Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
schlief dann ein. Wenigstens tat es nicht mehr weh.
Später kam dann der andere Arzt und untersuchte mich noch einmal. Er sprach gerade mit Kevin und Rick, als Beth bei uns ankam. Sie kam sofort zu mir, umarmte mich und gab mir einen Kuss. Ich war so benebelt, dass ich nichts sagen konnte. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, wenn ich etwas zu ihr gesagt hatte. Als nächstes unterhielten sich alle vier und Beth erhob ihre Stimme. Ich glaube nicht, dass sie sauer war oder so etwas, aber sie war ziemlich energisch. Der Arzt, der mich untersucht hatte, schien ihr jedenfalls nachzugeben. Einen Moment später schief ich wieder ein.
Das nächste, an das ich mich erinnern kann, war, dass mir wieder jemand etwas in den Rücken spritzte. Beth war bei mir und hielt mich fest. Ich wachte auf, aber die untere Hälfte meines Körpers wurde gleichzeitig taub.
»Du musst operiert werden, Justin«, sagte sie zu mir. »Aber danach wird alles besser, für den Rest deines Lebens. Der Schmerz wird für immer weg sein. Vertraust du mir?«
»Ja, Ma‘am, ich vertraue dir«, antwortete ich. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Ich musste einfach hier sein. Du hast einen wirklich guten Arzt und ich werde da drin die ganze Zeit bei dir sein. Ich werde nicht viel mehr tun können, als dir die Hand zu halten, aber ich werde bei dir sein.«
»Danke«, sagte ich. »Was ist los mit mir?«
»Du hast eine Läsion in deinem Rektum. Die ist schon eine Zeit lang dort und rundherum hat sich Narbengewebe gebildet. Er wird die Läsion reparieren und das Narbengewebe wegschneiden. Danach bist du so gut wie neu.«
»Was ist eine Läsion?«
»Das ist ein Riss im Gewebe. Das ist vor einiger Zeit passiert und nie richtig verheilt. Jedes Mal, wenn du ein großes Geschäft erledigt hast, ist es ein bisschen mehr gerissen. Du musst seit einer langen Zeit geblutet haben, habe ich recht?«
»Ja, Ma‘am. Fast jeden Tag seit ungefähr einem Jahr«, gab ich zu. »Und es hat auch wehgetan.«
»Das glaube ich dir gerne«, sagte sie. »Wenn du das überstanden hast, wird es aber nicht mehr wehtun. Warum hast du Kevin und Rick nichts davon gesagt?«
Ich holte tief Luft und meine Augen füllten sich mit Tränen.
»Es war mir peinlich«, gestand ich ihr.
»Das kann ich gut verstehen«, sagte sie. »Aber nach heute wird alles besser werden.«
Ich weiß nicht genau, was der Arzt gemacht hatte, aber hinterher tat mein Arsch wieder weh. Ich musste die Nacht im Krankenhaus verbringen, aber am nächsten Morgen durfte ich nach Hause. Ich konnte nicht so gut laufen, weil es wehtat, aber es war eine andere Art von Schmerz als vorher. Kevin und Rick ließen mich den ganzen Tag nicht viel essen, auch wenn ich Hunger hatte. Außerdem musste ich Pillen schlucken, die meine Scheiße aufweichen sollten. Als ich zum ersten Mal aufs Klo musste, war es ziemlich dünnflüssig, aber es tat überhaupt nicht weh. Beth machte mich dann mit einem Desinfektionsmittel oder so etwas sauber und es war total peinlich, denn ich bekam einen Ständer. Sie lachte einfach nur und sagte, dass es ein gutes Zeichen war. Gutes Zeichen oder nicht, ich wäre vor Scham am liebsten gestorben.
Brian, David und Alex behandelten mich die nächsten Tage wie eine Schneeflocke in einem warmen Raum. Sie schliefen Mittwoch Nacht alle in meinem Zimmer auf dem Boden und wollten am Donnerstag nicht zur Schule gehen. Mir ging es aber mittlerweile viel, viel besser und Kevin und Rick ließen es nicht zu, dass sie die Schule schwänzten. Ich ging am Donnerstag Nachmittag sogar schon wieder zur Schule und am Freitag beendete ich den Rest meiner Arbeit in amerikanischer Geschichte. Beth flog am Freitag Vormittag zurück, aber nicht bevor sie mich lange umarmt und geküsst hatte und all die Dinge gesagt hatte, die eine Mutter oder Großmutter wohl so sagt. Bis zu diesem Morgen hatte ich so etwas nicht gekannt und ich liebte sie dafür.
Kapitel 9: Alex
Als wir am Dienstag gegen 17 Uhr nach der Probe unserer Theater-AG nach Hause kamen, war das Haus leer. Das war nicht ungewöhnlich, denn Rick und Kevin kamen meistens erst kurz nach 5 heim. Wenn sie ein Meeting hatten oder ins Fitness-Studio gingen, war es noch später. Als um 19 Uhr noch immer niemand zuhause war, machte ich mir langsam Sorgen.
Ich rief Rick auf dem Handy an und er ging sofort ran.
»Wo seid ihr?«, fragte ich, ohne hallo zu sagen.
»Er ist okay, Alex. Er wird morgen wieder zuhause sein.«
»Wer ist okay?«, fragte ich. »Wer wird
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