Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
reden.«
Patrick kam in Jerrys Zimmer zurück. Wir unterhielten uns noch eine Weile, aber um 20:45 Uhr hörten wir eine Durchsage, dass die Besuchszeit vorbei war.
»Müssen wir jetzt gehen?«, fragte ich.
»Ich befürchte ja«, sagte Jerry. »Sie haben sogar ihn gestern hier nach der Besuchszeit raus geworfen. Danke, dass ihr hier wart. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
»Wann entlassen sie dich morgen?«
»Eine genaue Uhrzeit weiß ich nicht, aber es wird vormittags sein.«
»Wir werden um 9 Uhr hier sein«, sagte Rick.
»Das müsst ihr nicht«, protestierte Jerry.
»Doch, das müssen wir«, antwortete Rick. »Schlaf gut, Kumpel.«
Wir umarmten Jerry, dann verließen wir sein Zimmer. Mir fiel auf, dass seine Augen feucht waren. Patrick ging mit uns.
»Danke, dass ihr hier wart«, sagte Patrick. »Ich habe die Tränen in seinen Augen gesehen, also weiß ich, wie wichtig ihm das war.«
»Er ist unser Freund, verstehst du? Er hat eine Menge Freunde und wir rufen alle nachher an und informieren sie.«
»Danke, Rick. Aber wie hat er hier so schnell so viele Freunde gefunden? Er ist erst seit ein paar Wochen hier.«
»Wir haben da so eine Art Netzwerk. Alles Männer und Jungs«, sagte Rick.
»Schwule Männer und Jungs?«, fragte Patrick.
Rick sah mich an und ich nickte.
»Ja, Pat. Schwule Männer und Jungs. Einer von ihnen ist hetero, aber sein Sohn ist schwul.«
»Jungs, ich will euch nicht verarschen. Ich wusste, dass ihr schwul seid und ich bin es auch. Hättet ihr Lust auf ein Bier oder so etwas? Ich habe noch keine wirkliche Lust, nach Hause zu fahren.«
»Du kannst bei uns übernachten, wenn du möchtest. Haben wir ein freies Bett heute Abend, Baby?«, fragte Rick.
»Justin hat zwar nichts gesagt, aber normalerweise verbringt er freitags die Nacht bei Jason«, antwortete ich. »Aber zur Not haben wir noch die Couch. Die ist ziemlich bequem.«
»Das klingt verlockend«, sagte Pat. »Hättet ihr was dagegen, wenn ich mit euch fahre? Wenn ihr morgen früh wirklich her fahren wollt, kann ich mein Auto dann mitnehmen.«
»Klar, kein Problem.«
Wir stiegen in unser Auto und fuhren nach Hause.
»Was machst du beruflich?«, fragte ich Pat.
»Ich bin Anwalt.«
»Wirklich? Mein Bruder auch.«
»Hier?«
»Nein, in New Orleans. Seine Frau ist auch Anwältin. Arbeitest du für eine Kanzlei?«
»Ja, ganz frisch. Ich bekomme derzeit die Scheiß-Jobs. Sie wollten mir nicht mal frei geben, um hier her zu kommen. Als ich ihnen sagte, dass mein Bruder ein Pfarrer ist, hatten sie kein Problem mehr damit. So funktioniert es in Boston. Die Kirche genießt dort ein ziemlich großes Ansehen. Oder genoss es.«
»Oder genoss es«, stimmte ich zu.
»Erzählt mir von euren Kindern. Wessen Kids sind sie überhaupt? Eure?«
»Ja, es sind unsere, allerdings nicht im biologischen Sinne. Der jüngste ist vierzehn. Rick und ich sind beide 26.«
»Wir haben zwei Pflegekinder, Pat«, sagte Rick.
»So etwas in der Art habe ich mir gedacht.«
»Unser unmittelbarer Nachbar ist geschieden und sein Sohn war unser Pflegekind, während er für die Navy auf einem Schiff war. Sein Name ist David Williams. David hat einen Freund namens Alex. Die beiden sind auch unsere Kinder. Kevin und ich bekommen das Sorgerecht für die Jungs, falls ihren Eltern etwas passieren sollte.«
»Justin Davis und Brian Mathews sind unsere Pflegekinder. Justin hat noch einen Freund, Jason. Er verbringt auch viel Zeit bei uns und gehört auch zur Familie.«
»Sechs Kinder? Mein Gott! Und sie sind alle schwul?«
»Wenn du das so sagst, könnte man denken, dass die ganze Welt plötzlich schwul geworden sei. Dem ist allerdings nicht so. Wir haben jede Menge Freunde, die nicht schwul sind. Aber zugegeben stehen uns diese größtenteils nicht so nah und wir verbringen nicht so viel Zeit mit ihnen. Die High School , auf die die Jungs gehen, hat über 3.000 Schüler. Wenn man davon ausgeht, dass angeblich jeder Zehnte schwul sein soll, dann gibt es noch viele andere.«
»Auch bei uns gibt es noch ein paar andere«, warf Rick ein. »Es gibt noch Philip und Ryan, die auch ein Paar sind. Sie sind die besten Freunde von David und Alex. Sie haben aber eigene Eltern. Dann gibt es noch Chad und Gage. Chads Onkel, Sam, hat zur Zeit das Sorgerecht für ihn, um seinen Eltern und da vor allem seinem Vater die Gelegenheit zu geben, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass sein Sohn schwul ist. Über Gage wissen wir nicht viel, außer dass er Chads Freund
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