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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mann kann ihr lang und breit von seiner Arbeit erzählen und dabei noch das Gefühl haben, dass die Dame ihn überaus int e ressant findet! Schon diverse junge Offiziere sind in i h rem Eifer, sich interessant zu machen, ein wenig weit gegangen, was ihrer Karriere nicht dienlich war. Sie haben Mrs Vanderlyn dabei nämlich ein bisschen mehr erzählt, als sie durften. Fast alle Freunde der Dame sind Offiziere – aber im vergangenen Winter beteiligte sie sich an einer Fuchsjagd in einer Grafschaft, die in der Nähe einer u n serer größten Rüstungsfabriken liegt, und schloss dort Freundschaften von ganz und gar nicht sportlicher Natur. Kurz gesagt, Mrs Vanderlyn ist eine sehr nützliche Person für…« Er zeichnete mit der Zigarre einen Kreis in die Luft. »Vielleicht sollten wir nicht zu deutlich werden. Sagen wir einfach, für eine europäische Macht – und möglicherweise auch für mehr als eine.«
    Sir George holte tief Luft. »Sie nehmen mir einen Stein von der Seele, Charles!«
    »Sie haben wirklich geglaubt, ich sei auf die Verfü h rungskünste unserer Sirene hereingefallen? Mein lieber George! Mrs Vanderlyns Methoden sind für einen abg e brühten alten Fuchs wie mich nun doch ein wenig zu durchsichtig. Außerdem ist sie, wie man zu sagen pflegt, nicht mehr die Jüngste. Ihren jungen Geschwaderko m mandeuren mag das nicht auffallen. Aber ich bin sech s undfünfzig, lieber Freund. Noch vier Jahre, und ich we r de ein widerlicher alter Mann sein, der kleine Debüta n tinnen belästigt.«
    »Ich war ein Dummkopf«, sagte Sir George entschuld i gend, »aber es kam mir ein bisschen komisch vor…«
    »Es kam Ihnen komisch vor, dass sie hier ist, sozusagen im engsten Familienkreis, und ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Sie und ich vertrauliche Gespräche über eine Erfindung führen wollen, die wahrscheinlich die Luftverteidigung revolutionieren wird!«
    Sir George nickte.
    »Genau das ist es«, fuhr Lord Mayfield lächelnd fort. »Das ist der Köder.«
    »Der Köder?«
    »Sehen Sie, George, wir haben nichts gegen die Frau in der Hand. Aber wir brauchen Beweise! Bis jetzt ist sie immer wieder entwischt, öfter als gut war. Sie ist immer vorsichtig gewesen – verdammt vorsichtig. Wir wissen, was sie getan hat, aber wir können ihr nichts beweisen. Wir müssen sie mit einem fetten Köder in die Falle l o cken.«
    »Wobei Sie mit dem fetten Köder unseren neuen Bo m ber meinen?«
    »Richtig. Der Bissen muss groß genug sein, dass sie b e reit ist, dafür jedes Risiko einzugehen – sich aus der R e serve locken zu lassen. Dann schnappen wir sie!«
    Sir George brummte etwas.
    »Na schön«, meinte er schließlich, »dagegen ist wohl nichts einzuwenden. Aber angenommen, das Risiko ist ihr zu groß?«
    »Das wäre schade«, erwiderte Lord Mayfield und fügte nach kurzer Pause hinzu: »Aber ich glaube es nicht.«
    Er erhob sich.
    »Wollen wir zu den Damen in den Salon gehen? Wir dürfen Ihre Frau nicht um ihre Bridgepartie bringen.«
    »Sie ist sowieso viel zu wild auf Bridge«, knurrte Sir George. »Kostet sie eine Stange Geld. Sie kann es sich nicht leisten, so hoch zu spielen, wie sie es tut, das habe ich ihr auch schon gesagt. Aber leider ist Julia eine richt i ge Spielernatur.«
    Während er um den Tisch ging und sich zu seinem Gastgeber gesellte, setzte er halblaut hinzu: »Na, ich hoffe nur, Ihr Plan klappt, Charles.«
     
     

2
    Im Salon war die Unterhaltung mehrmals ins Stocken geraten. Allein mit ihren Geschlechtsgenossinnen befand sich Mrs Vanderlyn für gewöhnlich im Nachteil. Jene reizende, teilnahmsvolle Art, die Angehörige des männl i chen Geschlechts an ihr so schätzten, fand bei Frauen aus irgendwelchen Gründen wenig Anklang.
    Lady Julia gehörte zu den Frauen, die sich entweder sehr gut oder sehr schlecht benahmen. In diesem Fall fand sie Mrs Vanderlyn unsympathisch und Mrs Macatta langweilig und machte keinen Hehl aus ihren Gefühlen. Die Unterhaltung schleppte sich deshalb dahin und wäre ganz versiegt, hätte sie Mrs Macatta nicht immer wieder in Gang gebracht.
    Mrs Macatta war zutiefst von sozialem Sendungsb e wusstsein durchdrungen. Eine Frau wie Mrs Vanderlyn ordnete sie sofort verächtlich in die Kategorie des nutzl o sen, parasitären Typs ein, mit dem sie nichts anzufangen wusste. Dafür versuchte sie Lady Julia für eine bevorst e hende Wohltätigkeitsveranstaltung zu interessieren, deren Organisation sie übernommen hatte. Lady Julia gab au s weichende Antworten und

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