war überrascht, dass er überhaupt sitzen konnte. Es dauerte gerade einmal zehn Minuten, bis wir an der Reihe waren.
    Justins Ärztin war eine junge Frau. Wir erklärten ihr Justins Beschwerden, dann nahmen wir sie ein Stück beiseite und erzählten ihr von seiner Vergangenheit.
    »Ich habe so etwas schon gesehen«, sagte sie ruhig. »Ich habe meine Assistenzzeit in New York City verbracht. Ich kann nicht glauben, was manche Menschen Kindern antun.«
    Bei ihrem letzten Satz klang sie nicht mehr ganz so professionell wie am Anfang. Sie untersuchte Justin und gab sich große Mühe, vorsichtig und zärtlich mit ihm umzugehen.
    »Ich möchte, dass sich das ein Proktologe ansieht«, sagte sie zu uns, nachdem sie fertig war. »Ich bin keine Spezialistin auf dem Gebiet, aber ich wäre nicht überrascht, wenn er operiert werden muss. Da ist ein Riss in seinem Rektum, knapp zehn Zentimeter von seinem Anus entfernt. Das muss versorgt werden.«
    »Kann das hier gemacht werden?«
    »Ja, natürlich. Es gibt nur einen Proktologen in der Stadt, aber er ist sehr gut. Sie können hier mit Justin warten, während ich versuche, ihn telefonisch zu erreichen.«
    »Werde ich wieder gesund?«, wollte Justin wissen.
    »Ohne jeden Zweifel, Bubba«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
    »Kevin, darf ich deine Mom anrufen? Ich würde gerne mit ihr reden.«
    Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte ihre Nummer. Sie ging sofort ran, also gab ich sie an Justin weiter. Justin begrüßte sie und erzählte ihr ziemlich detailliert, was passiert war. Ein paar Minuten später gab er mir das Telefon zurück.
    »Ich komme«, sagte sie zu mir. »Ich bin am Nachmittag da, egal wie.«
    »Mom, das musst du nicht tun«, sagte ich zu ihr. »Wir haben alles unter Kontrolle. Es gibt auch hier gute Ärzte, okay?«
    »Ich komme nicht, weil ich Ärztin bin, sondern weil er mein Enkelsohn ist und mich braucht, Kevin.«
    »Aber dass du Ärztin bist schadet auch nicht,

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