Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
Platz fanden. Wir gingen hinein und die junge Frau am Empfang beschrieb uns den Weg zu Jerrys Zimmer.
Die Tür stand teilweise offen. Es brannte ein kleines Licht und wir konnten den Fernseher hören. Ich klopfte an die Tür.
»Herein«, hörten wir Jerry sagen.
Rick und ich öffneten die Tür und Jerry grinste, als er uns sah.
»Sieh an, wer da ist. Kommt rein, Jungs. Pat, das sind die beiden, von denen ich dir erzählt habe. Kevin, Rick, das ist mein Bruder Patrick.«
Patrick stand auf und gab uns die Hand. Er war so groß wie wir und ich schätzte, dass er in unserem Alter war. Er sah Jerry ziemlich ähnlich.
»Setzt euch doch«, sagte Jerry. »Woher wisst ihr, dass ich hier bin?«
»Entschuldigt mich bitte«, sagte Patrick. »Ich gehe kurz eine rauchen.«
»Okay, Pat«, sagte Jerry.
»Wir haben bei dir angerufen und wollten fragen, ob du nicht vorbei kommen willst. Ich habe mit Pfarrer Larson gesprochen und er hat mir gesagt, dass du hier bist. Was zum Teufel ist passiert?«
»Wollt ihr die für die Öffentlichkeit gedachte Fassung hören oder wollt ihr wissen, was wirklich passiert ist?«
»Was denkst du denn, Arschloch?«, sagte Rick.
»Das dachte ich mir. Letzten Samstag Abend habe ich eine Zeremonie für ein schwules Paar geleitet. Ich hatte sie direkt nach euch kennengelernt, aber wir kennen uns nicht so gut. Wir haben uns sogar im Fitness-Studio kennengelernt und wir gehen nur gelegentlich hinterher einen Kaffee trinken.«
»Ich wusste gar nicht, dass du noch trainierst«, sagte Rick. »Wann gehst du jetzt? Tagsüber?«
»Ja, ich habe abends zu viele Aufgaben, um auch noch trainieren zu gehen. Wie dem auch sei, es war eine wirklich schöne Zeremonie. Sie hatten dafür einen privaten Raum in einem Restaurant gemietet. Anschließend gab es Abendessen und etwas zu trinken. Mir fielen zwei Männer auf, die nicht wie ein Paar wirkten und sie stürzten sich auf den Alkohol. Ich dachte mir jedoch nichts dabei. Einer von beiden war der Bruder von einem des glücklichen Paares und der andere war scheinbar ein Freund. Ich gehe gerne als erster, weil viele Leute nicht so gerne feiern, wenn ein Pfarrer dabei ist. Also verabschiedete ich mich nach dem Dessert. Als ich noch einmal zur Toilette ging, bemerkte ich die beiden Typen in der Lobby, machte mir aber noch immer keine Gedanken darum. Als ich zu meinem Auto ging, folgten mir die beiden. Der Bruder war zwar keiner der Trauzeugen, aber ich dachte, er wollte mir ein Trinkgeld geben. Das ist zwar völlig unnötig, kommt aber häufig vor.«
»Ups, wir haben Onkel Ray kein Trinkgeld gegeben«, sagte ich zu Rick.
»Nein, aber dein Dad, Baby. Ich habe den Scheck vorher auf seinem Schreibtisch liegen gesehen und die Höhe war angemessen. Also mache dir keine Sorgen.«
»Gut. Sorry, Jerry. Erzähl weiter.«
»Kein Problem. Der Bruder packte mich jedenfalls am Kragen und spuckte mir ins Gesicht. ›Verdammter Wichser‹ , sagte er. › Das ist mein Bruder, den du da mit dieser dreckigen Schwuchtel verkuppelt hast‹ . Der andere Typ hatte plötzlich einen Baseball-Schläger in der Hand. ›Wir machen dich fertig‹ , sagte er und schlug mir mit dem Schläger gegen eine Kniescheibe und dann gegen die des anderen Beins. Ich ging zu Boden und schlug mit dem Kopf auf der Straße auf. Das verursachte ein leichtes Koma. Daraus bin ich vorgestern erst wieder aufgewacht.«
»Pfarrer Larson hat gesagt, du wärst gestern aufgewacht«, sagte ich.
»Das hat er wohl falsch verstanden. Es war vorgestern. Meine Eltern sind in Europa, aber mein Bruder war hier, als ich aufgewacht bin.«
»Wie fühlst du dich?«
»Als ich aufgewacht bin, hatte ich die schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens. Mittlerweile geht es mir aber ganz gut. Ich werde ein paar Monate auf Krücken unterwegs sein, aber ich kann morgen nach Hause.«
»Also hast du keine gebrochenen Beine?«
»Nein, zertrümmerte Kniescheiben. Hat dir Larry gesagt, dass ich gebrochene Beine hätte?«
»Larry? Du meinst Pfarrer Larson?«
»Ja.«
»Ja, er hat gesagt, du hättest zwei gebrochene Beine und hättest im Koma gelegen.«
»Es war ein leichtes Koma, ja. Aber es sind meine Kniescheiben, nicht die Beine.«
»Was ist mit den zwei Typen passiert?«
»Ich weiß es nicht. Die Polizei war ein paar Mal hier und ich habe ihnen alles erzählt, an das ich mich erinnern kann.«
»Hast du Anzeige erstattet?«
»Das ist Sache der Staatsanwaltschaft, aber bisher war noch niemand hier, um mit mir darüber zu
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