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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Carlile.
    »Wer ist in diesem Zimmer gewesen?«, fragte der Mini s ter barsch.
    »Niemand! Überhaupt niemand!«
    »Hören Sie, Carlile, die Pläne können sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Irgendwer hat sie weggeno m men. Ist Mrs Vanderlyn hier gewesen?«
    »Mrs Vanderlyn? O nein, Sir.«
    »Das nehme ich ihm ab.« Sir George schnüffelte. »Man würde es sofort riechen, wenn sie im Zimmer gewesen wäre!«
    »Es ist niemand hier gewesen«, beteuerte Carlile. »Ich kann das einfach nicht verstehen.«
    »Kommen Sie, Carlile, reißen Sie sich zusammen«, b e fahl Lord Mayfield. »Wir müssen der Sache auf den Grund gehen. Sie sind absolut sicher, dass die Pläne im Safe waren?«
    »Hundertprozentig.«
    »Sie haben sie dort mit eigenen Augen gesehen? Sie h a ben nicht bloß angenommen, dass sie sich bei den übr i gen Papieren befanden?«
    »Nein, nein, Lord Mayfield! Ich habe sie gesehen! Ich habe sie zuoberst auf den Schreibtisch gelegt.«
    »Und Sie sagen, dass niemand dieses Zimmer betreten hat? Haben Sie selbst den Raum zwischendurch verla s sen?«
    »Nein – das heißt… ja.«
    »Aha!«, rief Sir George. »Jetzt kommen wir der Sache schon näher!«
    Lord Mayfield sagte in scharfem Ton: »Wie um alles in der Welt…«
    Carlile fiel ihm ins Wort. »Unter normalen Umständen, Lord Mayfield, wäre mir natürlich nie eingefallen, das Zimmer zu verlassen, solange wichtige Dokumente hier herumliegen, aber als ich eine Frau schreien hörte…«
    »Eine Frau schreien?«, fragte Lord Mayfield verblüfft.
    »Ja, Lord Mayfield. Ich bin furchtbar erschrocken. Ich war gerade dabei, die Papiere auf den Schreibtisch zu legen, als ich den Schrei hörte, und rannte natürlich s o fort hinaus in die Halle.«
    »Wer hatte geschrien?«
    »Es war Mrs Vanderlyns französische Zofe. Sie stand blass vor Schreck auf der Treppe und zitterte am ganzen Leib. Sie sagte, sie habe einen Geist gesehen.«
    »Einen Geist gesehen?«
    »Ja, eine große weiß gekleidete Frau, die lautlos durch die Luft schwebte.«
    »Was für ein idiotischer Unsinn!«
    »Ja, Lord Mayfield, das habe ich auch zu ihr gesagt. Ich muss zugeben, sie schien sich deswegen auch etwas zu genieren. Sie ging nach oben, und ich ging wieder hinein.«
    »Wann war das?«
    »Etwa ein oder zwei Minuten bevor Sie und Sir George eintraten.«
    »Und für wie lang haben Sie den Raum verlassen?«
    Der Sekretär überlegte. »Zwei Minuten – drei im Höchstfall.«
    »Lang genug«, stöhnte Lord Mayfield. Plötzlich packte er seinen Freund am Arm.
    »George, der Schatten, den ich gesehen habe – der sich da vom Fenster wegbewegte. Das war er! Sobald Carlile aus dem Zimmer ging, stürzte der Mann hinein, packte die Pläne und rannte davon.«
    »Mist«, brummte Sir George.
    Dann legte er die Hand auf Lord Mayfields Arm.
    »Hören Sie, Charles, das ist wirklich eine üble G e schichte. Was, zum Teufel, fangen wir jetzt bloß an?«
     
     

3
    »Lassen Sie es wenigstens auf einen Versuch ankommen, Charles.«
    Es war eine halbe Stunde später. Die beiden Männer saßen in Lord Mayfields Arbeitszimmer, und Sir George war im Begriff, seine ganze Überredungskunst aufzubi e ten, um den Freund zur Annahme eines gewissen Vo r schlags zu bewegen.
    Lord Mayfield, der sich zunächst mit Händen und F ü ßen gegen die Idee gesträubt hatte, schien ihr allmählich nicht mehr ganz so abgeneigt.
    »Seien Sie doch nicht so verdammt dickköpfig, Charles«, bohrte Sir George weiter.
    »Weswegen sollen wir so einen albernen Ausländer ei n schalten, über den wir nicht das geringste wissen?«, mei n te Lord Mayfield zögernd.
    »Zufällig weiß ich eine ganze Menge über ihn. Der Mann ist fabelhaft.«
    »Hm!«
    »Hören Sie, Charles, es wäre eine Chance! Diskretion ist in diesem Fall das oberste Gebot. Wenn etwas durchs i ckert…«
    »Wieso wenn? Das kommt bestimmt heraus!«
    »Nicht unbedingt. Dieser Mann, Hercule Poirot…«
    »… wird hier erscheinen und die Pläne hervorzaubern wie der Zauberer die Kaninchen aus dem Zylinder, was?«
    »Er wird die Wahrheit herausfinden. Und auf die kommt es uns an! Hören Sie, Charles, ich übernehme persönlich die volle Verantwortung.«
    Lord Mayfield seufzte. »Na schön, meinetwegen. Aber ich sehe wirklich nicht ein, was dieser Wunderknabe au s richten kann…«
    Sir George griff zum Telefon.
    »Ich rufe ihn an – jetzt, auf der Stelle.«
    »Er wird längst im Bett sein.«
    »Er kann aufstehen. Zum Donnerwetter, Charles, Sie müssen dieser Frau das

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